Das Halsband der Koenigin 2
fragte sie, wie die Königin es angestellt habe, um auf solche Art den Forderungen der Juweliere zu entsprechen.
Frau von La Mothe erwiderte, die Königin habe den Juwelieren eine vertrauliche Mittheilung gemacht; Geheimhaltung sei empfohlen worden; eine Königin welche bezahle, habe schon genug nöthig, sich zu verbergen, aber sie sei hiezu noch weit mehr gezwungen, wenn sie Credit verlange.
Der Cardinal gab ihr Recht, und zu gleicher Zeit fragte er, ob man sich noch seiner guten Absichten erinnere.
Jeanne entwarf ein solches Gemälde von der Dankbarkeit der Königin, daß Herr von Rohan viel mehr als Liebhaber, denn als Unterthan, viel mehr in seinem Stolze, als in seiner Ergebenheit begeistert war.
Indem Jeanne diese Unterredung zu ihrem Ziele führte, hatte sie beschlossen, friedlich nach Hause zurückzukehren, sich mit einem Edelsteinhändler zu besprechen, für hunderttausend Thaler Diamanten zu verkaufen und damit nach England oder Rußland zu entweichen, freien Ländern, wo sie mit dieser Summe fünf bis sechs Jahre reich leben würde, nach deren Ablauf sie, ohne beunruhigt werden zu können, den Rest der Diamanten vortheilhaft einzeln verkaufen würde.
Doch es gelang nicht alles nach ihren Wünschen. Bei den ersten Diamanten, die sie zwei Kenner sehen ließ, erschreckten das Erstaunen und das zurückhaltende Benehmen dieser Argusse die Verkäuferin. Der Eine bot verächtliche Summen, der Andere gerieth in Extase über die Steine und sagte, er habe nie ähnliche gesehen, außer in dem Halsband Böhmers.
Jeanne hielt inne. Sie begriff, daß die Unvorsichtigkeit in einem solchen Fall der Ruin, daß der Ruin der Schandpfahl und lebenslängliches Gefängnis war. Sie verschloß die Diamanten in das tiefste ihrer Verstecke und faßte den Entschluß, sich mit so soliden Vertheidigungs-, mit so scharfen Angriffswaffen zu versehen, daß im Falle eines Krieges diejenigen, welche sich im Kampfe zeigen würden, zum Voraus verloren wären.
Zwischen dem Verlangen des Cardinals, der immer zu erfahren suchen, zwischen den Indiscretionen der Königin, die immer sich rühmen würde, daß sie ausgeschlagen habe, laviren, war eine furchtbare Gefahr. Ein Wort zwischen der Königin und dem Cardinal, und Alles war entdeckt. Jeanne tröstete sich wieder dadurch, daß sie bedachte, verliebt in die Königin, habe der Cardinal, wie alle Verliebte, eine Binde auf der Stirne und würde folglich in alle Fallen stürzen, die ihm die List unter einem Schatten von Liebe stellen würde.
Doch diese Falle mußte eine geschickte Hand so legen, daß die zwei Interessirten darin gefangen wurden. Entdeckte die Königin den Diebstahl, so durfte sie es nicht wagen, sich zu beklagen; entdeckte der Cardinal den Betrug, so mußte er sich verloren fühlen. Es war ein Meisterstreich, gegen zwei Gegner zu spielen, welche zum Voraus die ganze Gallerie für sich hatten.
Jeanne wich nicht zurück. Sie gehörte zu jenen unerschrockenen Naturen, welche das Böse bis zum Heldenmuth, das Gute bis zum Schlimmen treiben. Ein einziger Gedanke beschäftigte sie von diesem Augenblick an, der, eine Zusammenkunft des Cardinals mit der Königin zu verhindern.
So lange sie, Jeanne, zwischen ihnen stand, war nichts verloren; wechselten sie hinter ihr ein Wort, so richtete dieses Wort bei Jeanne das Glück der Zukunft zu Grunde, dessen Gerüste auf der Harmlosigkeit der Vergangenheit errichtet war.
»Sie werden sich nicht mehr sehen,« sagte sie. «Nie mehr.«
»Aber,« warf sie ein, »der Cardinal wird die Königin wiedersehen wollen; er wird Versuche zu diesem Ende machen.«
»Warten wir nicht, bis er es versucht,« dachte die Schlaue; »geben wir ihm einen Gedanken ein. Er wolle sie sehen, er bitte sie darum; er compromittire sich, indem er darum bittet. »Ja, doch wenn nur er compromittirt ist?«
Dieser Gedanke versetzte sie in eine schmerzliche Verlegenheit.
»Wäre er allein compromittirt, so hätte die Königin ihre Zuflucht; sie spricht so laut, die Königin; sie weiß so gut den Betrügern eine Larve abzureißen.
»Was ist zu thun? Damit die Königin nicht anschuldigen kann, muß sie den Mund nicht öffnen können; um diesen edlen und muthigen Mund zu schließen, muß man die Federn desselben durch die Initiative einer Anklage niederdrücken.
»Vor einem Gerichte seinen Diener eines Diebstahls zu bezüchtigen, wagt derjenige nicht, der durch seinen Diener eines Verbrechens, so entehrend als der Diebstahl, überwiesen werden kann. Wird Herr Rohan in
Weitere Kostenlose Bücher