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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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Blicken. Nach Jahresfrist schenkte seine Frau ihm ein Kind. Da träumte ihm in einer Nacht der Stein tue den Mund auf und sage: „Du kannst mich erlösen, wenn du dein Kind schlachtest und mich mit seinem Blut bestreichst.“ Das war doch gar zu hart für ein Vaterherz, welches eben erst seines Kindes froh zu werden denkt; darum überredete er sich leicht, der Traum sei eben nur ein Traum, wie alle andern. In der zweiten Nacht träumte ihm aber dasselbe und da fing er an, sehr traurig darüber zu werden. In der dritten Nacht wiederholte sich der Traum noch einmal und der Salzstein sprach noch dazu: „Wenn du mich heut nicht erlösest, dann bin ich für ewig zum Stein verwünscht.“ Da dachte der Prinz, er dürfe nun nicht zögern und müsse Treue mit Treue lohnen. Er stand mit Tagesanbruch auf, nahm das Kind aus der Wiege, seinen Hirschfänger von der Wand und ging in die Stube, wo der Salzstein stand. Da küsste er das arme Kind noch einmal und hob das Mordmesser, um es zu schlachten, doch da war der Stein plötzlich lebendig und Paul hielt ihm den Arm, ehe noch dem Kinde ein Leides geschah. Jetzt war die Freude erst groß! Im ganzen Schloss kehrte ein anderes Leben ein, denn alle Leute hatten den getreuen Paul nun doppelt so lieb. Der Prinz aber schenkte ihm eine Grafschaft in der Nähe von der Hauptstadt und es verging kein Tag, wo die Beiden sich nicht gesehen hätten.
     

Der Schäferssohn und die zauberische Königstochter
    Es war einmal ein Schäfer, der hütete seine Schafe Tag für Tag auf einer Wiese vor einem verhexten Walde, in den er sich nie zu gehen getraute. Eines Tags war ihm seine Pfeife ausgegangen, und da er Feuer schlagen wollte, merkte er, dass er seinen Stahl verloren hatte. Zugleich sah er, dass vor ihm der ganze Wald in Flammen stand. Nach Hause laufen konnte er nicht und Feuer musste er haben, also fasste er sich ein Herz und ging auf den Brand zu, um sich seine Pfeife anzustecken. Er war aber kaum daran, so hörte er sich ganz aus der Nähe bei Namen rufen. Er blieb stehen und sah sich um, da rief es noch einmal, es war aber Niemand da. Endlich, als es zum dritten Male rief, sah er vor sich auf der Erde eine große Schlange, die kam aus dem Feuer hergekrochen und sagte, sie wolle ihn glücklich machen auf sein Lebtag, wenn er mit ihr in den Wald gehen wolle. Der Schäfer war ein armer Kerl und sagte ja. Nun kroch das Gewürm vor ihm her, gerade in den Wald hinein; das Feuer war fort, denn es war nur ein Blendwerk gewesen, um ihn anzulocken. Sie kamen immer tiefer in den Forst hinein, endlich hielt die Schlange bei einem Haselbusch und hieß ihn eine Gerte brechen. Als er es getan hatte, kroch sie wieder vorwärts, und der Wald ward immer dichter und dunkler. Sie kamen noch an zwei andere Haselbüsche: bei jedem hieß ihn die Schlange still halten und eine Gerte brechen, und an jede Gerte musste er sich ein besonderes Zeichen machen, um sie nicht mit den andern zu verwechslen. Endlich, als der Wald so dicht war, dass man fast nicht mehr hindurch konnte, und der Schäfer so müd, dass ihn die Beine nicht mehr tragen wollten, standen sie vor einem hohen Schloss mit einem großen starken Tor. Da hieß ihn die Schlange mit der ersten Gerte dawiderschlagen, und alsbald sprang es auf. Sie kamen durch einen langen dunklen Gang in einen Hof, darin stand ein anderes Schloss mit einem noch stärkeren Tor. Er musste mit der zweiten Gerte dawiderschlagen, und es ging wieder durch einen dunklen Gang in einen schönen Hof, worin ein Schloss mit einem noch viel stärkeren Tor stand. Das musste er mit der dritten Gerte aufmachen. Jetzt führte ihn die Schlange treppauf, treppab, bis in ein wunderschönes Zimmer. „Dein Glück ist halb vollbracht,“ sprach sie, „um es ganz zu vollbringen, musst du sieben Jahr lang hier in dieser Kammer bleiben und nicht vor die Thür gehen. Auf deinem Tisch wirst du immer Alles finden, was du nur brauchen und wünschen kannst. Das Geschirr von deinem Essen und Alles, was du nicht bei dir behalten willst, musst du zum Fenster hinauswerfen, nie aber darfst du nachsehn, wo es hinfällt.“ Als sie das gesagt hatte, machte sie sich fort zur Thür hinaus und der Schäfer wünschte sich gleich einen ganzen Tisch voll Essen und Trinken. Er aß und trank sich satt und warf dann das Geschirr zum Fenster hinaus, kümmerte sich auch sehr wenig darum, wo es hinfiel.
    So lebte er fort bei drei Jahre, da war die Langeweile so groß geworden, dass er gar nicht mehr wusste, was er

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