Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
einen Dummkopf gelten, nachdem ich für einen frechen Menschen gegolten habe.«
»Meine Damen,« sagte er, nicht ohne abermals zu zögern, »Sie sind nun zu Hause.«
»Durch Ihren edelmüthigen Beistand.«
»Welche Mühe haben wir Ihnen gemacht!« sprach die jüngere der beiden Damen.
»O! ich habe das mehr als vergessen. Madame.«
»Aber wir, mein Herr, wir werden es nicht vergessen. Ihr Name, wenn es gefällig wäre, mein Herr?«
»Mein Name? Oh!«
»Es ist dieß das zweite Mal, daß man Sie darum bittet. Nehmen Sie sich in Acht!«
»Und nicht wahr, Sie wollen uns kein Geschenk mit einem Louisd'or machen?«
»Oh! wenn dem so ist,« versetzte der Officier etwas gereizt, »so gebe ich nach: ich bin der Graf von Charny, dabei, wie Madame bemerkt hat, Officier in der königlichen Marine.«
»Charny!« wiederholte die ältere der beiden Damen in einem Ton, mit dem sie etwa gesagt hätte: »Es ist gut, ich werde es nicht vergessen.«
»Georges, Georges von Charny,« fügte der Officier bei.
»Georges,« murmelte die jüngere Dame.
»Und Sie wohnen?«
»Hotel des Princes, Rue de Richelieu.«
Der Fiaker hielt an.
Die ältere von den Damen öffnete selbst den Schlag zu ihrer Linken, sprang behend zur Erde und reichte ihrer Gefährtin die Hand.
Der junge Mann aber, der ihnen zu folgen sich anschickte, rief:
»Meine Damen, nehmen Sie wenigstens meinen Arm an, Sie sind noch nicht zu Hause, und die Place d'Armes ist keine Wohnung,«
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle,« sagten gleichzeitig die zwei Frauen.
»Wie, ich soll mich nicht rühren?«
»Nein, bleiben Sie im Fiaker.«
»Aber allein gehen, bei Nacht, bei diesem Wetter? unmöglich!«
»Gut, nachdem Sie sich beinahe geweigert haben, uns zu verbinden, wollen Sie uns durchaus zu sehr verbinden,« versetzte mit heiterem Tone die ältere der beiden Damen.«
»Aber ...«
»Es gibt kein Aber. Seien Sie bis an's Ende ein artiger und biederer Cavalier. Ich danke Ihnen, Herr von Charny. ich danke Ihnen aus dem Grund meines Herzens, und da Sie ein artiger und biederer Cavalier sind, wie ich Ihnen so eben sagte, so verlangen wir nicht einmal Ihr Wort von Ihnen.«
»Mein Wort? wofür?«
»Daß Sie den Schlag schließen und den Kutscher nach Paris zurückkehren heißen; was Sie thun werden, nicht wahr, ohne nach uns umzuschauen.«
»Sie haben Recht, meine Damen, und mein Wort wäre unnütz. Kutscher, mein Freund, kehren wir zurück.«
Und der junge Mann drückte dem Kutscher noch einen Louisd'or in seine plumpe Hand.
Der würdige Auvergnat bebte vor Freude.
»Alle Teufel,« sagte er, »die Pferde mögen darüber krepiren, wenn sie wollen.«
»Ich glaube das wohl, sie sind bezahlt,« murmelte der Officier.
Der Fiaker rollte, und er rollte rasch. Er erstickte durch das Geräusch der Räder einen Seufzer des jungen Mannes, einen wollüstigen Seufzer, denn der Sybarite hatte sich auf die noch von den zwei unbekannten Schönen warmen Kissen gelegt.
Sie aber waren auf derselben Stelle geblieben, und erst als der Fiaker verschwunden, wandten sie sich nach dem Schloß.
VI.
Der Befehl.
In dem Augenblick, wo sie weiter gingen, trugen heftige Windstöße an das Ohr der Reisenden die drei Viertel, die es in der St. Ludwigs-Kirche schlug.
»Oh! mein Gott, drei Viertel auf zwölf Uhr,« riefen gleichzeitig die zwei Frauen.
»Alle Gitter sind geschlossen,« fügte die jüngere bei.
»Oh! das bekümmert mich wenig, liebe Andree, denn wäre das Gitter auch offen geblieben, so würden wir doch sicher nicht durch den Ehrenhof eingetreten sein. Geschwind, geschwind, gehen wir durch die Reservoirs.«
Beide wandten sich nach der Rechten des Schlosses.
Bekanntlich ist hier ein besonderer Gang, der nach den Gärten fühlt.
Man kam zu diesem Gang.
»Das kleine Thor ist geschlossen, Andree,« sagte unruhig die ältere.
»Klopfen wir an, Madame.«
»Nein, rufen wir. Laurent muß mich erwarten, ich habe ihn benachrichtigt, ich würde vielleicht spät zurückkommen.«
»Nun, so will ich rufen.«
Andree näherte sich der Thüre.
»Wer ist da?« fragte eine Stimme im Innern, die nicht einmal wartete, bis man rief.
»Oh! das ist nicht die Stimme von Laurent, »sprach erschrocken die junge Frau.«
»In der That, nein.«
Die andere Frau näherte sich ebenfalls.
»Laurent,« flüsterte sie durch das Thor.
Keine Antwort.
»Laurent,« wiederholte die Dame und klopfte zugleich an.
»Es ist kein Laurent hier,« erwiderte barsch die Stimme.
»Oeffnen Sie
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