Das Halsband der Koenigin 2
dem beschäftigt, was man bei mir thut; dann wenn Ihre Rückkehr die Spione von der Fährte abgebracht hat, gehen Sie zu den Juwelieren und bringen Sie mir einen Empfangschein von ihnen.«
»Ja, Madame, es soll so geschehen, da Sie es wollen.«
Sie steckte das Etui unter ihr Mäntelchen, wobei sie besorgt war, daß nichts den Umfang desselben verrieth, und stieg in den Wagen mit all dem Eifer, den die Genossin ihrer Handlung forderte.
Zuerst fuhr sie nach Hause und schickte den Wagen zu Herrn von Rohan zurück, um dem Kutscher, der sie geführt, nichts von dem Geheimniß zu enthüllen. Dann ließ sie sich umkleiden, um ein minder elegantes und für dieses nächtliche Unternehmen besser geeignetes Gewand anzulegen.
Ihre Kammerfrau kleidete sie rasch an, und bemerkte, daß sie während dieser Operation, welche gewöhnlich mit der ganzen Aufmerksamkeit einer Dame vom Hof beehrt wurde, nachdenklich und zerstreut war.
Jeanne dachte in der That nicht an ihre Toilette, sie ließ mit sich machen, und richtete ihr Nachdenken auf eine seltsame, ihr von der Gelegenheit eingegebene Idee.
Sie fragte sich, ob der Cardinal nicht einen großen Fehler begehe, wenn er die Königin diesen Schmuck zurückgeben lasse, und ob der begangene Fehler nicht eine Verminderung des Glückes herbeiführen werde, das Herr von Rohan träume, und welches zu erreichen er, die kleinen Geheimnisse der Königin theilend, sich schmeicheln könne.
Wenn sie Marie Antoinette's Befehl vollzog, ohne sich mit Herrn von Rohan zu berathen, verfehlte sie sich nicht gegen die ersten Pflichten des Bündnisses? Würde der Cardinal, wenn er mit allen seinen Mitteln am Ende wäre, nicht lieber sich selbst verkaufen, als die Königin eines Gegenstandes beraubt lassen, nach dem sie begehrt hatte?
»Ich kann es nicht anders machen, ich muß mich mit dem Cardinal berathen,« sagte Jeanne zu sich selbst.
»Vierzehnmal hunderttausend Livres,« fügte sie in ihrem Geiste bei; »nie wird er vierzehnmal hunderttausend Livres haben!«
Dann wandte sie sich plötzlich gegen ihre Kammerfrau um und sagte:
»Gehen Sie, Rose.«
Die Kammerfrau gehorchte, und Frau von La Mothe setzte ihren geistigen Monolog fort.
»Welche Summe! welch ein Vermögen, und wie all die Glückseligkeit, all der Glanz, den eine solche Summe verschafft, durch die kleine Schlange in Edelsteinen, welche in diesem Etui hier flammt, so gut dargestellt sind!«
Sie öffnete das Etui und versengte sich die Augen bei der Berührung dieser rieselnden Flammen. Sie zog das Halsband aus dem Atlas, rollte es in ihren Fingern, schloß es in ihre zwei kleinen Hände und sagte:
»Vierzehnmal hunderttausend Livres, welche hierin Raum haben, denn dieses Halsband hat wirklich einen Geldwerth von vierzehnmal hunderttausend Livres, und die Juweliere würden noch heute diesen Preis bezahlen.
»Ein seltsames Geschick, das Jeanne von Valois, der Bettlerin, der Unbekannten gestattet, mit ihrer Hand die Hand der Königin, der größten Fürstin der Welt, zu berühren, und auch in ihren Händen, allerdings nur für eine Stunde, vierzehnmal hunderttausend Livres zu besitzen, eine Summe, die in dieser Welt nie allein geht, und die man stets durch bewaffnete Wächter oder durch Garantien begleiten läßt, welche in Frankreich nicht geringer sein können, als die eines Cardinals und einer Königin.
»Das Alles in meinen Fingern! Wie schwer das ist und wie es leicht ist!
»Um in Gold, diesem kostbaren Metall, das Aequivalent dieses Kleinods fortzuschaffen, hätte ich zwei Pferde nöthig; um es in Cassenbillets fortzuschaffen ... und werden die Cassenbillets immer bezahlt? muß man nicht unterzeichnen, controliren? Und dann ist ein Billet Papier; das Feuer, die Luft, das Wasser zerstören es. Ein Cassenbillet hat nicht in allen Ländern Curs; es verräth seinen Ursprung, es offenbart den Namen seines Inhabers. Ein Cassenbillet verliert nach einiger Zeit einen Theil seines Werthes, oder seinen ganzen Werth. Die Diamanten dagegen sind die harte Materie, welche Allem widersteht, und die Jedermann kennt, schätzt, bewundert und kauft, in London, in Berlin, in Madrid, in Brasilien sogar. Alle verstehen einen Diamanten, besonders von dem Schnitt und Wasser, die man in diesen findet! Wie schön sind sie! Wie bewunderungswürdig! Welches Ganze und welche Einzelheiten! Jeder von ihnen ist für sich allein vielleicht verhältnißmäßig mehr werth, als alle miteinander!
»Doch woran denke ich!« sagte sie plötzlich; »fassen wir
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