Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Rechnung würde mein Möbel nach Ablauf von acht Monaten mir gehören.«
»Einverstanden, Frau Gräfin.«
»Nun und dann?«
»Wenn es Ihnen gehörte, würde es nicht mehr mir gehören, und folglich hätte ich mich nicht um die Auffrischung und Wiederherstellung zu bekümmern, lauter Dinge, welche Geld kosten.«
Frau von La Mothe dachte nach.
»Hundert Livres,« sagte sie zu sich selbst, »das ist viel; doch man muß die Sache mit Vernunft betrachten: entweder wird das in einem Monat zu theuer sein und dann gebe ich dem Tapezierer die Möbel zurück und lasse ihm eine große Meinung, oder ich kann in einem Monat ein neues Möbel bestellen. Ich gedachte fünf- bis sechshundert Livres aufzuwenden, machen wir die Sache großartig; geben wir hundert Thaler aus.«
»Ich behalte dieses goldfarbige Möbel für einen Salon mit allen ähnlichen Vorhängen,« sprach sie laut.
»Gut, Madame.«
»Und die Teppiche?«
»Hier sind sie.«
»Was werden Sie für ein anderes Zimmer geben?«
»Diese grünen Stühle ohne Lehne, diesen Schrank von Eichenholz, diesen Tisch mit gedrehten Füßen, diese grünen Damastvorhänge.«
»Gut; und für ein Schlafzimmer?«
»Ein breites, schönes Bett, vortreffliches Bettzeug, eine Bettdecke von Sammet, rosa und mit Silber gestickt, blaue Vorhänge, eine etwas gothische, aber reich vergoldete Kamingarnitur.«
»Toilette?«
»Mit Spitzen von Mecheln. Schauen Sie selbst, Madame. Commode von äußerst zarter, eingelegter Arbeit, ein ähnliches Nähtischchen, Sopha mit Stickerei, ebenso die Stühle, eleganter Kamin, kommt aus dem Schlafzimmer der Frau von Pompadour in Choisy.«
»Dieß Alles um welchen Preis?«
»Für einen Monat?«
Ja.«
»Vierhundert Livres.«
»Ah! Herr Fingret, ich bitte, halten Sie mich nicht für eine Grisette. Man blendet Leute meines Standes nicht mit Lappen. Wollen Sie gefälligst bedenken, daß vierhundert Livres monatlich viertausend achthundert Livres im Jahr ausmachen, und daß ich um diesen Preis ein ganz möblirtes Hotel bekäme.«
Meister Fingret kratzte sich hinter dem Ohr.
»Sie verleiden mir die Place Royale,« fuhr die Gräfin fort.
»Das brächte mich in Verzweiflung.«
»Beweisen Sie es mir. Ich will für dieses ganze Mobiliar nur hundert Thaler geben.«
Jeanne sprach diese letzten Worte mit so viel würdevoller Hoheit, daß der Handelsmann abermals an die Zukunft dachte.
»Es sei, Madame,« sagte er.
»Und zwar unter einer Bedingung.«
»Und welcher, Madame?«
»Daß dieß Alles heute Nachmittag um drei Uhr nach der Wohnung, die ich Ihnen bezeichnen werde, gebracht und in dieser geordnet ist.«
»Es ist zehn Uhr, Madame, bedenken Sie wohl, es schlägt eben zehn Uhr.«
»Ja oder nein.«
»Wohin soll es kommen?«
»Nach der Rue Saint-Claude, im Marais.«
»Gut, gut.«
Der Tapezierer öffnete die Hofthüre und rief: »Sylvain! Lanbry! Remy!«
Drei von seinen Gehilfen eilten herbei, entzückt, einen Vorwand zu haben, um ihre Arbeit zu unterbrechen, einen Vorwand, um die schöne Dame zu sehen.
»Die Tragbahren, meine Herren, die Handwagen.«
»Remy, Sie packen das goldgelbe Möbel auf; Sylvain, das Vorzimmer in den Wagen, während Sie, der Sie sehr pünktlich sind, das Schlafzimmer zu besorgen haben.«
»Setzen wir die Rechnung auf und ich unterzeichne den Empfang, Madame, wenn es Ihnen genehm ist.«
»Hier sind sechs Doppellouis und ein einfacher Louisd'or! geben Sie mir heraus.«
»Hier sind zwei Sechs-Livres-Thaler, Madame.«
»Von denen ich einen diesen Herren schenke, wenn das Geschäft beendigt ist.«
Nach diesen Worten reichte sie dem Tapezierer ihre Adresse und kehrte zu dem Schubkarren zurück, auf dem sie gekommen war.
Eine Stunde später hatte sie die Wohnung im dritten Stock gemiethet, und es waren noch nicht zwei Stunden vergangen, als schon der Salon, das Vorzimmer und das Schlafzimmer gleichzeitig möblirt wurden.
Der Sechs-Livres-Thaler war von den Herren Landry, Remy und Sylvain in zehn Minuten verdient.
Nachdem die Wohnung so verwandelt war, nachdem man die Fensterscheiben gereinigt und die Kamine mit Feuer versehen hatte, begab sich Jeanne an ihre Toilette; sie weidete sich an dem Glück, auf einem guten Teppich zu wandeln, an der warmen Atmosphäre, die von den wattirten Wänden zurückströmte, sie athmete mit Entzücken den Duft einiger Lackviolen ein, welche freudig ihren Stengel in japanesischen Vasen, ihren Kopf in dem lauen Dunst des Zimmers badeten.
Meister Fingret hatte die goldenen Arme nicht
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