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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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zeigte 2150, nur zehn Minuten vor »Licht aus«. Wie lange war es her, daß Ender sie geschickt hatte? Trotzdem würde er sie besser nicht ignorieren. Am Morgen mochte wieder ein Kampf bevorstehen - der Gedanke machte ihn müde -, und was immer es war, was Ender mit ihm besprechen wollte, dann würde keine Zeit dazu sein. Also rollte Bohne sich von der Koje und marschierte innerlich leer durch den Korridor zu Enders Zimmer. Er klopfte.
    »Komm rein«, sagte Ender.
    »Hab gerade deine Nachricht gesehen.«
    »Fein.« sagte Ender.
    »Es ist gleich ›Licht aus‹.«
    »Ich werde dir helfen, den Weg im Dunkeln zu finden.«
    »Ich wußte nur nicht, ob du wußtest, wieviel Uhr es war...«
    »Ich weiß immer, wieviel Uhr es ist.«
    Bohne seufzte innerlich. Es war zwecklos. Wann er eine Unterhaltung mit Ender hatte, verwandelte sie sich in einen Streit. Bohne haßte das. Er erkannte Enders Genie an und respektierte ihn. Warum konnte Ender nie etwas Gutes in ihm sehen?
    »Erinnerst du dich an vor vier Wochen, Bohne? Als du mir sagtest, ich sollte dich zum Zugführer machen?«
    »Eh.«
    »Ich habe seither fünf Zugführer und fünf Stellvertreter ernannt. Und keiner von ihnen warst du.« Ender schaute hochnäsig drein. »Hatte ich recht damit, Bohne?«
    »Ja, Sir.«
    »Also erzähl mir, wie du in diesen acht Schlachten abgeschnitten hast.«
    »Heute war das erste Mal, daß man mich kampfunfähig gemacht hat, aber der Computer führte mich mit elf erzielten Treffern, bevor ich aufhören mußte. Ich habe nie weniger als fünf Treffer in einer Schlacht geschafft. Außerdem habe ich jede Aufgabe beendet, die mir zugeteilt wurde.«
    »Warum haben sie dich so jung zum Soldaten gemacht?«
    »Auch nicht jünger, als du es warst.«
    »Aber warum?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Doch, du weißt es, und ich weiß es auch.«
    »Ich habe versucht zu raten, aber es sind eben nur Vermutungen. Du bist ... sehr gut. Sie wußten das, sie haben dich vorwärtsgetrieben ...«
    »Sag mir warum, Bohne.«
    »Weil sie uns brauchen, darum.« Bohne setzte sich auf den Boden und starrte Enders Füße an. »Weil sie jemanden brauchen, um die Krabbler zu schlagen. Das ist das einzige, worüber sie sich Gedanken machen.«
    »Es ist wichtig, daß du das weißt, Bohne. Weil die meisten Jungen in dieser Schule denken, das Spiel sei reiner Selbstzweck, aber das ist es nicht. Es ist nur wichtig, weil es hilft, Kinder zu finden, die zu wirklichen Kommandanten heranwachsen können, im wirklichen Krieg. Aber was das Spiel angeht, scheiß drauf. Das ist es, was sie machen. Beim Spiel bescheißen. Es manipulieren.«
    »Komisch. Ich dachte, das würden sie nur mit uns machen.«
    »Ein Spiel neun Wochen früher, als es hätte kommen sollen. Ein Spiel jeden Tag. Und jetzt zwei Spiele am selben Tag. Bohne, ich weiß nicht, was die Lehrer da machen, aber mein Trupp wird langsam müde, und ich werde langsam müde, und sie scheren sich nicht einen Dreck um die Spielregeln. Ich habe die alten Tabellen aus dem Computer hervorgeholt. In der Geschichte des Spiels hat noch nie jemand so viele Feinde vernichtet und dabei so viele seiner eigenen Soldaten unversehrt behalten.«
    »Du bist der Beste, Ender.«
    Ender schüttelte den Kopf. »Vielleicht. Aber es war kein Zufall, daß ich die Soldaten bekommen habe, die ich habe. Startis, Ausgemusterte aus anderen Armeen, aber werf sie zusammen, und mein schlechtester Soldat könnte Zugführer in einer anderen Armee sein. Sie haben die Dinge für mich gezinkt, aber jetzt zinken sie alles gegen mich. Bohne, sie wollen uns zerbrechen.«
    »Sie können dich nicht brechen.«
    »Du würdest dich wundern.« Ender atmete scharf, plötzlich, als verspüre er einen schmerzhaften Stich oder müsse auf einmal in einem Wind nach Atem schnappen; Bohne sah ihn an und begriff, daß das Unmögliche geschah. Weit davon entfernt, ihn zu quälen, vertraute Ender Wiggin sich ihm vielmehr an. Nicht sehr. Aber ein bißchen. Ender war auch nur ein Mensch, und Bohne war erlaubt worden, das zu sehen.
    »Vielleicht würdest du dich wundern«, sagte Bohne.
    »Es gibt eine Grenze dafür, mit wie vielen cleveren Ideen ich jeden Tag daherkommen kann. Bald wird jemand etwas gegen mich ins Feld führen, an das ich noch nicht gedacht habe, und ich werde nicht vorbereitet sein.«
    »Was ist das schlimmste, was passieren könnte? Du verlierst ein Spiel.«
    »Ja. Das ist das schlimmste, was passieren könnte. Ich darf kein Spiel verlieren. Denn wenn ich eines verliere

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