Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
er glaubte nicht anders, als das müsse ein Traum sein. Endlich sprach er: „Wenn ihr mich zum Gemahl haben wollt, allerschönste Prinzessin, dann möchte ich das lieber, als alles Gold auf der ganzen Welt.“ Da bot sie ihm die Hand und er umarmte und küsste sie. Am folgenden Morgen, als er die Fensterläden öffnete, da stand sein Häuschen in einem prächtigen Garten mit den schönsten Blumen und Bäumen und nicht weit davon lag ein KönigsSchloss und eine große Stadt. Er wusste nicht, wo er stand und ob er wiederum seinen Augen trauen könne. Da sprach die Prinzessin: „Was du da siehest, ist alles dein, dein Schloss und dein Garten und dein Königreich.“ Und sie führte ihn in das Schloss und Beide wohnten darin und waren glücklich auf Lebenszeit.
Das treue Füllchen
Hans hatte sich beim Müller verdungen um drei Ohrfeigen, welche er dem Müller geben dürfte. Der Müller wäre ihn aber bald gern wieder los gewesen, hieß ihn in den Brunnen steigen und die Knechte, ihm einen Mühlstein nachwerfen. Aber der Mühlstein fiel dem Hans auf die Schultern, so dass sein Kopf durch das Loch schaute und Hans rief, als er aus dem Brunnen kam: „Seht meinen schönen Halskragen!“ und tanzte mit dem Mühlstein herum. Noch anderes versuchte der Müller, ihn in die andre Welt zu befördern, aber es nützte ihm nichts, er musste die drei Ohrfeigen aushalten Die erste gab Hans ihm mit zwei Fingern, davon lag er acht Tage krank, von der zweiten wäre er fast tot geblieben. Die dritte schenkte der gutherzige Hans ihm und zog weiter zu einem Schäfer, bei welchem er sich als Hirte verdingte.
Als er nun am folgenden Morgen das erste Mal austreiben wollte, sagte der Schäfer: „Hans, du kannst überall hintreiben, nur nicht auf die Riesenweide!“ „Es ist schon gut,“ sagte Hans und trieb gerade dahin. Er war kaum da, als schon ein Riese vom Berge her heranpolterte und rief: „Was hast du auf meiner Weide zu tun?“ „Das geht dich nichts an,“ sprach Hans und schlug ihn mit drei Fingern hinters Ohr, da fiel der Riese hin, so lang wie er gewachsen war. Abends erzählte Hans dem Schäfer die Geschichte, aber der schüttelte den Kopf und sprach: „Solch Ding tut wohl einmal gut, aber das zweite Mal nicht. Treibe die Schafe morgen einen andern Weg.“ „Es ist schon gut“ sprach Hans.
Am folgenden Morgen fuhr Hans mit der Herde abermals der Riesenweide zu. Sogleich erschien ein Riese vom Berge her, der rief: „Was hast du auf meiner Weide zu tun?“ „Das geht dich nichts an,“ sprach Hans und schlug ihn mit vier Fingern an die Ohren, so dass sie ihm sein Lebtag nicht mehr weh taten. Wer nun wüsste, was da jenseits der Berge für ein Land liegt, dachte Hans; wenn das nicht etwas ganz besonderes wäre, würden die Riesen nicht hier Wache stehn. Er ging zum Schäfer und sprach: „Nimm deine Herde zurück, ich bin des Schäferns müde und gehe in das Riesenland.“ Der Schäfer versuchte wohl, ihm abzurathen, aber Hans hörte nicht auf ihn und zog weg gegen die Berge hin.
Das war ein hoher, hoher Berg, den er da erklettern musste und hinter dem Berge lag ein tiefes, tiefes Thal, darin stand ein herrliches Schloss. Das gefiel dem Hans nicht schlecht. „Da muss es besser Leben sein als in des Müllers Haus und in des Schäfers Hütte“ sprach er und stieg den Berg hinab und ging in das Schloss hinein. Hei das war eine Pracht und Herrlichkeit, ein Zimmer schöner wie das andre und im letzten hingen lauter Riesenröcke. Dann ging Hans auch in den Stall, da standen drei Pferde und was für Pferde! Schöner gibt's keine in des Kaisers Marstall. Das erste war ein Schimmel, das andre ein Rappe, das dritte ein Brauner, und er ging und strich sie und klopfte sie, einen nach dem andern. Da hörte er plötzlich rufen: „Hans, Hans.“ Er guckte sich um, aber da war kein Mensch zu sehn. „Hans, Hans,“ rief es abermals und da merkte er, dass die Stimme aus der Ecke kam, wo der Schimmel stand und als er hinging, war das der Schimmel selber, der rief zum dritten Mal: „Hans, Hans.“ „Was hättest du gern?“ frug Hans. Der Schimmel antwortete: „Sattle mich, Hans, und reite auf den gläsernen Berg, aber lass dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein.“ „Mich festhalten?“ frug Hans, „dafür lass du mich sorgen.“ Er sattelte den Schimmel und ritt hinaus, da hinkte der Schimmel und schnappte, dass es zum Erbarmen war. Hinterm Schloss grade vor dem gläsernen Berg lag ein Dorf, als Hans
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