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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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gewürzten Wein.
    »Wieso hast du das getan?«, fragte George zwischen zwei Bissen. »Wollte er dir an die Wäsche?«
    »Viel schlimmer«, murmelte John Law.
    »Er hat es tatsächlich getan?«, entsetzte sich George.
    »Nein. Ich hatte eine Idee, und er hat sie mir zerstört«, antwortete John und nahm einen kräftigen Schluck Wein. George schien irritiert.
    »Jetzt brauche ich eine neue Idee«, lächelte John, »aber am besten wäre die Macht der Krone, um meine Idee durchzusetzen.«
    »Die Krone kann alles durchsetzen, John«, sagte George.
    »Ja«, sagte John Law, »aber sie hat keine Ideen.«
    George hatte es längst aufgegeben, John zu verstehen. Draußen auf dem Hof sah man die beiden rothaarigen Töchter von Reverend John Woodrow.
    »Da draußen sind deine beiden Gespielinnen«, sagte George. Er grinste lüstern. Doch John ging nicht darauf ein. Er hatte andere Dinge mit George zu besprechen.
    »Unsere Schulzeit neigt sich dem Ende zu, George.« John hantierte etwas verlegen mit seinem Messer herum. »Nun, und ich würde allmählich gern meine Spielmünzen umtauschen.«
    Er stand auf und holte eine Holzkiste hervor, die er hinter dem Ofen versteckt hatte, und legte sie auf das Hackbrett neben dem Ofen. Er öffnete die Kiste. Sie war randvoll mit geschnitzten Hornscheiben.
    »Was!«, entfuhr es George.
    »Ja«, sagte John, »mit den Jahren kommt einiges zusammen.«
    George wurde unruhig. »Selbstverständlich werde ich dir die Spielmünzen umtauschen ... kein Problem. Ein Ehrenmann steht zu seinen Schulden.«
    »Wann?«, fragte John.
    »Mein Vater wird mich mit einer Kutsche abholen lassen. In dieser Kutsche wird dein Geld sein, John.«
    John schwieg und versteckte die Kiste erneut hinter dem großen Ofen.
    »Wie sind die Mädchen so?«, fragte George. Es schien ihm das Klügste, das Thema zu wechseln. »Macht ihr es zu dritt?«
    »Vergiss es, George«, sagte John, »ein Gentleman genießt und schweigt.«
    George sah seinen Freund an. Er dachte an die Spielschulden, an die beiden rothaarigen Mädchen, an das Ende ihrer gemeinsamen Internatszeit. George hatte die ganzen Jahre im Schatten von John Law verbracht. Er sah zum Ofen rüber. Nicht zu fassen, dass John die Kiste vor seinen Augen hinter dem Ofen versteckt hatte. Bei der nächstbesten Gelegenheit konnte George sich die Kiste holen und den Inhalt im Fluss versenken. Glaubte John, er sei dazu nicht in der Lage? Hielt er ihn für feige? Diese Selbstsicherheit grenzte an Arroganz. »Er will mich demütigen«, dachte George, und in seinem Kopf entwickelte er Rachepläne, verwarf sie wieder, um gleich darauf neue zu schmieden.
     
    Die sieben Internatsschüler standen in einer Reihe hinter dem Pferdestall auf dem staubigen Hof, der ihnen als Fechtplatz diente. Vor ihnen stand ihr Fechtlehrer, Mr Hamilton. Reverend Michael Rob saß auf der Holzbank unter dem Vordach und kämpfte gegen den Schlaf.Vor ihm befand sich ein wackeliger kleiner Tisch. Darauf hatte er Papier und Feder gelegt. Gequält schaute er hoch. Das Tageslicht blendete ihn. Er nahm noch einen Schluck aus seinem Bierhumpen und nickte dann ein.
    Hamilton trat einen Schritt vor und hielt eine kurze Ansprache: »Dies ist eure letzte Fechtstunde. Ihr habt es alle zu großer Fertigkeit gebracht. Lernt, mit dieser Fertigkeit umzugehen. Das Fechten ist eine sportliche Tätigkeit. Es dient der Zucht und dem freundschaftlichen Kräftemessen. Wer seine Kunstfertigkeit missbraucht, endet am Galgen. Es ist meine Pflicht, euch zum Abschluss eurer Ausbildung daran zu erinnern, dass es bei Todesstrafe verboten ist, sich zu duellieren. In Schottland, in England, in Frankreich ... Denkt an meine Worte.«
    Während der Rede hatten George und John Blicke gewechselt. George hatte sich seit ihrem letzten Gespräch verändert. Er schien John geradezu feindlich gesinnt. John dachte an die Worte seines Vaters, der zu sagen pflegte: Erfolg kostet viele Freundschaften, und großer Erfolg lässt Feindschaften entstehen. John konnte sich sehr gut daran erinnern, wie einsam sein Vater geworden war, als er vom schottischen Parlament zum königlichen Berater der Münzanstalt berufen worden war. Es hatte danach immer mehr Menschen gegeben, die seine Nähe gesucht hatten, doch es waren immer weniger Freunde darunter gewesen.
    Die Schüler wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Fechtlehrer Hamilton gesellte sich dazu, sodass vier Paare entstanden. Es wurde freundschaftlich und fair gefochten. Keiner wollte in derletzten Schulwoche noch

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