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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Anwesenden, »die Aehnlichkeit ist unglaublich.«
    Frau von La Mothe hatte eine Maske, wie alle Frauen,die, wenn sie von Mesmer weggingen, sich auf den Ball im Opernhause begeben wollten.
    Sie konnte also, ohne Gefahr zu laufen, sich erkundigen.
    »Mein Herr,« fragte sie den Mann der Ausrufungen, der einen umfangreichen Körper, ein volles, gefärbtes Gesicht und funkelnde, scharf beobachtende Augen hatte, »sagen Sie nicht, die Königin sei hier?«
    »Oh! Madame, es ist nicht zu bezweifeln,« erwiderte der Unbekannte.
    »Und wo dieß?«
    »Jene junge Frau, die Sie dort auf veilchenblauen Kissen in einer so heftigen Crise erblicken, daß sie ihre Entzückungen nicht mäßigen kann, ist die Königin.«
    »Aber, mein Herr, worauf gründen Sie die Idee, diese Frau sei die Königin?«
    »Ganz einfach darauf, Madame, daß diese Frau die Königin ist,« erwiderte unstörbar der Anschuldigende.
    Und er verließ Jeanne, um die Kunde in den Gruppen zu begründen und zu verbreiten.
    Jeanne wandte sich von dem fast empörenden Schauspiel ab, das die Epileptische bot. Doch kaum hatte sie ein paar Schritte nach der Thüre gemacht, als sie sich von Angesicht zu Angesicht den zwei Damen gegenüber befand, die, bis sie zu den Convulsionären übergehen sollten, nicht ohne ein lebhaftes Interesse den Bottich, die Stangen und den Deckel anschauten.
    Kaum hatte Jeanne das Gesicht der älteren von den zwei Damen gesehen, als sie ebenfalls einen Schrei ausstieß.
    »Was gibt es?« fragte diese.
    Jeanne riß rasch die Maske ab und fragte:
    »Erkennen Sie mich?«
    Die Dame machte eine Bewegung, bewältigte sie aber beinahe in demselben Augenblick wieder.
    »Nein,« antwortete sie mit einer gewissen Befangenheit.
    »Wohl, ich erkenne Sie, und will Ihnen einen Beweis hievon geben.«
    Bei dieser Anrufung preßten sich die Damen ängstlich einander an.
    Jeanne zog aus ihrer Tasche die Büchse und sagte:
    »Sie haben das bei mir liegen lassen.«
    »Aber wenn dem so wäre,« fragte die Aeltere, »warum sind Sie so bewegt?«
    »Ich bin erschrocken über die Gefahr, die Eure Majestät hier lauft.«
    »Erklären Sie sich.«
    »Oh! nicht eher, als bis Sie diese Maske vorgenommen haben.«
    Und sie reichte ihre Maske der Königin, doch diese zögerte, da sie sich unter ihrer Haube hinlänglich verborgen glaubte.
    »Ich bitte, es ist kein Augenblick zu verlieren,« fuhr Jeanne fort.
    »Thun Sie es, thun Sie es, Madame,« sagte leise die zweite Frau zur Königin.
    Die Königin setzte maschinenmäßig die Larve auf ihr Gesicht.
    »Und nun kommen Sie,« sprach Jeanne.
    Und sie zog die zwei Frauen so rasch fort, daß sie erst bei der Hausthüre, wo sie sich in einigen Secunden befanden, anhielten.
    »Aber was ist es denn?« fragte die Königin athmend.
    »Eure Majestät ist von Niemand gesehen worden?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Desto besser.«
    »Werden Sie uns wohl erklären ...«
    »Für den Augenblick glaube Eure Majestät ihrer getreuen Dienerin, wenn diese ihr sagt, sie laufe die größte Gefahr.«
    »Was für eine Gefahr ist es denn?«
    »Ich werde die Ehre haben, Ew. Majestät Alles zu sagen, wenn sie mir eines Tags eine Stunde Audienz zu bewilligen geruht. Doch die Sache ist lang, Ew. Majestät kann erkannt, kann bemerkt werden.«
    Und als sie wahrnahm, daß die Königin einige Ungeduld kundgab, sagte sie zu der Prinzessin von Lamballe«:
    »Oh! Madame, ich flehe Sie an, verbinden Sie sich mit mir, um Ihre Majestät zu bewegen, daß sie sich entfernt und zwar auf der Stelle.«
    Die Prinzessin machte eine flehende Geberde.
    »Gehen wir, da Sie es wollen,« sprach die Königin.
    Dann wandte sie sich gegen Frau von La Mothe um und sagte:
    »Sie haben mich um eine Audienz gebeten.«
    »Ich strebe nach der Ehre, Eurer Majestät eine Erklärung über mein Benehmen zu geben.«
    »Wohl, bringen Sie mir diese Büchse zurück, und fragen Sie nach dem Concierge Laurent, er wird unterrichtet sein.«
    Hierauf rief sie deutsch nach der Straße hinaus:
    »Kommen Sie hieher, Weber!«
    Rasch näherte sich ein Wagen, die zwei Prinzessinnen sprangen hinein.
    Frau von La Mothe blieb bei der Thüre, bis sie die Carrosse aus dem Gesicht verloren hatte.
    »Oh!« sagte sie ganz leise, »es war gut, daß ich gethan, was ich gethan, auch für die Folge, ... überlegen wir.«

XVIII.
Mademoiselle Oliva.
    Der Mann, der die angebliche Königin den Blicken der Anwesenden bezeichnet hatte, schlug während dieser Zeit einem von den Zuschauern, einem Menschen mit gierigem Auge

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