Das Grosse Spiel
sahen zu, lasen einige der von den großen Namen veröffentlichten Essays und waren Zeugen der Debatten, die über ihre Pulte spielten.
Und in den unwichtigeren Konferenzen, wo gewöhnliche Sterbliche die großen Debatten kommentierten, begannen sie, ihre Kommentare einzuschalten. Zuerst bestand Peter darauf, daß sie absichtlich aufrührerisch waren. »Wir können nicht lernen, wie unser Schreibstil wirkt, wenn wir keine Reaktionen bekommen - und wenn wir nur freundlich sind, wird niemand antworten.«
Sie waren nicht freundlich, und die Leute antworteten. Die Reaktionen, die über die öffentlichen Netze kamen, waren essigsauer; die Reaktionen, die als Post geschickt wurden, damit nur Peter und Valentine sie lasen, waren giftig. Aber sie ernten tatsächlich, welche Eigenheiten ihrer Schreibweise als kindisch und unreif aufgefaßt wurden. Und sie wurden besser.
Als Peter sicher war, daß sie wußten, wie man erwachsen klang, beseitigte er die alten Identitäten, und sie bereiteten sich darauf vor, wirkliche Aufmerksamkeit zu erregen.
»Wir müssen vollkommen getrennt voneinander erscheinen. Wir werden zu verschiedenen Zeiten über verschiedene Dinge schreiben. Wir werden uns nie aufeinander beziehen. Du arbeitest hauptsächlich im Süden. Und nur regionale Fragen. Also mach deine Hausaufgaben.«
Sie machten ihre Hausaufgaben. Mutter und Vater sorgten sich manchmal deswegen, weil Peter und Valentine dauernd zusammenhockten, ihre Pulte unter den Arm geklemmt. Aber sie konnten sich nicht beklagen - ihre Noten waren gut, und Valentine hatte so einen guten Einfluß auf Peter. Sie hatte seine Einstellung allem gegenüber verändert. Und Peter und Valentine saßen bei gutem Wetter zusammen im Wald und in Picknickpavillons oder überdachten Parks, wenn es regnete, und setzten ihre politischen Kommentare auf. Peter entwarf sorgfältig beide Charaktere so, daß keiner davon alle seine Ideen allein vertrat; es gab sogar ein paar Reserveidentitäten, die sie benutzten, um Meinungen dritter Parteien einzuwerfen.
»Laß sie beide die Anhängerschaft finden, die sie bekommen können«, sagte Peter.
Einmal, müde davon, zu schreiben und neu zu schreiben, bis Peter zufrieden war, verzweifelte Val und sagte: »Dann schreib's doch selbst!«
»Ich kann nicht«, antwortete er. »Sie dürfen nicht beide gleich klingen. Niemals. Du vergißt, daß wir eines Tages so berühmt sein werden, daß jemand anfängt, Analysen zu machen. Wir müsse jedesmal als verschiedene Personen erscheinen.«
Also schrieb sie weiter. Ihre Hauptidentität in den Netzen war Demosthenes - Peter hatte den Namen gewählt. Sich selbst nannte er Locke. Es waren auffällige Pseudonyme, aber das war Teil des Plans. »Mit ein wenig Glück werden sie anfangen zu raten, wer wir sind.«
»Falls wir berühmt genug werden, kann sich die Regierung immer einschalten und herausfinden, wer wir wirklich sind.«
»Wenn das eintritt, werden wir zu fest im Sattel sitzen, um viel dadurch zu verlieren. Die Leute mögen vielleicht schockiert sein, daß Demosthenes und Locke zwei Kinder sind, aber sie werden sich schon daran gewöhnt haben, auf uns zu hören.«
Sie fingen an, Debatten für ihre Charaktere zu verfassen. Meist bereitete Valentine eine Eröffnungserklärung vor, und Peter erfand einen Wegwerfnamen, um ihr zu antworten. Seine Antwort war intelligent, und die Debatte war lebhaft, jede Menge geistreicher Schmähungen und gute politische Rhetorik. Valentine hatte ein Händchen für Alliterationen, die ihre Sätze leicht behalten ließen. Dann speisten sie die Debatte ins Netz ein, durch eine angemessene Zeitspanne getrennt, als würden sie sie tatsächlich aus dem Stegreif formulieren. Manchmal schoben auch einige andere Netzteilnehmer Kommentare dazwischen, aber für gewöhnlich ignorierten Peter und Val sie oder veränderten ihre eigenen Kommentare nur geringfügig, um aufzunehmen, was gesagt worden war.
Peter vermerkte sorgfältig ihre markantesten Sätze und stellte dann von Zeit zu Zeit Nachforschungen an, um festzustellen, ob diese Sätze an anderer Stelle auftauchten. Nicht alle taten es, aber die meisten wurden hier und da wiederholt, und einige erschienen in den großen Debatten in den Prestigenetzen. »Wir werden gelesen«, sagte Peter. »Die Ideen breiten sich langsam aus.«
»Die Sätze jedenfalls.«
»Das ist eben der Maßstab. Schau, wir haben einigen Einfluß. Niemand zitiert uns namentlich, noch nicht, aber sie diskutieren die Fragen, die wir
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