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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Beten, Knirps, für die Sünden der Welt. Madre Patrocinio lächelt der Alten zu, die weicht ihrem Blick aus und verharrt ernst, die Hände um die Schultern der Kleinen. Was die sich da wohl erzählen mochten, mi sargento , so wie die sich miteinander unterhielten. Madre Angélica und die beiden Männer schneiden einander Gesichter, gestikulieren, unterbrechen sich, und mit einemmal lassen die drei Kinder die Alte los, tummeln sich, lachen laut auf. Der Bengel blickte immer hierher, Jungens, ließ kein Auge von ihnen. Wie mager er war, hatte der Sargento das gemerkt, ein Riesenkopf und so wenig Körper, sah aus wie eine Spinne. Unter dem Haargestrüpp hervor starren die großen Augen des Kleinen unablässig auf die Hütte. Er ist braungebrannt wie eine Ameise, hat schwächliche O-Beine. Plötzlich hebt er die Hand, ruft, Jungens, die Mißgeburt, mi sargento , und hinter dem Geflecht entsteht heftige Bewegung, Flüche ertönen, Körper prallen gegeneinander, und in der Lichtung klingt gutturales Geschrei auf, als die Guardias rennend und einander stoßend in sie einfallen. Augenblicklich die Gewehre senken, Hornochsen, Madre Angélica droht ihnen wütend mit den Fäusten, ah, sie würden ja sehen, was der Teniente sagte. Die beiden Mädchen vergraben die Köpfe an der Brust der Alten, pressen sich gegen ihre weichenBrüste, und der Knabe steht mit weit aufgerissenen Augen da, auf halbem Weg zwischen den Guardias und den Madres. Einer der Aguarunas läßt das Bündel Bananen fallen, irgendwo gackert das Huhn. Der Lotse Nieves steht auf der Schwelle der Hütte, den Strohhut im Nacken, eine Zigarette zwischen den Lippen. Was glaubte der Sargento denn, und Madre Angélica stampft mit beiden Füßen auf, warum mischte er sich ein, wenn niemand ihn rief? Aber wenn sie die Gewehre senkten, würden sie doch verduften, Madre, sie droht ihm mit der sommersprossigen Faust, und er, sollten die Mauser senken, Jungens. Besänftigend, stetig spricht Madre Angélica auf die Aguarunas ein, langsam zeichnen ihre steifen Finger überzeugende Formen, die Männer lösen sich allmählich aus ihrer Erstarrung, jetzt antworten sie einsilbig, und sie, vergnügt, unbeirrbar, grunzt weiter. Der Kleine nähert sich den Guardias, schnuppert an den Gewehren, betastet sie, der Fette gibt ihm einen leichten Klaps vor die Stirn, er duckt sich und kreischt, war mißtrauisch, das Arschloch, und das Lachen bringt die schwabbelige Wampe des Fetten zum Beben, sein Doppelkinn, seine Bäckchen. Madre Patrocinio verliert die Ruhe, Schamloser, was sagte er da? weswegen war er so respektlos, du Flegel, und der Fette, vielmals um Entschuldigung, er wackelt mit seinem ungekämmten Ochsenkopf, es war ihm nur so rausgerutscht, Madre, über die Zunge gestolpert. Die kleinen Mädchen und der Knabe gehen um die Guardias herum, betrachtensie eingehend, berühren sie mit den Fingerspitzen. Madre Angélica und die beiden Männer schnalzen einander freundschaftlich zu, und die Sonne leuchtet noch in der Ferne, aber rundherum ist der Himmel bedeckt, und über dem Wald ragt noch ein Wald auf, aus weißen und bauschigen Wolken: es würde regnen. Madre Angélica hatte sie vorhin auch beleidigt, Madre, und hatten sie sich da etwa beschwert? Madre Patrocinio lächelt, Dummkopf, Hornochse war keine Beleidigung, sondern ein Tier, mit einem Kopf genau wie sein Kopf, und Madre Angélica wendet sich an den Sargento: man würde mit ihnen essen, die Geschenke und die Limonade sollten heraufgeholt werden. Er nickt, gibt dem Knirps und dem Blonden Anweisungen und deutet den Abhang hinunter, grüne Bananen und rohen Fisch, Jungens, ein tolles Bankett, verfluchte Scheiße. Die Kinder treiben sich im Kreis um den Fetten, den Dunklen und den Lotsen Nieves herum, und Madre Angélica, die Männer und die Alte breiten Bananenblätter auf der Erde aus, treten in die Hütten, bringen Tongefäße, Maniok heraus, entfachen ein kleines Feuer, wickeln Bagres und Bocachicas in die Blätter, binden Lianen darum und halten sie an die Flammen. Wollte man auf die andern warten, Sargento? Das würde lange dauern, und der Lotse Nieves wirft seine Zigarette weg, die andern würden nicht kommen, wenn sie weggelaufen waren, dann weil sie keine Besucher wollten, und die hier würden auch bei der ersten Unachtsamkeit abhauen.Ja, der Sargento wußte das, nur eben, es war umsonst, mit den Madrecitas streiten zu wollen. Der Knirps und der Blonde kommen mit den Tüten und den Thermosflaschen zurück, die Nonnen,

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