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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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rückte der Abend heran, und er legte sich schlafen auf einen Ameisenhaufen; da kamen in der Nacht die Ameisen und stachen ihn. Mehrere tödtete er und wollte endlich ein Feuer anzünden, um sie alle zu verbrennen. Da schrien sie: „Lorenz, verschone dein Volk, du weißt nicht, wie es dir dienen kann.“ Ei, denkt er, wenn dir die Ameisen dienen können, so lässt du sie leben, geht also sogleich in der Nacht weiter und verschont sie.
    Als es weiter auf den Tag kam, gelangte er an einen Teich mit vielen Enten. Auf die eine davon legte er aus Hunger an, denn er gedachte sie sich in seinem Feldkessel zu kochen. Da schrien die Enten: „Lorenz, verschone dein Volk, du weißt nicht, wie es dir dienen kann.“ Da ging Lorenz hungrig am Wasser herunter, und gegen Sonnenuntergang sah er von weitem zwei Jungfern sich baden. Als er näher kam, schaute ihn die eine der Jungfrauen an und sprach: „Der ist unser Erlöser.“ Da fragten sie ihn nach seiner Reise, und er erzählte, dass er darum sich aufgemacht habe, weil der Geist ihm zugerufen habe, er solle König werden. Ehe die Jungfrauen von ihm fortschwammen, sprach die, welche bisher schon das Wort geführt hatte: „Zwei Aufgaben musst du lösen, dann sind wir erlöst und du wirst König. Sieh her, jetzt werf' ich ein Bund Schlüssel ins Wasser; hole sie wieder vom Grunde hervor, - das ist die erste Aufgabe, welche du lösen musst.“ Damit waren beide Jungfern verschwunden. Lorenz stand staunend am Wasser und hielt es für unmöglich, dass er hinab könne, um die Schlüssel zu holen. Plötzlich aber kamen viele Enten an und fragten, warum er so traurig wäre. Da sagte er: Ach, er könne vor Hunger und Traurigkeit kaum mehr reden; doch möchten sie das Bund Schlüssel heraufholen, das die Jungfer ins Wasser geworfen habe.
    Da verschwanden die Enten, und bald kam eine von ihnen wieder mit dem Bund Schlüssel empor. Das brachte sie Lorenz und bedankte sich noch bei ihm, dass er sie vorher nicht geschossen hatte. Als Lorenz die Schlüssel in der Hand hielt, stieg sogleich ein Schloss aus dem Wasser empor und stand gar stattlich am Ufer. Und als Lorenz auf das Schloss zuging, kam die zweite der nackten Jungfern. Sie schüttete tausend Scheffel Rübensamen vor dem Schlosse umher und sagte, wenn er die in einen Sack zusammengesucht hätte, so möge er die Schlüssel in das Schloss stecken. Da war die Jungfer verschwunden und Lorenz hatte noch immer nichts gegessen. Er rang seine Hände und warf sich vor Hunger auf der Erde umher. Plötzlich erschienen viele, viele Ameisen und die eine fragte, was ihm fehle. Lorenz erzählte, dass er den Rübensamen wieder in einen Sack lesen solle, und da wurden die Ameisen auf einmal so geschäftig und lasen den Rübensamen alle in einen Sack. Lorenz brauchte nur den Sack zuzubinden. Auch bedankten sich die Ameisen, weil er sie in jener Nacht nicht verbrannt habe. Nun steckte Lorenz den einen der Schlüssel ins Schloss der Burg und öffnete die Thür. Wie er eintrat, kamen die beiden Jungfern auf ihn zu, beWirteten ihn aufs kostbarste und Alles war voll Freuden und Musik, und Ameisen und Enten waren sämmtlich Diener der beiden Jungfern, welche verwünschte Prinzessinnen waren. Da heiratete Lorenz die erste der beiden Jungfern, die aus dem Wasser zu ihm gesprochen hatte, und lebt als ein mächtiger König noch voller Freuden mit ihr bis auf den heutigen Tag.
     

Der Prinz und der Zauberer
    Es war einmal ein Prinz, der trieb sich alle Tage in Wirtshäusern umher und verzehrte all sein Geld. Darüber hatten seine Eltern große Sorgen, weil sie alle Augenblicke eine lange Rechnung zu bezahlen hatten, die sich gewöhnlich sehr hoch belief, denn ihr Sohn hatte auch eine ganze Menge lustiger Kameraden, die mit ihm zechten. Nun wussten die Eltern keinen Rath, wie sie dem Dinge abhelfen wollten und zuletzt wurden sie einig, ihn in die Fremde zu schicken. Sie taten dies auch und der König, sein Vater, gab ihm tausend Taler und ließ ihn damit in die Welt ziehen. Er ritt auf seinem prächtigen Hengste fort, der lief so schnell, dass er, als es Abend ward, in eine Stadt kam, die schon zwanzig Meilen von seines Vaters Schloss entfernt lag. Da ging er in das Wirtshaus und ließ sich eine prächtige Tafel bereiten. Als er sich satt geschlemmt hatte, wollte er Karten spielen, aber in dem Orte kannte kein Mensch das Spiel, welches er spielen wollte. Darüber war er sehr ungehalten und drohte Alles tot zu schlagen, wenn sie ihm keinen Spieler anschafften,

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