Das Grosse Spiel
Drachentrupp in seiner Beschäftigung inne, um Bohne bei seinem Training mit der Schnur zu beobachten. Der Richtungswechsel war verblüffend, besonders, wenn man nicht wußte, wo man nach der Schnur suchen mußte. Als er die Schnur benutzte, um sich um einen Stern zu wickeln, erreichte er Geschwindigkeiten, die niemand je zuvor gesehen hatte.
Es war 2140, als Ender das abendliche Training beendete. Erschöpft, aber entzückt darüber, etwas Neues gesehen zu haben, marschierte seine Armee durch die Korridore zurück zu den Unterkünften. Ender ging zwischen ihnen; er sprach nicht, hörte aber ihren Gesprächen zu. Sie waren müde, ja - eine Schlacht pro Tag seit mehr als vier Wochen, oftmals in Situationen, die ihre Fähigkeiten aufs äußerste strapazierten.
Aber sie waren stolz, glücklich, einander nah - sie hatten kein einziges Mal verloren, und sie hatten gelernt, einander zu vertrauen. Ihren Mitsoldaten zu vertrauen, die hart und gut kämpften; ihren Führern zu vertrauen, die sie sinnvoll einsetzten, statt ihre Anstrengungen zu vergeuden; vor allem aber, Ender zu vertrauen, der sie auf alles und jedes vorbereitete, was kommen mochte.
Als sie die Korridore entlangschritten, bemerkte Ender mehrere ältere Jungen, die in abzweigenden Korridoren und Leiterschächten anscheinend in Unterhaltung vertieft waren; einige waren auch in ihrem Korridor und gingen langsam in die andere Richtung. Es konnte jedoch kein Zufall mehr sein, daß so viele von ihnen Salamanderuniformen trugen und diejenigen, die das nicht taten, ältere Jungen aus den Trupps waren, deren Kommandanten Ender Wiggin am meisten haßten. Ein paar von ihnen blickten ihn an und sahen zu schnell wieder weg; andere waren zu aufgeregt, zu nervös, während sie so taten, als seien sie entspannt. Was mache ich, wenn sie meinen Trupp hier im Korridor angreifen? Meine Jungs sind alle jung, alle klein und völlig untrainiert im Schwerkraftnahkampf. Wann sollten sie es auch lernen?
»Ho, Ender!« rief jemand. Ender blieb stehen und sah sich um. Es war Petra. »Ender, kann ich dich mal sprechen?«
Sofort erkannte Ender, daß sein Trupp ihn rasch passieren und er allein mit Petra in der Halle sein würde, wenn er stehenblieb und sich unterhielt. »Geh mit mir«, sagte Ender.
»Es dauert nicht lange.«
Ender wandte sich ab und marschierte mit seinem Trupp weiter. Er hörte Petra rennen, um aufzuholen. »Na gut, ich geh mit dir.« Ender spannte sich, als sie näherkam. War sie eine von ihnen, eine derjenigen, die ihn genug haßten, um ihm Schaden zuzufügen?
»Ein Freund von dir bat mich, dich zu warnen. Es gibt da ein paar Jungen, die dich umbringen wollen.«
»Welche Überraschung«, sagte Ender. Einige seiner Soldaten schienen bei Petras Worten die Ohren zu spitzen. Verschwörungen gegen ihren Kommandanten waren anscheinend interessante Neuigkeiten.
»Ender, sie können es. Er sagte, sie hätten es schon geplant, seit du Kommandant geworden bist ...«
»Seit ich Salamander geschlagen habe, meinst du.«
»Ich habe dich auch gehaßt, nachdem du den Phönixtrupp geschlagen hast, Ender.«
»Ich sagte nicht, ich würde es jemand verübeln.«
»Es ist wahr. Er trug mir auf, dich heute auf dem Rückweg vom Kampfraum beiseite zu nehmen und dich zu warnen, morgen wachsam zu sein, weil ...«
»Petra, wenn du mich wirklich gerade beiseite genommen hättest, wären ungefähr ein Dutzend Jungen hinter uns gewesen, die mich im Korridor gepackt hätten. Willst du behaupten, du hättest sie nicht bemerkt?«
Auf einmal rötete sich ihr Gesicht. »Nein, hab ich nicht. Wie kannst du das denken? Weißt du denn nicht, wer deine Freunde sind?« Sie bahnte sich einen Weg durch die Drachen, überholte ihn und kletterte einen Leiterschacht zu einem höheren Deck hinauf.
»Ist das wahr?« fragte Crazy Tom.
»Ist was wahr?« Ender ließ seinen Blick durch die Stube schweifen und brüllte zwei in eine Keilerei verwickelte Jungen an, ins Bett zu gehen.
»Daß ein paar der älteren Jungen dich umbringen wollen?«
»Alles nur Gerede«, sagte Ender. Aber er wußte, das war es nicht. Petra hatte etwas gewußt, und was er heute abend auf dem Weg hierher gesehen hatte, war keine Einbildung.
»Es mag alles nur Gerede sein, aber ich hoffe, du wirst verstehen, wenn ich sage, daß du fünf Zugführer hast, die dich heute abend zu deinem Zimmer eskortieren werden.«
»Völlig unnötig.«
»Tu uns den Willen. Du schuldest uns einen Gefallen.«
»Ich schulde euch nichts.« Er wäre
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