Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
nicht anzusehn und das ganze Dorf lachte und höhnte den armen Hans aus, der aber ein ganz vergnügtes Gesicht dazu machte. Am gläsernen Berg schüttelte sich der Rappe dreimal und da funkelte der ganze Hans von Gold und Edelsteinen, dass es nicht zu sagen ist, und des Rappen Sattel und Zaum war so kostbar, dass er seines Gleichen nicht hatte. „Nun halte dich fest im Sattel Hans und haue droben brav zu,“ sprach der Rappe, und Hans: „lass mich nur gehn, ich kenne das Ding schon.“ Wie der Wind sprengte der Rappe jetzt den Berg hinan und grade auf den Turnierplatz zu. Dießmal räumte der Hans aber unter den Rittern auf! Er schlug auf sie los, dass die Stücke von den Helmen und Panzern fuhren und Schwerter und Schilde zerbrachen. Da fingen plötzlich die Trompeten an zu blasen und Hans wandte seinen Rappen, um nach Hause zu sprengen. Aber der König hatte Befehl gegeben das Tor des Platzes zu schließen und wollte den Hans fangen, tot oder lebendig, stand auch selber mit bloßem Schwert an dem Tor. Als der Hans dahin kam und sich eingeschlossen sah, lenkte er seinen Rappen ein wenig zurück und setzte über das Tor hinweg, da schlug der König mit dem Schwerte nach ihm, um ihn wenigstens zu zeichnen. Hans hatte aber eine so harte Haut, dass die Spitze des Schwertes darin stecken blieb und abbrach. „Jetzt wollen wir ihn schon kriegen“ sprach der König.
Am folgenden Tage schickte der König von dem gläsernen Berge nach allen Seiten Boten aus, welche verkündigen mussten: „Der Ritter in dessen Bein des Königs Schwertspitze steckt, soll die Prinzessin zur Gemahlin bekommen.“ Da brach mancher Ritter ein Stück von seinem Schwert ab, bohrte es in sein Bein und ließ sich zum König tragen, aber sie fuhren alle mit Schande ab, denn keine der Spitzen paßte an des Königs Schwert. Hans hatte Anfangs seine Wunde nicht geachtet, denn die Schwertspitze galt ihm so viel, als unser einem ein Splitter Holz. Nach und nach aber eiterte die Wunde und wurde so schlimm, dass er nicht mehr gehen konnte und einen Arzt holen lassen musste. Als dieser die Wunde sah und die Schwertspitze herauszog, sprach er: „Warum meldet ihr euch nicht an des Königs Hof, da ihr doch des Königs Tochter zur Gemahlin bekommen könnt? Denn das ist des Königs Schwertspitze, seine Krone steht darauf.“ „Ei sage du es ihm, wenn du Lust hast und dir einen Botenlohn verdienen willst“ sprach Hans. Da verband der Arzt die Wunde schnell und eilte zum König. Dieser setzte sich in einen stolzen Wagen und fuhr sogleich zu Hans. Als er in das Zimmer des Schlosses kam, wo Hans zu Bette lag, erkannte er ihn sogleich und rief: „Du tapferster von allen Rittern, warum hast du dich mir nicht eher zu erkennen gegeben? Wie freue ich mich, dass ich dich finde!“ „Es ist ja immer noch früh genug,“ sprach Hans. „Wann soll denn die Hochzeit sein?“ „Wenn du erst wieder gesund bist,“ antwortete der König. „Dann lasst nur schnell Anstalt dazu machen,“ sprach Hans und sprang aus seinem Bett auf; „der Mückenstich an meinem Bein hat nichts zu bedeuten.“ So wurde die Hochzeit mit großer Feierlichkeit begangen und Hans war ein königlicher Prinz.
Nach einem Jahre gebar die Prinzessin ihm einen Sohn und kaum war der auf der Welt, so warf der Schimmel im Stall ein Füllen. „Das hat also sein sollen und muss seine Bedeutung haben“ sprach Hans. „dass mir das Füllchen nur gut gepflegt werde!“ Er hatte aber nicht lange Freude an dem Knaben und dem Füllchen, denn als Beide ein Jahr alt waren, brach ein Krieg aus und Prinz Hans zog ins Feld und blieb sieben Jahre aus, denn so lange währte der Krieg. Der Knabe wuchs aber mit dem Füllchen auf und als er drei Jahre alt war, ritt er schon auf ihm und Beide hatten einander so lieb, dass sie stets beisammen waren, vom Morgen bis zum Abend.
Hans hatte in seiner Stadt einen Hofjuden wohnen, der mauschelte der Prinzessin so viel vor, dass sie dem Hans ihre Treue brach und mit dem Juden hielt; es war überhaupt nicht manch gutes Haar an ihr. Das dauerte also über sechs Jahre lang, da kamen Boten, welche meldeten, dass Prinz Hans bald zurückkehre, da er all seine Feinde geschlagen habe. Da sprach der Jud: „Au waih geschrieen, wenn der Prinz heim kommt und der kleine Bub ihm sagt, dass wir zu einander gehalten haben. Du musst den Buben töten, wenn er nicht plaudern soll.“ Sprach das ruchlose Weib: „Das will ich schon wenn ich nur wüsste, wie ich das anfangen soll.“ Der Jud gab
Weitere Kostenlose Bücher