Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
müssen. Ich gestehe, ein unangenehmes Andenken.«
»Eine Geldsache, habe ich Ihnen gesagt: man bezahlt eine Verurtheilte, welche wegen irgend einer andern Sache gebrandmarkt würde, man bezahlt sie dafür, daß sie drei bis vier pomphafte Phrasen sagt, dann knebelt man sie, wenn sie im Begriff ist, zu verzichten ...«
»La, la, la!« rief phlegmatisch derjenige, welchen man Maximilian genannt hatte, »ich werde Ihnen nicht auf diesen Boden folgen, er ist nicht solid.«
»Hm!« sprach der Andere, »dann werden Sie es machen, wie die übrigen Maulaffen, Sie werden am Ende sagen, Sie haben Frau von La Mothe brandmarken sehen. Das sind so Ihre Launen. Vorhin drückten Sie sich nicht so aus, denn Sie sagten positiv: »Ich glaube nicht, daß es Frau von La Mothe ist, die man gebrandmarkt hat.«
»Nein, ich glaube es noch nicht,« erwiderte lächelnd der junge Mann, »doch es ist auch keine von jenen Verurtheilten, die Sie nennen.«
»Wer ist es denn? Sprechen Sie, wer ist die Person, die man hier auf dem Platze statt der Frau von La Mothe gebrandmarkt hat?«
»Es ist die Königin!« sagte der junge Mann mit scharfem Tone zu seinem unheimlichen Gefährten, und er punktirte diese Worte mit einem unerklärbaren Lächeln.
Der Andere wich laut lachend und diesem Scherze Beifall klatschend zurück, dann schaute er umher und rief:
»Adieu, Robespierre.«
»Adieu, Marat,« erwiderte der Andere.
Und sie trennten sich.
XCVI.
Die Hochzeit.
Am Tage dieser Execution, gegen Mittag, kam der König aus seinem Cabinet in Versailles, und man sah ihn Herrn von Provence mit den hart ausgesprochenen Worte entlassen:
»Mein Herr, ich wohne heute einer Hochzeitmesse bei. Sprechen Sie mir nicht von Ehe und schlechter Ehe; das wäre ein schlimmes Vorzeichen für die Verlobten, die ich liebe und beschützen werde.«
Der Graf von Provence faltete lächelnd die Stirne, verbeugte sich tief vor seinem Bruder und kehrte in seine Gemächer zurück.
Seinen Weg mitten unter den in den Gallerien zerstreuten Höflingen verfolgend, lächelte der König dem Einen zu und schaute den Andern stolz an, je nachdem er sie in der Angelegenheit, worin das Parlament sein Urtheil gefällt, ihm günstig oder ungünstig gesehen hatte.
Er kam bis in den viereckigen Salon, in welchem die Königin ganz geschmückt im Kreise ihrer Ehrendamen und ihrer Edelleute verweilte.
Bleich unter ihrer Schminke, hörte Marie Antoniette mit einer geheuchelten Aufmerksamkeit auf die freundlichen Fragen, welche Frau von Lamballe und Frau von Calonne über ihre Gesundheit an sie richteten.
Doch oft schaute sie verstohlen nach der Thüre, suchend wie eine Frau, die vor Verlangen zu sehen brennt, und sich abwendend, wie eine, die gesehen zu haben zittert.
»Der König!« lief einer der Huissiers. Und in einer Woge von Spitzen, Stickereien und Licht sah sie Ludwig XVI. eintreten, dessen erster Blick von der Schwelle des Salons aus auf sie gerichtet war.
Die Königin stand auf und machte drei Schritte gegen den König, der ihr liebreich die Hand küßte.
»Sie sind heute schön, Madame, wunderschön.« sagte er.
Sie lächelte traurig und suchte noch einmal mit irrem Auge unter der Menge den unbekannten Punkt, von dem wir gesagt, sie suche ihn.
»Unsere jungen Verlobten sind nicht da?« fragte der König. »Mir scheint, die Mittagsstunde wird sogleich schlagen.«
»Sire,« erwiderte die Königin mit einer so heftigen Anstrengung, daß ihre Schminke aufsprang und stellenweise abfiel »Herr von Charny ist allein angekommen; er wartet in der Gallerie, bis Eure Majestät ihm einzutreten befiehlt.«
»Charny!« rief der König, ohne das ausdrucksvolle Stillschweigen zu bemerken, das auf die Worte der Königin gefolgt war, »Charny ist da? er komme! er komme!«
Einige Edelleute machten sich von der Gruppe los, um Herrn von Charny entgegenzugehen.
Die Königin drückte ihre Finger nervig an ihr Herz und setzte sich wieder, der Thüre den Rücken zuwendend.
»Es ist wahrhaftig Mittag,« wiederholte der König, »die Braut müßte da sein.«
Als der König dieß sagte, erschien Charny am Eingang des Salons; er hörte die letzten Worte des Königs und erwiderte sogleich:
»Eure Majestät wolle die unwillkürliche Zögerung von Fräulein von Taverney entschuldigen; seit dem Tode ihres Vaters hat sie das Bett nicht verlassen. Heute steht sie zum ersten Mal auf, und sie hätte schon den Befehlen des Königs entsprochen, wäre sie nicht von einer Ohnmacht befallen
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