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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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die musst du mir zu liebe unter die Dachtraufe vergraben, es soll dir nicht vergessen sein.“
    Wie das Pferd gesprochen, so geschah es; die Köchin begrub die Schürze mit den drei Blutstropfen unter der Dachtraufe, und des andern Morgens war ein wunderschöner Weißkirschbaum voll der schönsten Kirschen daraus hervorgewachsen. Als die Prinzessin aus ihrem Schlafgemach herunter kam, sah sie den Baum. Da ging sie zu ihrem Vater und sprach: „Den Baum im Hofe leid ich nicht, der Zimmermann muss kommen und ihn mit dem Beil umhauen.“ Die Köchin hatte es aber wieder gehört und ging hinab und sprach: „Ach armer Baum, du tust mir leid, der Zimmermann soll kommen und dich mit dem Beil umhauen.“ Da sprach der Baum: „Und wenn der Zimmermann kommt und mich mit dem Beil umhaut, so musst du mir zu lieb drei Späne von mir nehmen und sie in den Teich der Prinzessin werfen.“ Wie der Baum gesprochen, so geschah es; die Köchin warf die drei Späne in den Teich der Prinzessin und des andern Morgens schwammen drei goldene Enten darauf. Als die kluge Königstochter in den Garten kam und die Enten sah, so sprach sie: „Die Enten leid ich nicht.“ Sie nahm ihren Bogen und schoss zweie davon tot, die dritte aber gefiel ihr so gut, dass sie sich in einen Kahn setzte und ihr nachruderte, bis sie sie gefangen hatte. Des Abends nahm sie die Ente mit in ihre Schlafkammer, wo auch das gestohlne Schwert an der Wand hing. Das tat gut bis um Mitternacht, da packte die Ente das Schwert auf und flog damit fort bis in das Nachbarland. Hier wurde sie wieder zum General, der ging zu seinem König und zeigte ihm das wiedergefundene Schwert. Da gab es große Freude im Schloss und des andern Tags zog der Schäfer wieder gegen den Feind. Als die feindlichen Soldaten tot waren, eroberte er die Hauptstadt und machte den König mit seiner ganzen Familie nieder, die gute Köchin aber nahm er zur Frau und sie waren König und Königin und hielten gute Nachbarschaft mit dem andern König und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch.
     

Vom Räuberhauptmann Hans Kühstock
    Ein armer Bauersmann hatte einen Sohn. Als dieser etwa fünfzehn Jahre alt war, schickte er ihn in die Stadt, da solle er sich einen Dienst suchen und ein Handwerk lernen. Der Junge ging seines Wegs daher, als ihm ein feiner Herr begegnete und ihn fragte: „Wohin geht die Reise?“ „In die Stadt, wo ich mir einen Meister suchen soll,“ sprach der Junge. „So gehe mit mir, ich lehre dir ein Handwerk, das seinen Mann ernährt,“ sagte der Herr und der Junge folgte ihm. Sie kamen in einen Wald und zu einer Höhle, da saßen elf Räuber und der feine Herr war der zwölfte. Er zeigte dem Jungen große Haufen von Gold und Silber, welche in der Höhle lagen und fragte ihn: „Wie gefällt dir das? So reich möchtest du auch wohl werden nicht wahr?“ „Ihr versteht das schönste Handwerk auf der Welt und das einen goldnen Boden hat“ sprach der Junge. „Bei euch gehe ich gern in die Lehre.“ Jetzt aßen und tranken sie zusammen und waren guter Dinge bis es Abend wurde. Da gab ihm der Räuber einen Stock, vor dem alle Türen sprangen und sprach: „Nun geh und arbeite, ob du etwas verdienst.“ Da ging der Junge und arbeitete in andrer Leute Geldbeutel so lange bis er zweihundert Taler zusammen hatte, und dabei bekam er keine Schwielen in die Hände, denn alle Schlösser öffneten sich ihm, sobald er sie nur mit dem Stock berührte. Als er in die Höhle zurückkam und seinen Verdienst auf den Tisch zählte, sprach der eine Räuber: „Viel ist's zwar nicht, aber immer doch etwas, morgen musst du fleißiger sein.“ In der folgenden Nacht brachte er dreihundert Taler mit und der Räuber sagte: „Dießmal geht's schon besser, aber man merkt dir noch immer an, dass du ein Anfänger bist.“ Da kam er in der dritten Nacht mit vierhundert Talern wieder. „Du machst schon Fortschritte,“ sprach der Räuber, „und von heut an bist du Geselle. Du kannst aber die Nacht noch Meister werden, wenn du Mut hast. Heute ist einer von uns gegangen, um einen Ochsen zu stehlen, wenn du ihm den unterwegs nimmst, dann bist du unser Mann.“ „Es kommt auf einen Versuch an,“ sprach der Junge, „lasst mich mir nur etwas aussuchen, was ich dazu nötig habe.“ Da ging er tiefer in die Höhle, nahm sich eine silberne Säbelscheide, verkleidete sich in einen Bettler und machte sich auf den Weg. Im Walde setzte er sich an die Landstraße hin und legte die Scheide neben sich. Bald

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