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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Hannelore, eine Münchnerin, die in Rom Kunstgeschichte studierte, und man müsse sich jetzt mal den gewaltigen Innenraum vorstellen, der so geschaffen sei, daß die Sonne von oben und dann im richtigen Winkel…
    Die Schilderungen überstiegen meine Vorstellungskraft, statt dessen schielte ich immer wieder zu der Gelateria hinüber, aus der Prozessionen eistütenbewaffneter Touristen kamen. Es mußte eine sehr gute Eisdiele sein. Sollte ich es mal wagen? – Ich wagte es nicht! Zu profan war mein Verlangen angesichts dieser geballten Masse von Antikem.
    Allen römischen Göttern sei das Pantheon geweiht, erzählte Hannelore, erbaut unter Kaiser Hadrian, einhundertundsoundsoviel nach Christus… Ob die ollen Römer auch schon Speiseeis gekannt haben?
    Endlich war das Pantheon abgehakt. Zu Fuß ging es zur Piazza Navona zwecks Besichtigung des Brunnens mit den Flußgöttern. War auch sehr eindrucksvoll! Direkt neben unserer Gruppe, die sich in ehrfürchtigem Abstand von den wasserspeienden Fischmäulern hielt, ein Eiscafe. Könnte man sich die kunsthistorischen Erläuterungen nicht im Sitzen anhören? Nein, ging nicht, wir mußten weiter, der Bus wartete. Das Kapitol auch. Zu ihm führt eine endlose Treppe hinauf. Zum Glück kann man in etwa halber Höhe eine Pause machen, weil man von dort den besten Blick auf die Dachgartenwohnung von Paul Getty jr. hat (das ist der mit dem abgeschnittenen Ohr).
    Die Fotoapparate klickten.
    Das Kapitol hat eine gelbe Fassade und eine lange Geschichte, deren Details in jedem Lexikon nachzulesen sind. Nur das, was mich am meisten interessierte, fand ich nicht: Das Standbild von Mark Aurel. Ich hatte mich schon immer gewundert, daß man ausgerechnet ihm, unter dessen Regentschaft der Untergang des Römischen Reiches begonnen hatte, ein solch monumentales Denkmal gesetzt hatte, und nun wollte ich es endlich mal in natura sehen.
    Das habe man in einen vollklimatisierten Raum gebracht, sagte Hannelore, der Öffentlichkeit sei es nicht mehr zugänglich. Leider. Und da sich die Stadtverwaltung nicht einigen könne, ob man statt des umweltgeschädigten Originals eine Kopie aufstellen solle oder lieber gar nichts, können die Besucher des Kapitols bis auf weiteres nur den leeren Sockel bestaunen. Der ist aber keine zweitausend Jahre alt und deshalb nicht besonders sehenswert.
    Forum Romanum! Mittelpunkt des antiken Rom, Schauplatz geschichtlicher Ereignisse, mit deren Daten sich geplagte Schüler im Lateinunterricht noch heute herumärgern müssen – der ehrfurchtsvolle Schauder, der mir eigentlich den Rücken herunterlaufen müßte, blieb aus angesichts der von Unkraut überwucherten Reste zerborstener Mauern und umgestürzter Säulen. Dominierend über allem der mit grüner Plastikfolie verhängte Titusbogen.
    »Christo was here«, murmelte ich leise.
    »Sieht beinahe so aus, nicht wahr«, bestätigte Hannelore, »aber die Planen hängen schon seit Monaten. Angeblich wird dahinter restauriert. Ich habe allerdings noch nie einen Handwerker gesehen. Wahrscheinlich ist der Stadt mal wieder das Geld ausgegangen.«
    »Dann soll sie das Gelände verkaufen«, kam eine Stimme aus dem Hintergrund. »Das ist doch bestimmt der teuerste Bauplatz von ganz Rom! Solch eine exponierte Lage! Wenn das Areal mir gehörte, wüßte ich sofort, was ich damit täte: Luxuswohnungen bauen!« Wie sich am Abend herausstellte, stammte dieser Vorschlag von einem Grundstücksmakler aus Hamburg.
    Die Rundfahrt ging weiter. Engelsburg. Zu besichtigen nur aus der Ferne, weil die Brücke gesperrt war und wir unserem Zeitplan sowieso schon hinterherhinkten. Von der Spitze der Burg ragt eine riesige Antenne gen Himmel. Zu Puccinis Zeiten kann sie aber noch nicht da gewesen sein, sonst wäre uns Toscas Selbstmord als MAZ-Aufzeichnung erhalten geblieben.
    Nächste Station eine Kirche: San Pietro in Vincoli. »Wer sich von der Gruppe trennen will, muß spätestens in zwanzig Minuten wieder am Ausgang sein«, mahnte Hannelore, bevor wir geschlossen durch das Portal marschierten.
    Nun sehe ich mir Kirchen am liebsten allein und in Ruhe an. Es ist mir nämlich egal, welcher Papst aus welchem Grund gerade dieses Gotteshaus erbauen ließ und wer die Fensterrosette geschaffen hat. Mich beeindruckt vielmehr die Harmonie des Ganzen und nicht nur zwei Meter Wandfries. Allerdings hat diese Kirche etwas ganz Besonderes zu bieten: Michelangelos »Moses«. Zehn Minuten lang habe ich davorgestanden, während um mich herum die Kameras

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