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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Schnäbel und blauer Brustlätze flattert lärmend über die verlassenen Hütten von Chicais hin, die Guardias und die Nonnen sehen ihnen nach, bis das Gestrüpp sie verschluckt, das Geschrei dauert noch eine Weile. Es gab kleine Papageien, gut, das zu wissen, falls es an Nahrung fehlte. Aber man kriegte die Ruhr davon, Madre, das heißt, der Magen ging einem durch. Am Abhang taucht ein Strohhut auf, das braungebrannte Gesicht des Lotsen Nieves: Die Aguarunas hatten es also mit der Angst zu tun bekommen, Madrecitas. Reine Sturheit, wer hatte sie geheißen, nicht auf ihn zu hören. Madre Angélica tritt hinzu, schaut mit den umfältelten Äugchen hierhin und dorthin, und ihre knotigen, steifen Hände mit den kastanienbraunen Muttermalen fuchteln dem Sargento vor dem Gesicht herum: Waren ganz in der Nähe, hatten ihre Sachen nicht mitgenommen, man mußte warten, bis sie wiederkamen. Die Guardias sehen einander an, der Sargento steckt sich eine Zigarette an, zwei Paucares fliegen herbei und wieder weg, ihr schwarz-und goldfarbenes Gefieder schillert feucht. Auch Vögel, alles gab es in Chicais. Nur keine Aguarunas, und der Fette lacht. Warum nicht hinterrücks über sie herfallen? Madre Angélica schnauft, sie kannte sie doch, Madrecita,oder? das Büschelchen weißer Haare an ihrem Kinn zittert sanft, die hatten Angst vor Christenmenschen und versteckten sich, gar nicht dran zu denken, daß die zurückkamen; solange sie hier waren, würde man keine Spur von ihnen zu sehen bekommen. Madre Patrocinio, klein, rundlich, ist hinzugekommen, steht zwischen dem Blonden und dem Dunklen. Aber voriges Jahr hatten sie sich doch nicht versteckt, waren ihnen entgegengekommen und hatten ihnen sogar ein ganz frisches Gamitana geschenkt, erinnerte sich der Sargento nicht mehr? Aber damals wußten sie es noch nicht, Madre Patrocinio, jetzt schon, das mußte sie doch einsehen. Die Guardias und der Lotse setzen sich auf die Erde, ziehen die Schuhe aus, der Dunkle öffnet seine Feldflasche, trinkt und seufzt. Madre Angélica hebt den Kopf: sollen die Zelte aufschlagen, Sargento, ein zerknittertes Gesicht, und die Moskitonetze spannen, ein wäßriger Blick, sie würden warten, bis sie zurückkamen, eine altersschwache Stimme, und er sollte kein solches Gesicht ziehen, sie hatte Erfahrung. Der Sargento wirft die Zigarette weg, stampft sie in die Erde, ihm war es ja egal, los, Jungens, sollten schon machen. Und da klingt ein Gackern auf und ein Gebüsch spuckt eine Henne aus, der Blonde und der Knirps stoßen einen Jubelschrei aus, eine schwarze, jagen hinter ihr her, mit weißen Flecken, fangen sie, und die Augen Madre Angélicas sprühen, Spitzbuben, was machten sie denn da, ihre Faust droht, gehörte sie etwa ihnen? sollten sie loslassen,und der Sargento, sollten sie loslassen, aber Madres, wenn sie blieben, brauchten sie was zu essen, sie waren nicht gekommen, um Kohldampf zu schieben. Madre Angélica würde keinen Unfug gestatten, wie sollten die ihnen vertrauen, wenn sie ihnen die Tierchen stahlen? Und Madre Patrocinio nickt, Sargento, Diebstahl war eine Beleidigung Gottes, das Gesicht rund und gesund, kannte er die Gebote nicht? Die Henne landet auf der Erde, gackert, pickt sich unter den Flügeln, flieht wackelnd, und der Sargento zuckt mit den Achseln: warum machten sie sich Illusionen, wo sie sie doch so gut oder besser kannten als er. Die Guardias gehen zum Abhang, in den Bäumen kreischen erneut die Papageien und die Paucares, Insekten brummen, eine leichte Brise bewegt die Yarinablätter auf den Dächern von Chicais. Der Sargento lockert seine Gamaschen, brummt vor sich hin, verzieht den Mund, und der Lotse gibt ihm einen Klaps auf die Schulter, Sargento: er sollte sich nicht ärgern und immer mit der Ruhe. Und der Sargento zeigt heimlich auf die Madres, Don Adrián, solche Ausflüge fuchsten ihn fürchterlich. Madre Angélica hatte großen Durst und am Ende gar ein bißchen Fieber, der Geist war immer noch willig, aber der Leib litt halt an Gebrechen. Madre Patrocinio, und die, nein, nein, sie sollte so etwas nicht sagen, Madre Angélica, sobald jetzt die Guardias heraufkämen, würde sie eine Limonade trinken und sich gleich besser fühlen, würde schon sehen. Flüsterten sie über ihn? der Sargentobetrachtet zerstreut die Umgebung, hielten sie ihn für ein Arschloch? er fächelt sich mit dem Képi Luft zu, diese zwei alten Hennen! und unvermittelt wendet er sich dem Lotsen Nieves zu: Flüstern in Gegenwart Dritter war

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