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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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Briefchen hinein und befiehlt dem Hunde, sich von Niemandem anders als von der Prinzessin das Tuch abbinden zu lassen. Der Hund wird einige Mal von den Soldaten zurückgetrieben, schleicht sich aber endlich durch und gelangt in das Hochzeitszimmer. Er kriecht unter den Tisch zu der Prinzessin Füßen und zerrt an ihrem Gewande. Die Prinzessin liest den Brief, tut nach dem Verlangen ihres wahren Erlösers eine von den Schüsseln, die auf der Königstafel standen, in das Tuch und damit kehrt der Hund in den Gasthof zurück. Der König, welcher sah, wie seine Tochter dem Hunde die Speise übergab, hieß seinen treuesten Diener ihm nachfolgen. Der fand den Glücksvogel im Wirtshause, wie er eben mit seinem Bruder sich an den Tisch setzte, um die Speise von Königs-Tafel zu verzehren. Da erfuhr der treue Diener des Königs von dem Glücksvogel Alles und sah auch die sieben rechten Drachenzungen. Nun ward der Glücksvogel mit seinem Bruder in der Kutsche nach dem Königshofe gebracht, die Prinzessin bekannte, dass er ihr wahrer Erlöser sei, und er musste über den falschen Erlöser das UrTeil sprechen. Der ward in eine mit Nägeln beschlagene Tonne gesteckt und die Tonne wurde den Berg heruntergerollt.
    Der Glücksvogel freite jetzt die Prinzessin und der Alte erkannte ihn als König an.
    Nun aber hört, was sich mit dem Pechvogel noch begeben hat. Der Glücksvogel ging, seit er König war, wie andere Könige auch tun, tagtäglich auf die Jagd, um sein Leben zu genießen; der Pechvogel aber saß unterdessen zu Hause im Palaste bei der schönen Königin. Da kamen dem Glücksvogel auf der Jagd einmal Gedanken, was wol der Pechvogel daheim immer bei seiner Frau zu tun habe. Ein König ist auch nur ein Mensch, und darum achtete der Glücksvogel des schönen Hirsches nicht, der sich eben auf Schussweite ihm näherte, sondern ritt heim zu seiner Frau, und da fand er den Pechvogel, wie er vor ihr saß und sie anschaute. Da wurde er eifersüchtig und in der Eifersucht fühlte er sich so recht als König, zog sein Schwert und hieb den Pechvogel in Stücken.
    Nun beteuerte aber die Königin ihrem Gemahl ihre und seines Bruders Unschuld. Niemals habe dieser Ungebührliches von ihr verlangt. Nur einmal, wie er sie auch wieder so angeschaut, habe er sie um einen Kuss gebeten und den habe sie ihm nicht gegeben.
    Da gereute es den König was er getan, und er erinnerte sich der Hexensalbe, welche die Alte ihm auf den Weg gegeben hatte. Damit bestrich er den Pechvogel, sodass dieser abermals lebendig wurde. Und wenn sie noch nicht gestorben sind, so jagt der König heute noch nach dem Hirsche, und der Pechvogel sitzt heute noch bei der Königin.

Der Mann ohne Leib
    In Stolberg war einmal ein Glockengießer, der hatte einen Lehrling, welcher funfzehn Jahre alt war und hatte in Arbeit eine große Glocke. Er sagte dem Lehrlinge, er möge Acht geben und ihn wecken, wenn das Metall lauter wäre. Der Lehrling aber gießt die Glocke selbst und weckt den Meister erst, als sie gegossen ist. Der erstaunte, als der Jüngling die Glocke schon gegossen hatte, und sagte: er solle sterben, wenn die Glocke einen Fehler habe. Glücklicherweise war die Glocke wohl geraten, als sie herausgebracht wurde, und nun berathschlagte sich der Glockengießer mit seiner Frau, weil er in dem Jungen einen künftigen Nebenbuhler erblickte und stach ihm die Augen aus. Einige Jahre hatte der Knabe so verlebt, da beschloss er, den Meister, der ihn in seiner Blindheit hatte ernähren müssen und der ihn oft schlecht behandelte, zu verlassen, ging fort und geriet unter einen Galgen, wo kürzlich mehrere Räuber erhängt waren. Unter dem Galgen hatte sich alles Federvieh versammelt, es fehlte nur noch Ein Vogel, das war der Rabe. Als der Rabe endlich kam, schalt der Adler, der der Meister der Vögel war, ihn wegen seines langen Ausbleibens; der Rabe aber sagte: er hätte unterdessen erfahren, dass morgen ein Thau fiele, wenn Jemand sich damit wüsche, so könne er sehen und wenn er noch niemals Augen gehabt hätte. Das hörte der Blinde unter dem Galgen, verharrte allda bis an den nächsten Morgen, wischte sich dreimal mit dem Thau die Augen und konnte nun wieder sehen. Jetzt setzte er seine Reise fort und kam in ein dickes Holz, da hörte er ein Winseln. Das kam von einem Pferde, auf dem ein Löwe, ein Windhund, ein Rabe und eine Ameise saßen, und von dem sie den Ritter schon verzehrt hatten. Sie riefen den Lehrling herbei und der Löwe gebot ihm, das Pferd unter sie zu

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