Das Halsband der Koenigin 1
Mesdames, die Tanten des Königs? Oh! Gräfin, diese mußten Ihnen, wenn mich nicht Alles täuscht, günstig antworten.«
»Nein, Monseigneur.«
»Oh! ich kann nicht glauben, daß Madame Elisabeth, die Schwester des Königs, ein unempfindliches Herz gehabt hat.«
»Es ist wahr, auf meine Bitte hat Ihre Königlich Hoheit mir versprochen, mich zu empfangen, doch ich weiß nicht, wie es gekommen ist, nachdem sie meinen Mann empfangen hatte, wollte sie, wie dringend ich auch bat, Nichts mehr von sich hören lassen.«
»Das ist in der That seltsam,« sagte der Cardinal.
Dann rief er plötzlich und als tauchte dieser Gedanke erst in diesem Augenblick in seinem Geiste auf:
»Aber, mein Gott! wir vergessen ...«
»Was?«
»Die Person, an die Sie sich vor Allem hätten wenden müssen.«
»An wen hätte ich mich wenden müssen?«
»An die Gnadenspenderin, an diejenige, welche nie eine verdiente Unterstützung versagt hat, an die Königin.«
»An die Königin?«
»Ja, an die Königin. Haben Sie sie gesehen?«
»Nie,« antwortete Jeanne mit vollkommener Einfachheit.
»Wie, Sie haben der Königin kein Gesuch überreicht?«
»Nie.«
»Sie haben nicht von Ihrer Majestät eine Audienz zu erlangen gesucht?«
»Ich habe mich bemüht, doch ist es mir nicht gelungen.«
»Sie haben es wenigstens versucht, sich ihr auf den Weg zu stellen, um bemerkt und an den Hof berufen zu werden. Das war ein Mittel.«
»Nein, wahrhaftig, ich bin in meinem Leben nur zweimal in Versailles gewesen, und habe nur zwei Personen dort gesehen, den Herrn Doctor Louis, der meinen unglücklichen Vater im Hotel Dieu behandelt hatte, und den Herrn Baron von Taverney, dem ich empfohlen war.«
»Und was hat Ihnen Herr von Taverney gesagt? Er war vollkommen im Stande, Ihnen Zugang zu der Königin zu verschaffen.«
»Er hat mir gesagt, ich sei sehr ungeschickt.«
»Warum?«
»Daß ich als einen Anspruch auf das Wohlwollen des Königs eine Verwandtschaft geltend mache, welche natürlich Seiner Majestät widrig sein müsse, da ein armer Verwandter nie gefalle.«
»Das ist der selbstsüchtige, brutale Baron,« sagte der Prinz.
Dann überlegt er sich wieder den Besuch Andree's bei der Gräfin und dachte:
»Es ist seltsam, der Vater weist die Bittstellerin zurück, und die Königin führt die Tochter zu ihr. In der That, aus diesem Widerspruch muß etwas hervorgehen.«
»So wahr ich ein Edelmann bin,« sprach er dann, ich bin ganz erstaunt, daß ich sagen höre, eine Bittstellerin, eine Frau vom ersten Adel, habe weder den König noch die Königin gesehen.«
»Höchstens gemalt,« sagte Jeanne lächelnd.
»Wohl denn,« rief der Cardinal, dießmal überzeugt von der Unwissenheit und Aufrichtigkeit der Gräfin, »ich werde Sie, wenn es sein muß, selbst nach Versailles führen und die Thüren für Sie öffnen lassen.«
»Oh! Monseigneur, welche Güte!« rief die Gräfin im höchsten Grad erfreut.
Der Cardinal näherte sich ihr und sprach:
»Gräfin, binnen Kurzem muß sich nothwendig alle Welt für Sie interessiren.«
»Ach! Monseigneur,« sagte Jeanne mit einem anbetungswürdigen Seufzer, »glauben Sie das aufrichtig?«
»Oh! ich bin davon überzeugt.«
»Ich glaube, Sie schmeicheln mir,« sagte Jeanne.
Und dabei schaute sie ihn fest an.
Diese plötzliche Veränderung mußte mit Recht die Gräfin in Erstaunen setzen, die der Cardinal zehn Minuten vorher mit einer ächt prinzlichen Vornehmheit behandelt hatte.
Wie der Pfeil eines Bogenschützen abgeschossen, traf Jeanne's Blick den Cardinal in sein Herz oder in seine Sinnlichkeit. Er enthielt das Feuer des Ehrgeizes oder des Verlangens; aber es war Feuer.
Herr von Rohan, der sich auf die Frauen verstand, mußte sich zugestehen, er habe wenige so verführerische gesehen.
»Ah! Bei meiner Treue,« sagte er zu sich selbst mit dem ewigen Hintergedanken der durch die Diplomatie erzogenen Hofleute, »ah! bei meiner Treue, es wäre ein zu außerordentlicher oder zu glücklicher Fall, wenn ich zugleich eine ehrliche Frau, die das Aussehen einer Verschmitzten hat, und im Elend eine allmächtige Beschützerin fände.«
»Monseigneur,« unterbrach ihn die Sirene, »Sie beobachten bisweilen ein Stillschweigen, das mich beunruhigt; verzeihen Sie mir, daß ich es Ihnen sage.«
»Wie soll ich das verstehen, Gräfin?« fragte der Cardinal.
»Monseigneur, ein Mann, wie Sie, verfehlt sich gegen die Höflichkeit nur bei zwei Arten von Frauen.«
»Oh! mein Gott, was wollen Sie mir sagen, Gräfin? Bei
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