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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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lange regiert, da kam in der Nacht eine Erscheinung an sein Bett und redete ihm zu, dass er aufstehen und ihr nachfolgen solle. Er aber blieb ruhig liegen. Die Erscheinung kommt in der nächsten Nacht wieder, er erhebt sich auch jetzt nicht von seinem Lager und so kommt sie auch in der dritten Nacht. Da ist der junge König schon munter, als sie kommt, denn er hat der Sache nachgedacht und ist entschlossen, ihr zu folgen. Wie der König sich ankleidet, spricht sie: Er solle auch Hacke und Geschirr mitnehmen, denn er müsse an einem großen freien Platze etwas aufroden.
    Der König sucht in seinem Schlosse das Geschirr, nimmt es über die Schulter und folgt der Erscheinung. Die führt ihn auf einen großen freien Platz und weist ihn an, dort aufzuroden. Der junge König, der sehr stark gewesen ist, beginnt mächtig mit Hacke und Schaufel zu arbeiten, und in großen Tropfen rinnt ihm der Schweiß von der Stirn. Endlich stößt er auf große Eichenbohlen, die er nicht heben kann, und da blickt er zum ersten Mal von seiner Arbeit auf, um die Erscheinung zu fragen, was er nun tun soll, aber die ist verschwunden.
    Darauf geht der König in tiefen Gedanken aufs Schloss zurück und schickt zu dem alten treuen Diener seines Vaters. Der war nach dem Tode des alten Königs in die Stadt herunter gezogen und da lebte er behaglich von dem Gelde, das ihm ausgesetzt war, wie nun so ein alter treuer Diener auf seine letzten Tage von seinem Gnadengehalte lebt. Der alte Diener kam am Stabe daher gewankt und sagte auf Befragen darüber, was wol die Ursache der Erscheinung gewesen wäre, aus, dass der verstorbene König Freundschaft mit dem Könige der toten gehabt und ein Vermächtniß mit ihm gestiftet hätte, und dass damit die Erscheinung zusammenhängen werde. Wenn der junge König ihm folgen wolle, so getraue er sich wol noch den Weg nach dem Schlosse zu finden, wo der König der toten wohne, denn er habe seinen Vater oft dahin begleitet.
    So ging der junge König zu dem Könige der toten, und der alte Diener hinkte am Stabe als Wegweiser neben ihm her. Durch Wildniß, Gestrüpp und Dornenhecken gelangten sie zu dem alten verfallenen Schlosse, wo der König der toten wohnte. Da sah es aus wie in einem verwünschten Schlosse, denn es war Alles mit Moos bewachsen, der Wallgraben und das Tor, das alte verfallene Schloss selber mit dem BurgTurme, die Hausflur, der Rittersaal, alle Zimmer, die Stühle und Tische darin, die Leuchter, ja selbst die Weinkannen und das andere Geschirr, das da umherstand. Es war aber kein verwünschtes Schloss, denn der König der toten ging darin umher als Hausherr, kam auf sie zu und fragte nach ihrem Begehren. Sie sahen sogleich, dass er bei guter Laune sei, und wie der junge König erzählt hatte, was ihm begegnet war, sagte er: Die Erscheinung sei der Geist seines Vaters gewesen, der habe einen großen Schatz unter seine Gewalt gegeben, den solle der Sohn nach seinem Tode lösen, und wenn sie ein wenig warten wollten, so wolle er sogleich einen Spiegel herbeiholen, dessen er dabei bedürfe.
    Hierauf verlässt sie der König der toten auf kurze Zeit und kommt dann mit dem Spiegel wieder zurück. Jetzt eröffnet er dem jungen König, es wäre ein unermeßlicher Reichtum in dem Schatze, den sein Vater ihm habe aufheben lassen. „Es sind sechs große weibliche Bilder von Gold, sprach er. Das siebente aber musst du, o König, zuvor selbst dazu suchen, ehe du die sechs goldenen Frauenbilder erhältst, und es muss schöner und besser sein als die sechs goldenen. Mache dich also auf und suche das siebente Frauenbild, das schöner ist als die sechs goldenen. Nimm den Spiegel und gehe in die Welt, und triffst du ein Mädchen an, das schön ist und dir gefällt, so blicke in den Spiegel. Der Spiegel zeigt sie dir alsdann ganz wie sie ist, und hat sie nur einen einzigen Fleck am Körper, so bring sie nicht her, sonst kostet es dich dein Leben. Ist ihre Schönheit aber ganz fleckenlos, so führe du sie zu mir als das siebente und schönste Frauenbild.“
    Darauf ging der junge König mit dem getreuen Diener seines Vaters aus dem moosbewachsenen Schlosse. Vor dem Tore trennten sie sich voneinander; der alte Diener wankte in seine Stadt zurück und der junge König zog in die weite Welt, und da ist er weit und breit umhergezogen, hat viele Weiber angetroffen, die ihm sehr wohl gefallen haben, und hat er dann in den Spiegel geschaut, so hat jede ihren Fleck gehabt. (Ein Donnerwetterspiegel, dass der die Flecke hat

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