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Das Halsband der Koenigin 1

Das Halsband der Koenigin 1

Titel: Das Halsband der Koenigin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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erlangte und sich zum Gegenstoß bereit hielt.
    »Ja, von den Damen mit dem Porträt.«
    »Monseigneur,« antwortete Jeanne, den Cardinal anschauend, »Sie kennen sie ebenso gut und sogar besser als ich, darauf wette ich.«
    »Ich? Oh! Gräfin, Sie thun mir Unrecht. Wünschten Sie nicht, wie es schien, zu wissen, wer sie sind?«
    »Allerdings, mich dünkt, es ist sehr natürlich, daß man seine Wohltäterinnen kennen zu lernen wünscht.«
    »Nun, wenn ich wüßte, wer sie sind, so wüßten Sie es auch schon.«
    »Herr Cardinal, Sie kennen diese Damen, sage ich Ihnen.«
    »Nein.«
    »Noch ein Nein, und ich nenne Sie einen Lügner.«
    »Oh! und ich räche mich für die Beleidigung.«
    »Wie? wenn ich fragen darf.«
    »Durch einen Kuß.«
    »Mein Herr Botschafter am Hofe zu Wien, mein Herr Freund der Kaiserin Maria Theresia, mir scheint, wenn es nicht sehr unähnlich ist, mußten Sie das Porträt Ihrer Freundin erkennen.«
    »Wie, in der That, Gräfin, es war das Porträt Maria Theresia's?«
    »Oh! spielen Sie doch den Unwissenden, Herr Diplomat.«
    »Nun denn, wenn dem so wäre, wenn ich die Kaiserin Maria Theresia erkannt hätte, wohin würde uns das führen?«
    »Ist das Porträt Maria Theresia's von Ihnen erkannt worden, so müssen Sie einen Verdacht in Beziehung auf die Damen haben, denen ein solches Porträt gehört.«
    »Aber warum soll ich denn das wissen?« versetzte der Cardinal ziemlich unruhig.
    »Ah! weil es nicht sehr gewöhnlich ist, das Porträt einer Mutter – denn bemerken Sie wohl, daß dieses Porträt das Porträt einer Mutter und nicht einer Kaiserin ist – in anderen Händen zu sehen, als in denen ...«
    »Vollenden Sie.«
    »Als in denen einer Tochter.«
    »Die Königin!« rief Louis von Rohan mit einer Wahrheit der Betonung, von der Jeanne bethört wurde. »Die Königin! Ihre Majestät wäre bei Ihnen gewesen?«
    »Wie! hatten Sie nicht errathen, daß sie es war, mein Herr?«
    »Mein Gott! nein,« sprach der Cardinal in vollkommen einfachem Ton; »es ist in Deutschland Gewohnheit, daß die Porträts der regierenden Fürsten von Familie zu Familie übergehen. Ich, zum Beispiel, der ich mit Ihnen spreche, bin weder der Sohn, noch der Bruder, noch sogar ein Verwandter Maria Theresia's und habe dennoch ein Porträt von ihr bei mir.«
    »Sie haben ein Porträt von ihr bei sich, Monseigneur?«
    »Sehen Sie,« sprach kalt der Cardinal.
    Und er zog aus seiner Tasche eine Tabatière und zeigte sie Jeanne.
    »Sie sehen wohl,« fügte er bei, »daß, wenn ich dieses Porträt habe, während ich mich doch, wie ich Ihnen sagte, nicht der Ehre erfreue, von der kaiserlichen Familie zu sein, ein Anderer als ich es bei Ihnen vergessen haben kann, ohne deßhalb dem erhabenen Hause Oesterreich anzugehören.«
    Jeanne schwieg verlegen. Sie besaß alle Instincte bei Diplomatie, aber die Praxis fehlte ihr noch.
    »Ihrer Ansicht nach,« fuhr der Prinz Louis fort, »Ihrer Ansicht nach ist es also die Königin Marie Antoinette, die Ihnen einen Besuch gemacht hat?«
    »Die Königin mit einer andern Dame.«
    »Frau von Polignac?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Frau von Lamballe?«
    »Eine sehr schöne und sehr ernste junge Frau.«
    »Fräulein von Taverney vielleicht?«
    »Es ist möglich, ich kenne sie nicht.«
    »Hat Ihre Majestät Ihnen einen Besuch gemacht, so sind Sie nun der Protection der Königin sicher. Das ist ein großer Schritt zu Ihrem Glück.«
    »Ich denke so, Monseigneur.«
    »Ist Ihre Majestät, verzeihen Sie mir diese Frage, freigebig gegen Sie gewesen?«
    »Sie hat mir ungefähr hundert Louisd'or gegeben.«
    »Oh! Ihre Majestät ist nicht reich, besonders in diesem Augenblick.«
    »Das verdoppelt meine Dankbarkeit.«
    »Und hat sie Ihnen eine besondere Theilnahme bezeigt?«
    »Eine ziemlich lebhafte.«
    »Dann geht Alles gut,« sprach nachdenkend der Prälat, der den Schützling vergaß, um an die Beschützerin zu denken, »Sie haben nur Eines zu thun.«
    »Was?«
    »Sich Eintritt in Versailles zu verschaffen.«
    Die Gräfin lächelte.
    »Ah! verhehlen wir es nicht, Gräfin, hierin liegt die wahre Schwierigkeit.«
    Der Cardinal lächelte ebenfalls.
    »In der That,« sagte er, »Ihr Leute aus der Provinz zweifelt nie an Etwas. Weil Sie Versailles mit Gittern, die sich öffnen, und mit Treppen, die man hinaufsteigt, gesehen haben, bilden Sie sich ein, Jedermann öffne diese Gitter und Jedermann steige die Treppen hinauf. Haben Sie alle die Ungeheuer von Erz, Marmor oder Blei gesehen, mit denen der Park und

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