Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
der Hand erst einmal in das alte Schloss, ehe sie in das neue zurückkehrte. Sobald aber das alte Licht fort war, verschwand auch das neue Schloss vor den Augen der Königstochter.
Als der junge Mensch zurückkehrte und erfuhr, was geschehen war, drehte er sogleich seinen Ring, und es erschien der Geist des Ringes. Den schickte er hinter dem Betrüger her, der sich sehr schnell davongemacht hatte, und hieß ihn dem das Licht abnehmen und es wiederbringen. Da machte sich der Geist des Ringes auf und brachte alsbald das alte Licht wieder. Der junge Mensch aber rieb jetzt an dem Lichte, da erschien der Geist des Lichtes und baute das Schloss schöner wieder auf als es gewesen war. Von der Zeit an hat er das alte Licht sorgsamer verwahrt, und hat mit der Königstochter bis an sein Ende glücklich in dem prächtigen Schlosse gelebt, ist auch nach des Königs Tode selbst ein gar mächtiger König geworden.
Die Riesen und das Stippfeuerzeug
Es war einmal ein Schusterjunge, der lief aus der Lehre und wollte in die weite Welt gehen. Er kam aber an einen alten verfallenen Bergstollen, vor dem stand eine Hexe und sprach: sie wolle ihn im Korbe in den Schacht hinablassen, damit er ihr Das heraufhole, was dort auf einem Tische stände. Sie ließ also den Schusterjungen im Korbe in den Schacht, und in dem Schacht war ein Kupfergang, ein Silberholgang und ein Quergang. In dem Quergange aber stand ein Tisch, daran saß ein Kerl, der hatte Krallen an Fingern und Füßen, und vor ihm stand das Stippfeuerzeug. Der Kerl gab dem Schusterjungen zu dem Stippfeuerzeug noch Kupfer, Silber und Gold, und jetzt ließ der sich von der Hexe wieder heraufziehen. Als er oben war, gab er der Hexe das Kupfer, behielt aber das Silber, das Gold und das Stippfeuerzeug für sich. Nun reiste der Schusterjunge weiter und war mit dem Golde und dem Silber auf einmal ein gemachter Mann. Wenn er aber in das Feuerzeug stippte, so kamen jedes Mal zwei Riesen und fragten: „Mein Herr, was befehlen Sie?“
Einstmals kam er in die Königsstadt, da stippte er des Nachts auch in sein Feuerzeug, und als die beiden Riesen herbeisprangen und fragten: „Mein Herr, was befehlen Sie?“ da antwortete er: „Ich will, dass die Prinzessin in ihrem Bette zu mir kommt.“ Es dauerte auch gar nicht lange, da brachten die beiden Riesen die Prinzessin im Bette zu dem Schusterjungen; und so musste es von der Zeit an in jeder Nacht geschehen.
Als der König von der Prinzessin erfuhr, was mit ihr zur Nachtzeit vorging, befahl er, dass ein schlecht zugebundener Beutel mit Erbsen unter ihrer Bettsponde befestigt würde, damit man an den Erbsen, welche herausfielen, sehen könne, wohin die Prinzessin gebracht würde. Allein unterwegs bemerkten die Riesen den Beutel mit Erbsen, und nachdem sie das Bett der Prinzessin in ihre Kammer zurück gebracht hatten, lasen sie die Erbsen alle wieder auf, sodass Niemand sehen konnte, wo die Prinzessin gewesen war. Ebenso machten sie es in der nächsten Nacht, wo der König befohlen hatte, dass ein schlecht zugebundener Beutel mit Linsen unter dem Bette der Prinzessin befestigt würde, und nicht Eine Linse blieb auf dem Wege liegen.
Als in der folgenden Nacht die Riesen das Bett der Prinzessin brachten, lamentirten sie sehr und sprachen: „Mein Herr, jetzt hat Ihr letztes Stündlein geschlagen. Der König hat eine Kuhblase mit Blut anfüllen und unter die Bettsponde der Prinzessin binden lassen, und das Blut, das aus der Kuhblase tröpfelt, können wir Riesen nicht aufwischen. Dadurch wird der König morgen früh erfahren, wo die Prinzessin in der Nacht gewesen ist, und er wird Sie hinrichten lassen.“ Am andern Morgen drangen auch richtig die Soldaten des Königs zu dem Schusterjungen ein und nahmen ihn gefangen. Es wurde ein Schaffot von Gold erbaut und darauf sollte er sterben. Ehe er aber den Kopf auf das Schaffot legte, bat er sich noch aus, dass er vor seinem Ende noch eine Pfeife rauchen dürfte. Das wurde ihm gewährt, er zog sein Stippfeuerzeug aus der Tasche und stippte hinein, als wollte er hernach die Pfeife in Brand setzen. Da erschienen sogleich die beiden Riesen und fragten: „Mein Herr, was befehlen Sie?“ Er aber befahl ihnen, den König gefangen zu nehmen und ins Gefängniß zu werfen. Und da war auf einmal der Schusterjunge König, ließ den alten König auf dem Schaffot enthaupten und freite die Prinzessin.
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