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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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eben den Händen seiner Fürstin hatte entfallen sehen.
    Eine Rose, ein Kuß auf diese Rose! Handelte es sich um Botschaft und Staatsgeheimnisse?
    Charny wäre beinahe von Sinnen gekommen. Er war im Begriff, auf diesen Menschen loszustürzen und ihm die Blume zu entreißen, als die Begleiterin der Königin wiedererschien und dem Unbekannten zurief:
    »Kommen Sie, Monseigneur.«
    Charny glaubte, ein Prinz von Geblüt sei gegenwärtig, und lehnte sich an einen Baum, um nicht halb todt auf den Rasen zu sinken.
    Der Unbekannte eilte auf die Seite, woher die Stimme kam, und verschwand mit der Dame.

LXV.
Die Hand der Königin.
    Als Charny, von diesem furchtbaren Schlag ganz zermalmt, in seine Wohnung zurückgekehrt war, fand er keine Kräfte mehr gegen das neue Unglück, das ihn traf.
    So hatte ihn die Vorsehung nach Versailles zurückgeführt, ihm dieses kostbare Versteck gegeben, einzig und allein, um seiner Eifersucht zu dienen und ihn auf die Spur eines Verbrechens zu leiten, das die Königin mit Hintansetzung aller ehelichen Redlichkeit, aller königlichen Würde, aller Liebestreue beging.
    Es ließ sich nicht bezweifeln, der auf solche Art im Park empfangene Mann war ein neuer Liebhaber. Im Fieber der Nacht, im Delirium seiner Verzweiflung suchte sich Charny vergebens zu überreden, der Mann, der die Rose erhalten, sei ein Botschafter, und die Rose sei nur ein Pfand geheimer Uebereinkunft, bestimmt, einen allzu gefährdenden Brief zu ersetzen.
    Nichts konnte gegen den Verdacht die Oberhand gewinnen. Es blieb dem armen Olivier nichts mehr übrig, als sein eigenes Benehmen zu prüfen und sich zu fragen, warum er sich in Gegenwart eines solchen Unglücks so durchaus leidend verhalten habe.
    Mit ein wenig Nachdenken war nichts leichter, als den Instinct zu begreifen, der diese Passivität geboten hatte.
    In den heftigsten Crisen des Lebens springt die Handlung augenblicklich aus dem Grunde der menschlichen Natur hervor, und dieser Instinct, der den Impuls gegeben hat, ist nichts Anderes, als eine Zusammensetzung der Gewohnheit und der Ueberlegung auf ihren höchsten Grad von Geschwindigkeit und Bequemlichkeit getrieben. Hatte Charny nicht gehandelt, so war dieß der Fall, weil ihn die Angelegenheiten der Fürstin nichts angingen, weil er, seine Neugierde zeigend, seine Liebe zeigte, weil er die Königin compromittirend, sich selbst verneth, und der beiderseitige Verrath eine schlechte Stellung bei Verräthern ist, die man überweisen will.
    Hatte er nicht gehandelt, so war dieß der Fall, weil er, um einen mit dem königlichen Vertrauen geehrten Mann anzugehen, Gefahr laufen mußte, in einen gehässigen, widerlichen Streit, in eine Art von Hinterhalt zu gerathen, was die Königin nie verziehen hätte.
    Das Wort Monseigneur, das die gefällige Begleiterin zuletzt hingeschleudert, war ferner gleichsam eine heilsame, wenn auch späte Warnung, welche Charny, indem sie ihm gerade in seiner größten Wuth die Augen öffnete, gerettet hatte. Was wäre aus ihm geworden, wenn er, den Degen gegen diesen Mann in der Hand, ihn hätte Monseigneur nennen hören? Und welches Gewicht bekam nicht sein Fehler, indem er von einer so großen Höhe herabfiel?
    Dieß waren die Gedanken, welche Charny während der ganzen Nacht und der ersten Hälfte des folgenden Tages in Anspruch nahmen. Sobald die Mittagsstunde geschlagen hatte, war der vorhergehende Tag nichts mehr für ihn. Es blieb nur noch die fieberhafte, verzehrende Erwartung der kommenden Nacht, während welcher vielleicht andere Offenbarungen erscheinen konnten.
    Mit welcher Bangigkeit stellte sich der arme Charny an das Fenster, das der einzige Aufenthalt, der unüberschreitbare Rahmen seines Lebens geworden war! Betrachtete man ihn unter den Weinranken, hinter den im Laden angebrachten Löchern, denn er befürchtete, sehen zu lassen, daß dieses Haus bewohnt war, betrachtete man ihn in diesem Viereck von Eichenholz und grünem Laubwerk, hätte man nicht glauben sollen, er wäre eines von den alten Porträts, verborgen unter den Vorhängen, welche den Ahnen in den alten Herrenhäusern die fromme Sorge der Familien zuwirft?
    Der Abend kam und brachte unserem glühenden Späher die düsteren Wünsche und die tollen Gedanken.
    Die gewöhnlichen Geräusche schienen ihm neue Bedeutungen zu haben. Er erblickte in der Ferne die Königin, welche mit einigen Fackeln, die man ihr vorantrug, über die Freitreppe schritt. Die Haltung der Königin kam ihm nachdenkend, unsicher, ganz bewegt von

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