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Das Halsband der Koenigin 1

Das Halsband der Koenigin 1

Titel: Das Halsband der Koenigin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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verschluckte er den Zaubertrank.
    In demselben Augenblick war es ihm, als schüttelte ein Schauer seinen Körper und machte alles alte und langsame Blut, das von den Füßen bis zum Herzen in seinen Adern schlummerte, gegen die Oberhaut zurückfließen. Seine gerunzelte Haut spannte sich aus; schlaff bedeckt durch den Schleier ihrer Lider, erweiterten sich seine Augen, ohne daß der Wille daran Theil nahm; der Augapfel spielte lebhaft und groß, das Zittern seiner Hände machte einer nervigen Festigkeit Platz, seine Stimme kräftigte sich, und wieder elastisch geworden, wie in den schönsten Tagen seiner Jugend, richteten sich seine Kniee zugleich mit den Lenden auf, und zwar, als ob der Trank im Hinabsinken seinen ganzen Körper von einem Ende zum andern wiedergeboren hätte.
    Ein Schrei des Erstaunens, der Bewunderung besonders erscholl im Gemach. Taverney, der mit dem Ende des Zahnfleisches aß, wurde hungerig. Er griff kräftig nach Teller und Messer, legte sich von einem Ragout vor, der zu seiner Rechten stand, zermalmte Rebhühnerknochen, und sagte, er fühle seine zwanzigjährigen Zähne wieder wachsen.
    Er aß, lachte, trank und schrie eine halbe Stunde lang vor Freude, und während dieser halben Stunde schauten ihn die andern Gäste nur ganz verwundert an; dann sank er allmälig zusammen, wie eine Lampe, der das Oel ausgeht. Zuerst in seiner Stirne gruben sich die einen Augenblick verschwundenen alten Falten in neuen Ringeln ein, seine Augen verschleierten und verdunkelten sich. Er verlor den Geschmack; dann wölbte sich sein Rücken. Sein Appetit verschwand; seine Kniee fingen wieder an zu zittern.
    »Oh!« machte er seufzend.
    »Nun?« fragten alle Gäste.
    »Nun! fahre hin, Jugend!«
    Und er stieß einen tiefen Seufzer aus, in Begleitung von zwei Thränen, die seine Augenlider befeuchteten.
    Instinctartig und bei dem Anblick des im Anfang verjüngten und durch diesen Umschlag der Jugend wieder älter gewordenen Greises drang ein Seufzer, dem ähnlich, welchen Taverney ausgestoßen, aus der Brust jedes Gastes hervor.
    »Das ist ganz einfach, meine Herren,« sprach Cagliostro, »ich habe dem Baron nur fünfunddreißig Tropfen Lebenselixir eingegossen, und er hat sich nur um fünfunddreißig Minuten verjüngt.«
    »Oh! noch einmal! noch einmal, Graf!« rief der Greis voll Gierde.
    »Nein, denn eine zweite Probe würde Sie vielleicht tödten,« erwiderte Cagliostro.
    Von allen Gästen hatte Madame Dubarry, welche die Eigenschaft des Elixirs kannte, die Einzelnheiten dieser Scene am begierigsten verfolgt.
    In gleichem Maße, wie die Jugend und das Leben die Arterien des alten Taverney anschwellten, folgte das Auge der Gräfin in den Arterien dem Fortschritt der Jugend und des Lebens. Sie lachte, sie klatschte Beifall, sie wurde gleichsam wiedergeboren durch den Anblick. Als der Erfolg des Trankes seinen Höhepunkt erreicht hatte, wäre die Gräfin beinahe auf die Hand Cagliostro's losgestürzt, um ihm das Fläschchen zu entreißen.
    In diesem Augenblick aber, da Taverney schneller alterte, als er wieder jung geworden war, sprach sie traurig:
    »Ach! ich sehe es wohl, Alles ist eitel, Alles ist Chimäre. Das wunderbare Geheimniß hat fünfunddreißig Minuten gedauert.«
    »Das heißt,« versetzte der Graf von Haga, »um sich eine Jugend von zwei Jahren zu geben, müßte man einen Fluß austrinken.«
    Alle lachten.
    »Nein,« entgegnete Condorcet, »die Rechnung ist einfach: fünfunddreißig Tropfen für fünfunddreißig Minuten, das ist eine Erbärmlichkeit von drei Millionen hundert und dreiundfünfzig tausend und sechs Tropfen, wenn man ein Jahr jung bleiben will.«
    »Eine Ueberschwemmung,« sagte Laperouse.
    »Und dennoch,« sagte die Gräfin, »ist es, nach Ihrer Ansicht, nicht so bei mir gewesen, da eine kleine Flasche, die mir Ihr Freund Joseph Balsamo geschenkt, eine Flasche, etwa viermal so groß als Ihr Flacon, genügte, um bei mir das Fortschreiten der Zeit zehn Jahre lang aufzuhalten.«
    »Ganz richtig, Madame, und Sie allein berühren mit dem Finger die geheimnißvolle Wirklichkeit. Der Mensch, der gealtert und zu sehr gealtert hat, bedarf dieser Quantität, wenn eine unmittelbare und mächtige Wirkung hervorgebracht werden soll. Aber eine Frau von dreißig Jahren, wie Sie waren, Madame, oder ein Mann von vierzig Jahren, wie ich war, Madame, als wir dieses Lebenselixir zu trinken anfingen ... diese Frau und dieser Mann, noch voll Frische und Jugend, brauchen nur zehn Tropfen von diesem Wasser bei

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