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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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will er ihn haben, reitet er aber drauf, so fliegt der Gaul mit ihm in die Türkei zurück.“ „Rucke di guck, was ist da zu machen?“ „Rucke di guck, Einer muss den Gaul totstechen, darf aber nicht sagen warum, sonst wird er bis an die Brust zu Sandstein.“ „Rucke di guck, ei was du sagst!“ Als sie so gesprochen hatten, hoben sie ihre Flügel wieder und flogen weiter. Paul hatte aber Alles verstanden, denn er war im Walde geboren und hatte da den Vöglein fleißig zugehorcht, bis er ihre Sprache verstand. Jetzt dankte er Gott von Herzen für diese Gabe.
    Am folgenden Abend wollte Ferdinand in den Mastkorb steigen, aber Paul sprach: „Lasset mich hinein, es ist besser so.“ Da gab Ferdinand nach und Paul wachte auch diese Nacht. Gegen Mitternacht kamen abermals die zwei weißen Tauben geflogen, die setzten sich auf den Mast und plauderten zusammen. Die eine sprach: „Rucke di guck, noch einen Tag, dann sind die drunten zu Hause.“ „Rucke di guck, der Prinz mag sich zu Hause in Acht nehmen“ sprach die andre. „Rucke di guck, wie meinst du das?“ „Rucke di guck, der Sultan schickt eine große Kreuzspinne aus, die kriecht an der Decke über den Hochzeitstisch und lässt ihr Gift in Ferdinands Becher fallen, wenn er daraus trinkt, stirbt er auf der Stelle.“ „Rucke di guck, was ist da zu machen?“ „Rucke di guck, wer's weiß wirft den Becher um, dann verplatzt die Kreuzspinne, sagt er aber warum er's getan, dann wird er zu einem Salzstein.“ „Rucke di guck, ei was du sagst!“ Da hoben die Täubchen die Flügel wieder und flogen weg.
    Am folgenden Tage landete das Schiff und da war eine große Freude in der Hauptstadt. Sobald es bekannt wurde, der Prinz sei wieder da, zog alles Volk hinaus und begrüßte ihn mit großer Freude. Als er nun seinen festlichen Einzug hielt, da musste die Sultanstochter zu seiner rechten Seite reiten und Paul zu seiner linken denn er sprach: „Diesen Beiden verdanke ich meine Freiheit und mein Leben und ich will sie hoch ehren bis zu meinem Tode.“ Die alte Königin seine Mutter fuhr in ihrem Wagen hinterdrein. Als sie über den Markt kamen, hielt da ein Mann mit einem wunderschönen Pferde, welches dem Prinzen so sehr gefiel, dass er es sogleich kaufte und sich drauf schwingen wollte. Doch da sprang Paul hinzu, zog sein Schwert und durchstach den Gaul, dass er sogleich tot hinstürzte. Ferdinand schaute ihn erstaunt an und sprach: „Was machst du und warum verdirbst du mir meine Freude?“ „Das ist der pure Neid, mein Sohn,“ sprach die alte Königin, welche den Paul nie hatte leiden können, und Paul konnte nichts sagen als: „Das musste so sein, fraget mich nicht weiter.“ Da ging der Zug weiter zum Schlosse und am folgenden Tage war schon die Hochzeit. Als nun alle fröhlich an der Tafel saßen, da aß Paul nichts und trank nichts und schaute nur stets nach der Decke. „Siehst du wie er sich ärgert, mein Sohn? Das ist der pure Neid,“ sprach die alte Königin. Da sah Paul wie die Kreuzspinne aus einer Ecke des Zimmers herankroch und sich mit ihrem schwarzen giftigen Leibe gerade über des Prinzen Becher hing, auch wie sie das Gift fallen ließ, einen Tropfen und noch einen und noch einen. Da griff der Prinz zu dem Becher, aber Paul warf den Becher im selben Augenblicke um, so dass der Wein über die Tafel floss. „Da siehst du es deutlich, mein Sohn, dass er vor Neid nicht weiß was er tut,“ sprach die alte Königin. „Ich an deiner Stelle würde ihn sogleich ins Gefängniß werfen.“
    Nach der Tafel rief der Prinz Paul zu sich, ging mit ihm in den Garten und sprach: „Nun sage mir doch Paul, warum hast du denn das schöne Pferd erstochen und meinen Becher umgeworfen?“ „Das darf ich nicht sagen, darum zwingt mich nicht dazu, es wäre mein Unglück und euch brächte es doch kein Glück,“ sprach Paul, doch der Prinz drang in ihn, er müsse es sagen, damit die alte Königin nicht ferner so schlecht von ihm denke. Da konnte Paul zuletzt nicht mehr widerstehen und sagte ihm, warum er das Pferd erstochen habe und sogleich wurde er bis an die Brust zu Salzstein. „Bin ich soweit zu Stein geworden, dann will ich es auch ganz werden“ sprach er und erzählte auch, warum er den Becher umgeworfen habe und zugleich stand er regungslos da.
    Da war Ferdinand sehr betrübt und jammerte laut, dass er eine so große Treue so schlecht belohnt habe. Er ließ den Salzstein in das Schloss tragen, ging jeden Tag zu ihm und betrachtete ihn mit betrübten

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