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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ein Narr gewesen, sie zurückzustoßen. »Tut, was ihr wollt.« Er wandte sich ab und ging hinaus. Die Zugführer trotteten mit ihm mit. Einer lief voraus und öffnete seine Tür. Sie überprüften das Zimmer, nahmen Ender das Versprechen ab, sich einzuschließen, und verließen ihn kurz vor dem »Licht aus«.
    Auf seinem Pult wartete eine Botschaft.
    SEI NICHT ALLEIN. NIEMALS. - DINK
    Ender grinste. Also war Dink immer noch sein Freund. Mach dir keine Sorgen. Sie werden dir nichts tun. Ich habe meinen Trupp.
    Aber in der Dunkelheit hatte er seinen Trupp nicht. In jener Nacht träumte er von Stilson, nur sah er jetzt, wie klein Stilson war, gerade sechs Jahre alt, wie lächerlich seine Pose als harter Bursche war; und doch fesselten Stilson und seine Freunde in dem Traum Ender so, daß er sich nicht wehren konnte, und taten dann all das, was Ender Stilson im Leben angetan hatte, Ender nun im Traum an. Und hinterher sah Ender sich selbst wie einen Idioten plappern, während er angestrengt versuchte, seinem Trupp Befehle zu erteilen, aber alle seine Worte kamen als unsinniges Gestammel heraus.
    Er erwachte im Dunkeln, und er hatte Angst. Dann beruhigte er sich selbst, indem er daran dachte, daß die Lehrer offenbar großen Wert auf ihn legten, oder sie hätten nicht so viel Druck auf ihn ausgeübt; sie würden nicht zulassen, daß ihm etwas geschah, nichts Schlimmes jedenfalls. Als ihn die älteren Kinder vor Jahren im Kampfraum angegriffen hatten, hatten wahrscheinlich unmittelbar vor dem Raum Lehrer gewartet, um zu sehen, was passierte; wenn die Situation außer Kontrolle geraten wäre, wären sie hereingekommen und hätten Einhalt geboten. Wahrscheinlich hätte ich einfach dasitzen und nichts tun können, und sie hätten dafür gesorgt, daß ich unverletzt davonkäme. Im Spiel werden sie mich so hart antreiben, wie sie können, aber außerhalb des Spiels werden sie meine Sicherheit gewährleisten.
    Mit dieser Gewißheit schlief er wieder ein, bis die Tür sich sanft öffnete und ihm der morgendliche Krieg auf den Fußboden gelegt wurde.
    Natürlich gewannen sie, aber es war eine strapaziöse Angelegenheit, da der Kampfraum so mit einem Labyrinth von Sternen ausgefüllt war, daß die Ausrottung des Gegners während der abschließenden Säuberung fünfundvierzig Minuten in Anspruch nahm. Es war Pol Slatterys Dachstrupp, und sie wollten nicht aufgeben. Außerdem war ein neuer Kniff im Spiel - wenn sie einen Gegner kampfunfähig machten oder »verletzten«, taute er nach ungefähr fünf Minuten wieder auf, genau wie beim Training. Erst wenn der Gegner völlig eingefroren war, blieb er auf Dauer aus dem Gefecht. Aber das allmähliche Auftauen funktionierte nicht bei den Drachen. Crazy Tom war derjenige, der erkannte, was vor sich ging, als sie plötzlich von hinten durch Leute getroffen wurden, die sie sicher aus dem Weg wähnten.
    Und am Ende des Kampfes schüttelte Slattery Ender die Hand und sagte: »Ich bin froh, daß ihr gewonnen habt. Wenn ich dich jemals schlage, Ender, dann will ich es auf faire Weise tun.«
    »Nutz alles, was sie dir geben«, sagte Ender. »Wenn du jemals einen Vorteil über den Feind hast, dann nutze ihn.«
    »Oh, das habe ich«, sagte Slattery. Er grinste. »Ich bin nur vor und nach dem Kampf so anständig.«
    Der Kampf hatte so lange gedauert, daß das Frühstück vorüber war. Ender betrachtete seine erhitzten, schwitzenden, müden Soldaten, die im Korridor warteten, und sagte: »Heute wißt ihr schon alles. Kein Training. Ruht euch etwas aus. Habt ein bißchen Spaß. Besteht eine Klassenarbeit.« Es sprach für ihre Erschöpfung, daß sie nicht einmal jubelten oder lachten oder lächelten, sondern bloß in die Unterkünfte gingen und ihre Sachen auszogen. Sie hätten trainiert, wenn er sie dazu aufgefordert hätte, aber langsam gelangten sie ans Ende ihrer Kräfte und ohne Frühstück weiterzumachen, wäre zu unfair gewesen.
    Ender wollte eigentlich sofort duschen, aber er war ebenfalls müde. Er legte sich in seinem Blitzanzug aufs Bett, nur für einen Augenblick, und wachte zu Beginn der Mittagspause auf. Soviel zu seiner Idee, an diesem Morgen mehr über die Krabbler zu studieren. Gerade noch Zeit, sich frischzumachen, essen zu gehen und zum Unterricht zu hasten.
    Er schälte sich aus dem Blitzanzug, der nach seinem Schweiß stank. Sein Körper fühlte sich kalt an, seine Gelenke seltsam schwach. Hätte nicht mitten am Tag schlafen sollen. Ich lasse nach. Ich werde mürbe, darf mich

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