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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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gestattet hatte, bis zu den Statuen des Säulenganges die letzten Schwingungen dieses geliebten Schattens zu belauern, kam Charny zu seinem Fenster zurück, betrachtete von fern durch eine Oeffnung, die er im Walde zu machen gewußt hatte, das glänzende Licht an den Fenstern der Königin, hernach das Verschwinden dieses Lichtes, dann lebte er von der Erinnerung und der Hoffnung, wie er von der Bewegung und der Bewunderung gelebt hatte.
    Eines Abends, als er nach Hause zurückgekehrt war, als er zwei Stunden mit seinem letzten Lebewohl an die abwesenden Schatten zugebracht hatte, als der von den Sternen fallende Thau seine weißen Perlen auf den Epheublättern zu destilliren anfing, war Charny im Begriff, sein Fenster zu verlassen und sich zu Bette zu begeben; da klirrte das Geräusch eines Schlosses schüchtern an sein Ohr, er kehrte auf seinen Beobachtungsposten zurück und horchte.
    Die Stunde war vorgerückt, es schlug Mitternacht in den von Versailles entferntesten Kirchspielen. Charny wunderte sich, daß er ein Geräusch hörte, an das er nicht gewöhnt war.
    Dieses widerspenstige Schloß war das eines Pförtchens vom Park, ungefähr fünf und zwanzig Schritte vom Hause Oliviers, das nie geöffnet wurde, außer etwa an großen Jagdtagen, um die Wildpretkörbe durchzulassen.
    Charny bemerkte, daß diejenigen, welche öffneten, nicht sprachen; sie schlossen wieder und traten in die Allee, die sich unter den Fenstern seines Hauses vorbeizog.
    Die Baumstämme und die hängenden Weinreben verkleideten Mauern und Läden stark genug dadurch, daß man sie im Vorübergehen nicht genau erblickte.
    Ueberdieß bückten die Gehenden ihre Köpfe und beschleunigten ihre Schritte. Charny sah sie verworren im Schatten. Nur erkannte er am Rauschen der flatternden Röcke zwei Frauen, deren seidene Mantillen an den Zweigen hinstreiften.
    Diese Frauen wurden, indem sie sich um die große, dem Fenster Charny's gegenüber liegende Allee wandten, vom freisten Mondstrahl umhüllt, und Charny hätte beinahe einen Schrei freudigen Erstaunens ausgestoßen, als er die Haltung und den Kopfputz von Marie Antoinette, sowie den untern Theil ihres Gesichtes trotz des düsteren Reflexes vom Hutschild erkannte. Sie hielt eine schöne Rose in der Hand.
    Mit bebendem Herzen glitt Charny von seinem Fenster herab in den Park. Er lief auf dem Grase, um kein Geräusch zu machen, verbarg sich dabei hinter den dicksten Bäumen, und folgte mit dem Blick den zwei Frauen, welche jede Minute langsamer gingen.
    Was solle er thun? Die Königin hatte eine Begleiterin; sie lief keine Gefahr. Oh! warum war sie nicht allein! er hätte den Foltern getrotzt, um sich ihr zu nähern und auf den Knieen zu ihr zu lagen: Ich liebe Sie! Oh! warum war sie nicht von einer ungeheuren Gefahr bedroht! er hätte sein Leben hingeworfen, um dieses kostbare Leben zu retten.
    Während er, tausend tolle Zärtlichkeiten träumend, an dieß Alles dachte, standen die zwei Wandlerinnen plötzlich stille: die Eine, die Kleinere, sagte ein paar Worte zu ihrer Gefährtin und verließ sie.
    Die Königin blieb allein; man sah die andere Dame ihren Gang gegen ein Ziel beschleunigen, das Charny noch nicht errieth. Die Königin, welche mit ihrem kleinen Fuß auf den Sand klopfte, lehnte sich an einen Baum an und hüllte sich so in ihre Mantille, daß sie sogar den Kopf mit der Caputze bedeckte, welche einen Augenblick zuvor in weiten seidenen Falten auf ihren Schultern wogte.
    Als Charny sie allein und so träumerisch sah, machte er einen Sprung, als wollte er ihr zu Füßen fallen.
    Doch er überlegte, daß wenigstens dreißig Schritte ihn von ihr trennten, daß sie ihn, ehe er diese dreißig Schritte zurückgelegt, sehen und, wenn sie ihn nicht erkannte, Angst bekommen, daß sie schreien oder entfliehen würde, daß ihr Geschrei zuerst ihre Gefährtin und dann einige Wachen herbeiziehen müßte; daß man den Park durchsuchen, mindestens den Indiscreten, vielleicht aber auch den Zufluchtsort entdecken würde, und daß es dann um das Geheimniß, um das Glück und die Liebe geschehen wäre.
    Er wußte sich zurückzuhalten und that wohl daran. Denn kaum hatte er diesen unwiderstehlichen Ausbruch bewältigt, als die Gefährtin der Königin wiedererschien und nicht allein zurückkam.
    Charny sah zwei Schritte hinter ihr einen Mann von schöner Gestalt, begraben unter einem breiten Hut, verloren unter einem weiten Mantel, gehen.
    Dieser Mann, der Herrn von Charny vor Haß und Eifersucht zittern

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