Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
pfiffen Frau von La Mothe aus, welche so unklug gewesen war, ihre Sache von der des Cardinals abzusondern.
Folge hievon war, daß bei ihrer Erscheinung auf dem kleinen Platze die wüthenden Schreie: » Nieder mit La Mothe! Hol die Fälscherin ,« die Mehrzahl bildeten und ben kräftigsten Lippen entströmten.
Es geschah auch, daß diejenigen, welche ihr Mitleid für Jeanne oder ihre Entrüstung gegen den Spruch, der sie traf, auszudrücken versuchten, von den Damen der Halle für Feinde des Cardinals, von den Agenten für Feinde der Königin gehalten und in dieser doppelten Eigenschaft von den beiden Geschlechtern mißhandelt wurden, welche bei der Erniedrigung von Frau von La Mothe interessirt waren. Jeanne war mit ihren Kräften zu Ende, aber noch nicht mit ihrer Wuth; sie hörte auf zu schreien, weil sich ihre Schreie in der Gesammtheit der Geräusche und des Kampfes verloren. Doch mit ihrer scharfen, vibrirenden, metallischen Stimme schleuderte sie ein paar Worte unter die Menge, welche wie durch einen Zauber alles Gemurmel zum Schweigen brachten.
»Wißt Ihr, wer ich bin!« sagte sie, »wißt Ihr, daß ich vom Blute Eurer Könige bin? Wißt Ihr, daß man in mir nicht eine Schuldige, sondern eine Nebenbuhlerin schlägt? Nicht nur eine Nebenbuhlerin, sondern eine Genossin!«
Hier wurde sie zu rechter Zeit durch das Geschrei der verständigsten Agenten des Herrn von Crosne unterbrochen.
Aber sie hatte, wenn nicht die Theilnahme, doch wenigstens die Neugierde erregt, und die Neugierde des Volks ist ein Durst, der gestillt werden will.
»Ja,« wiederholte sie. »eine Genossin! Man bestraft in mir diejenige, welche genau eingeweiht war in die Geheimnisse von ...«
»Nehmen Sie sich in Acht,« sagte ihr der Gerichtsschreiber in's Ohr.
Sie wandte sich um, der Henker hielt eine Peitsche in der Hand.
Bei diesem Anblick vergaß Jeanne ihre Rede, ihren Haß, ihren Wunsch, die Menge für sich zu gewinnen; sie sah nur noch die Schande, sie fürchtete nur noch den Schmerz.
»Gnade! Gnade!« rief sie mit einer herzzerreißender Stimme.
Ein ungeheures Gezische übertönte ihr Flehen. Jeanne klammerte sich, vom Schwindel ergriffen, an die Kniee des Henkers an. und es gelang ihr, seine Hand zu fassen. Doch er hob den andern Arm auf und ließ die Peitsche weich auf die Schultern der Gräfin fallen.
Da ereignete sich etwas Unerhörtes; diese Frau, welche der körperliche Schmerz vielleicht niedergeworfen, geschmeidig gemacht, gezähmt hätte, erhob sich, als sie sah, daß man sie schonte; sie stürzte sich auf den Andern, auf den Gehülfen, und suchte ihn auf den Boden zu schleudern, um sich vom Schaffot herab auf den Platz zu werfen. Plötzlich wich sie zurück.
Dieser Mann hielt in der Hand ein geröthetes Eisen, das er so eben aus glühenden Kohlen gezogen hatte. Er hob dieses Eisen auf, und die verzehrende Hitze, die es ausströmte, machte Jeanne unter einem wilden Gebrülle zurückspringen.
»Gebrandmarkt!« rief sie, »gebrandmarkt!«
Alles Volk antwortete auf ihren Schrei durch einen nicht minder furchtbaren Schrei.
»Ja! ja!« brüllten dreitausend Stimmen.
»Zu Hilfe!« stöhnte Jeanne ganz verwirrt, indem sie die Stricke, mit welchen man ihre Hände gebunden hatte, zu zerreißen suchte.
Zu gleicher Zeit schlitzte der Henker das Kleid der Gräfin, da er es nicht öffnen konnte, auf, und während er mit zitternder Hand den zerfetzten Stoff auf die Seite schob, suchte er das glühende Eisen zu nehmen, das sein Gehülfe ihm darbot.
Doch Jeanne stürzte sich auf diesen Mann, und machte ihn beständig zurückweichen, denn er wagte es nicht, sie zu berühren, so daß der Henker, daran verzweifelnd, daß er das unselige Werkzeug nehmen könnte, zu horchen anfing, ob sich in den Reihen der Menge eine Verfluchung gegen ihn erhebe. Die Eitelkeit hatte sich seiner bemächtigt.
Die Menge begann die kräftige Vertheidigung dieser Frau zu bewundern und bebte von dumpfer Ungeduld; der Gerichtsschreiber war die Leiter hinabgestiegen; die Soldaten betrachteten dieses Schauspiel: es herrschte eine Unordnung, eine Verwirrung, die einen bedrohlichen Anblick bot.
»Macht ein Ende!« rief eine Stimme, welche aus der ersten Reihe der Menschen hervorkam.
Eine gebieterische Stimme, die der Henker ohne Zweifel erkannte, denn mit einem kräftigen Ansatz warf er Jeanne zurück, drückte sie nieder, und bog mit seiner linken Hand ihren Kopf auf die Seite.
Sie erhob sich glühender als das Eisen, mit dem sie bedroht war, und rief
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