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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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die Spielmünzen tatsächlich gegen Metallmünzen eintauschen kannst, werde ich diese Spielmünzen akzeptieren. Wenn ich dir hingegen nicht traue ...«
    »Sie vertrauen mir, Reverend, ich weiß es, sonst hätte ich Ihnen diesen Vorschlag nicht gemacht.«
    Der Reverend schmunzelte: »Der Gedanke ist gar nicht dumm, John Law. Europa hat kein Metall mehr. Wir können keine neuen Münzen prägen. Wir haben Kanonen gegossen statt Münzen. Deshalb stagniert der Handel. Es werden keine Waren mehr produziert. Die Menschen haben keine Arbeit mehr. Gar nicht übel, John Law ...«
    »Aber?«
    »Es fehlt das Vertrauen. Selbst die englischen Könige bezahlen ihre Schulden nicht mehr zurück. Die Menschen vertrauen niemandem mehr!«
    »Aber dem Sonnenkönig würden die Menschen vertrauen, nicht wahr?«
    Der Reverend lachte: »Ja, dem französischen König würden die Menschen eventuell vertrauen. Und den Sonnenkönig willst du von deinem System überzeugen? Du würdest nicht mal eine Audienz erhalten.«
    »Sie, Reverend, würden, bei allem Respekt, nie eine Audienz beim König erhalten, weil Sie nicht daran glauben. Deshalb würden Sie es auch nicht versuchen. Ich glaube daran. Deshalb werde ich es eines Tages versuchen. Und deshalb wird meine Chance, eine Audienz beim französischen König zu erhalten, größer sein als Ihre Chance.«
    »Mathematisch kann ich dich nicht widerlegen, John Law«, grinste der Reverend, »aber im Spiel werde ich dich besiegen.«
    Die beiden spielten und tranken. John gewann, der Pfarrer verlor. Der Gottesmann soff sich in einen fürchterlichen Rausch. Schließlich bezichtigte er seinen jungen Gast der Falschspielerei. Mit hochrotem Kopf saß der Reverend da und schnaubte wie ein kranker Gaul. John Law versuchte ihm zu erklären, dass er nicht falsch spielte, sondern sich den Wert der gezeigten Karten merke. So könne er sich jeweils ausrechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, diese oder jene Punktezahl zu erreichen. Aber der Gottesmann fluchte und wurde noch zorniger und unbeherrschter. Er behauptete, dass kein Mensch ein derartiges Gedächtnis haben könne. Und wenn John Law jetzt das Gegenteil behaupten würde, grenze das an Gotteslästerung. Mit einer fahrigen Handbewegung fegte der Reverend alle Münzen vom Tisch und sprang auf. Er war kreidebleich. Dann riss er sich die Kordel vom Leib und versuchte seine Sutane aufzuraffen.
    »Ich weiß, wieso du gekommen bist, John Law, ich weiß es«, lallte der Reverend, »Gott hat dich zu mir geschickt, um mich zu prüfen, und ich werde Gott zeigen, dass ich auch nur ein Mensch bin.«
    Mit einer übermenschlichen Anstrengung schaffte es der Reverend, sich die Sutane über den Kopf reißen. Aber sie blieb hängen. Der schwergewichtige Mann strauchelte und torkelte mit entblößtem Unterleib im Zimmer umher, während sein Kopf verzweifelt einen Ausgang aus dem Stück Stoff suchte.
    John Law sammelte ruhig das Geld ein, während der Reverend der Länge nach hinfiel und weiter mit den Tücken seiner Sutane kämpfte.
    Am nächsten Morgen schien die Sonne und erleuchtete grell das Pult von Reverend Michael Rob. Sein Kopf lag auf einem großformatigen Atlas. Auf der Stirn prangte eine große Beule, die von einer blutigen Schramme durchzogen war. Der Reverend schnarchte. Ihm gegenüber saßen seine sieben Zöglinge. Sie waren es von den heiligen Messen gewohnt, einfach dazusitzen und zu schweigen.
    John Law erhob sich als Erster von seinem Stuhl. Argwöhnisch verfolgt von den Blicken seiner Kommilitonen, schritt er zwischen den Pulten nach vorne. Am Reverend vorbei zum großen Fenster. Dann drehte er sich um.
    »Reverend Michael Rob«, begann John Law mit erhobener Stimme. »Sie sind der Abschaum der schottischen Gesellschaft. Sie sind wie nutzloses Strandgut, das nach Eaglesham gespült wurde.« Ein Raunen ging durch die Reihen der Studierenden. Ungläubig starrten die Mitschüler John Law an. Mit einem eleganten Sprung sprang John auf den Fenstersims und hielt sich mit der einen Hand an einem der fetten Engel fest. Mit der anderen Hand entblößte er sein Geschlecht und urinierte auf den vor sich hin dösenden Reverend.
    Als Reverend Michael Rob wenig später die Augen öffnete, saßen seine sieben Zöglinge brav an ihren Pulten.
    »Ja«, murmelte der Pater, »so viel zu Schottland.«
    An diesem Tag begleitete George seinen Freund zum Haus der Woodrows. In der rot gekachelten Küche nahmen die beiden eine kleine Abendmahlzeit ein, kaltes Rehfleisch und

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