Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Remise, nämlich nach derjenigen, wo sich die Reichthümer am glänzendsten boten, nach der Seite der Krystalle, der Goldrahmen, der Spiegel.
Sie sah hier, mit ungeduldiger Miene und etwas unverschämtem Lächeln, mit der Mütze in der Hand, einen Pariser Bürgersmann, der auf den an einander gedrückten Nägeln seiner beiden Zeigefinger einen Schlüssel herumschnellen ließ.
Dieser würdige Aufseher der Gelegenheitswaaren war kein Anderer, als Herr Fingret, dem seine Commis den Besuch einer schönen Dame gemeldet hatten.
Man konnte im Hofe dieselben Commis sehen, kurz und eng in Bure und Camelot gekleidet, ihre kleinen Waden in etwas grellen Strümpfen. Sie waren beschäftigt, mit den älteren Möbeln die minder alten zu restauriren, oder besser gesagt, Sophas, Lehnstühle und antike Polster zu plündern und das Roßhaar und die Federn herauszuziehen, die zum Ausstopfen ihrer Nachfolger dienen sollten.
Der Eine krämpelte das Roßhaar, vermengte es großmüthig mit Werg und stopfte ein neues Geräthe damit voll.
Der Andere bauchte gute Fauteuils.
Der Dritte bügelte mit aromatischen Wassern gereinigte Stoffe aus.
Und mit diesen alten Ingredienzien richtete man die so schönen Möbel zurecht, welche Frau von La Mothe in diesem Augenblick bewunderte.
Da Herr Fingret bemerkte, daß seine Kundin die Operationenseiner Commis sehen und die Gelegenheit in einem minder günstigen Lichte anschauen konnte, als es für seine Interessen ersprießlich war, so schloß er eine Glasthüre, die nach dem Hofe ging, aus Furcht, wie er sagte, der Staub könnte blendend sein für Madame ...
Bei diesem »Madame« hielt er inne.
Es war dieß eine Frage.
»Die Frau Gräfin von La Mothe Valois,« erwiderte Jeanne nachläßig.
Bei diesem wohlklingenden Titel sah man nun Herrn Fingret seine Finger lösen, den Schlüssel in die Tasche stecken und sich der Gräfin nähern.
»Oh!« sprach er, »es ist nichts hier, was für Madame taugt. Ich habe Neues, Schönes, Prächtiges! Die Frau Gräfin darf nicht denken, weil es auf der Place Royale ist, habe das Haus von Meister Fingret nicht eben so schöne Möbel als der Tapezierer des Königs. Wollen Sie gefälligst dieß Alles lassen, Madame, und sehen wir im andern Magazin nach.«
Jeanne erröthete.
Alles, was sie hier gesehen, kam ihr sehr schön vor, so schön, daß sie nicht einmal hoffen durfte, es kaufen zu können.
Ohne Zweifel geschmeichelt, daß sie von Herrn Fingret so gut beurtheilt wurde, konnte sie sich der Furcht nicht erwehren, er beurtheile sie zu gut.
Sie verwünschte ihren Stolz und bereute, daß sie sich nicht als einfache Bürgersfrau angekündigt hatte.
Doch aus jeder schlimmen Lage zieht sich ein gewandter Geist mit Vortheil heraus.
»Nichts Neues, mein Herr,« sagte sie, »ich will nichts Neues haben.«
»Madame will ohne Zweifel eine Wohnung für Freunde möbliren?«
»Ganz richtig, eine Wohnung für Freunde, und Sie begreifen, daß für eine solche Wohnung ...«
»Vortrefflich, Madame wähle,« erwiderte Fingret, schlau wie ein Handelsmann von Paris, welcher seine Eitelkeit nichtdarein setzt, daß er eher Altes als Neues verkauft, wenn er aus dem Einen so viel gewinnen kann, als aus dem Andern.
»Dieses kleine goldfarbige Möbel zum Beispiel?« fragte die Gräfin.
»Oh! das ist unbedeutend, es hat nur zehn Stücke.«
»Das Zimmer ist mittelmäßig,« entgegnete die Gräfin.
»Das Möbel ist ganz neu, wie Madame sehen kann.«
»Nun, und eine Gelegenheitswaare?«
»Allerdings,« versetzte Herr Fingret lachend; »doch so wie es ist, ist es achthundert Livres werth.«
Dieser Preis machte die Gräfin beben; wie, sollte sie gestehen, die Erben der Valois begnüge sich mit einem Gelegenheitsmöbel, könne aber die achthundert Livres nicht bezahlen?
Sie entschloß sich zu einer schlechten Laune und rief:
»Es ist nicht vom Kaufen die Rede, mein Herr. Woraus entnehmen Sie, ich wolle dergleichen alten Kram kaufen? Es handelt sich nur um ein Miethen und dabei ...«
Fingret machte ein saures Gesicht, denn unmerklich verlor seine Kundin an ihrem Werthe. Es handelte sich nicht mehr um den Verkauf eines neuen Möbels, oder nur eines Gelegenheitsmöbels, sondern bloß um eine Miethe.
»Sie wünschen dieses ganze goldgelbe Möbel zu miethen,« sagte er, »für ein Jahr etwa?«
»Nein, für einen Monat. Ich habe Jemand aus der Provinz zu möbliren.«
»Das macht hundert Livres im Monat,« sagte Meister Fingret.
»Sie scherzen, mein Herr, denn bei dieser
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