Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
herumgetrieben, war Beausire's Degen keinen Augenblick im Stande, die Linie zu behaupten.
Beausire fing an müde zu werden, zu schnaufen, doch der Zorn hatte einer unwillkürlichen Angst Platz gemacht; er bedachte, daß es, wenn dieser gefällige Degen sich ausstrecken und ernstlich ihm zu Leibe gehen wollte, um ihn, Beausire, geschehen wäre. Ein Bangen erfaßte ihn, er kam aus der Lage und berührte nur noch das äußerste Ende des Degens seines Gegners. Dieser faßte ihn kräftig in Terz, wand ihm den Degen aus der Hand und schnellte ihn wie eine Feder in die Luft.
Der Degen flog durch das Zimmer, durchbrach eine Fensterscheibe und verschwand außen.
Beausire wußte nicht mehr, welche Haltung er beobachten sollte.
»Ei! Herr Beausire,« sagte der Unbekannte, »wenn Ihr Degen mit der Spitze niederfällt und Jemand durchsticht, sind Sie ein Mann des Todes!«
Zum Bewußtsein zurückgerufen, lief Beausire nach der Thüre und stürzte die Treppe hinab, um seine Waffe wieder zu erwischen und einem Unglück zuvorzukommen, das ihn mit der Polizei entzweit hätte.
Mittlerweile ergriff Oliva die Hand des Siegers und sprach zu ihm:
»Oh! mein Herr, Sie sind sehr muthvoll; doch Herr Beausire ist ein Schurke, und wenn Sie bleiben, gefährden Sie mich; sobald Sie weggegangen sind, wird er mich sicherlich schlagen.«
»Dann bleibe ich.«
»Nein, nein; ich bitte inständig; wenn er mich schlägt, schlage ich ihn auch, und ich bin immer die Stärkere, doch das ist so, weil ich nichts zu schonen habe. Ich flehe Sie an, entfernen Sie sich.«
»Haben Sie Eines Wohl im Auge, meine Schönste; gehe ich von hier weg, so lauert er mir unten oder auf der Treppe auf; man wird sich wieder schlagen; auf einer Treppe parirt man nicht immer mit so großer Sicherheit wie auf einem Canapee.«
»Nun, und dann?«
»Dann tödte ich Meister Beausire oder er tödtet mich.«
»Großer Gott! das ist wahr, wir hätten einen schönen Spectakel im Hause.«
»Dieß ist zu vermeiden: ich bleibe also.«
»Um des Himmels willen, entfernen Sie sich, gehen Sie in den oberen Stock hinauf, bis er wieder zu mir hereingekommen ist. Im Glauben, Sie hier zu finden, wird er nirgends suchen. Sobald er in meine Wohnung eingetreten ist, hören Sie mich die Thüre doppelt verschließen. Ich werde meinen Mann eingesperrt und den Schlüssel in meine Tasche gesteckthaben. Nehmen Sie dann Ihren Rückzug, indeß ich mich muthig schlage, um die Zeit auszufüllen.«
»Sie sind ein reizendes Mädchen, auf Wiedersehen!«
»Auf Wiedersehen! wann dieß?«
»Heute Nacht, wenn es Ihnen beliebt.«
»Wie, heute Nacht! Sind Sie verrückt?«
»Bei Gott, ja, heute Nacht. Ist nicht Ball im Opernhause?«
»Bedenken Sie, daß die Mitternachtsstunde schon geschlagen hat.«
»Ich weiß es wohl, doch was ist daran gelegen?«
»Man braucht Dominos.«
»Beausire wird holen, wenn Sie ihn durchgeprügelt haben.«
»Sie haben Recht,« versetzte Oliva lachend.
»Leben Sie wohl! Meinen Dank!«
Und sie schob ihn nach dem Ruheplatz.
»Gut! er schließt die Thüre unten,« sagte der Unbekannte.
»Es ist nur ein Riegel innen. Gehen Sie ... er kommt herauf.«
»Doch wenn zufällig Sie geschlagen würden, wie konnten Sie mir es sagen lassen?«
Sie überlegte und antwortete dann:
»Sie müssen Bediente haben.«
»Ja, ich werde einen unter Ihre Fenster stellen.«
»Gut, und er wird in die Luft schauen, bis ihm ein Billetchen auf die Nase fällt.«
»So sei es. Gott befohlen!«
Der Unbekannte stieg in die oberen Stockwerke hinauf. Das ließ sich sehr leicht thun, die Treppe war finster, und Oliva bedeckte, indem sie mit lauter Stimme Beausire rief, das Geräusch der Tritte ihres neuen Mitschuldigen.
»Willst Du wohl kommen, Hirnverrückter!« rief sie Beausire zu, der nicht heraufging, ohne Betrachtungen über die moralische und physische Ueberlegenheit dieses Eindringlings anzustellen, welcher sich auf eine so unverschämte Weise in der Wohnung eines Andern eingenistet hatte.
Er gelangte indessen zu dem Stockwerk, wo ihn Oliva erwartete.
Er hatte den Degen in bei Scheide und dachte über eine Rede nach, die er halten wollte.
Oliua nahm ihn bei den Schultern, stieß ihn in das Vorzimmer und schloß die Thüre doppelt, wie sie es versprochen hatte.
Der Unbekannte konnte, während er sich zurückzog, den Anfang eines Streites hören, in welchem durch ihren schallenden Ton, dem der Blechinstrumente im Orchester ähnlich, jene Schläge sich hervorheben, die man gewöhnlich
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