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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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erstaunlich gut, mein Vater«, erwiderte Philippe trocken.
    »Höre, Junge«, fuhr der Greis geduldiger fort, »deine Unschuld macht dir wirklich Ehre. Da kommst du aus deiner Wildnis, siehst eine Königin vor dir und sagst dir: Man muß sie respektieren.«
    »Und Sie, ein Taverney-Maison-Rouge, machen mir Vorwürfe, daß ich das Königtum hochhalte?«
    »Wer redet vom Königtum? Das ist die Krone, daran rührt man nicht, klar. Aber was ist eine Königin? Ein Weib. Da greift man zu.«
    »Greift zu …?« wiederholte Philippe errötend und verächtlich.
    »Das glaubst du nicht? – Frag doch die Herren de Coigny, de Lauzun, de Vaudreuil …«
    »Schweigen Sie, Vater!« rief Philippe erbittert. »Da ich Sie für diese Lästerungen nicht zum Duell fordern kann …«
    Der alte Taverney wich zurück und drehte sich, zornig seinen Muff schüttelnd, um die eigene Achse.
    »Gut Nacht!« sagte er. »Gut Nacht, Herr Esel! Du hast mich sehr erfreut!«
    Philippe stand wie betäubt, als der Vater in seinem zu großen Pelzgewand wütend davonstapfte. Das Herz schlug ihm gewaltig gegen die Brust, sein Verstand wirbelte. Er merkte nicht, wie lange er so am selben Platz verharrte.
    Da kam inmitten ihres Gefolges wieder die Königin vorüber.
    »Kommen Sie doch, Herr de Taverney«, rief sie, »kein anderer als Sie versteht es, eine Königin königlich auszufahren.«
    Benommen, wie nach schwerem Traum, lief er auf sie zu.
    Suffren
    Wider alle höfi schen Gewohnheiten war das Geheimnis des Kö-
    nigs und des Grafen d’Artois gewahrt worden. Niemand wußte, wann und wie Herr de Suffren eintreffen würde.
    Der König hatte einen Spielabend angesetzt.
    Um sieben Uhr betrat er mit den Prinzen und Prinzessinnen seiner Familie die Salons. Die Königin führte die Kronprinzessin an der Hand, die gerade sieben Jahre zählte. Die Gesellschaft war glanzvoll und zahlreich.
    Während man allgemein die Plätze einnahm, trat d’Artois zu Marie-Antoinette.
    »Fällt Ihnen nichts auf?« fragte er mit ironischem Lächeln.
    Die Königin blickte sich um.
    »Wahrhaftig!« sagte sie. »Will er denn immer vor mir fl iehen?«
    D’Artois lachte.
    »Nein, der Spaß geht weiter. Herr de Provence ist dem Gouverneur de Suffren zum Tor entgegengeeilt.«
    »Aber dann begreife ich nicht, weshalb Sie lachen. So wird er doch als erster den großen Admiral begrüßen?«
    »Aber Schwägerin«, erwiderte der Prinz lachend, »Sie haben keine große Meinung von unserer Diplomatie. Monsieur, unser Herr Bruder, erwartet den Gouverneur an der Barriere von Fontainebleau. Wir indes haben es eingerichtet, daß er auf der letzten Poststation in Villejuif abgepaßt wird. Monsieur de Provence kann sich in Fontainebleau die Beine klamm stehen, Herr de Suffren wird auf Befehl des Königs Paris umfahren und direkt in Versailles eintreffen. Aber gehen Sie jetzt zum Spiel.«
    Die Königin, als sie das Spiel aufnahm, täuschte vor, vollständig bei der Sache zu sein, um die nervöse Spannung abzulenken, die in der Gesellschaft zu spüren war, obwohl außer den Eingeweihten niemand eine Ahnung hatte, weshalb.
    Philippe, der zu der Partie zugelassen und seiner Schwester gegenüber plaziert worden war, erwog wider Willen die Worte seines Vaters. Er fragte sich, ob der Alte, der immerhin die Herrschaft von drei oder vier Favoritinnen erlebt hatte, Zeiten und Sitten nicht am Ende richtiger beurteilte als er. Sollte die Königin, diese schöne, stolze Frau, die ihm so schwesterlich begegnete, im Grunde doch nur eine grausame Kokette sein, begierig, ihre Erinnerungen um eine weitere Leidenschaft zu bereichern wie ein Entomologe, der einen Käfer mehr mit der Nadel in seinen Sammelkasten heftet, ohne zu bedenken, welchen Schmerz er dem gequälten Geschöpf bereitet?
    Coigny, Lauzun, Vaudreuil – sie hätten die Königin geliebt und wären von ihr geliebt worden? Wie aber konnten sie dann so sorglos, wie er sie sah, in dieser Gesellschaft sich bewegen? Wenn die Königin ihn, Philippe, lieben würde, sein Glück würde ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Und liebte sie ihn nicht mehr, er brächte sich um vor Verzweifl ung!
    Prüfend blieb sein Blick an Marie-Antoinettes Stirn und Augen haften. Welches Geheimnis, oh, welches Geheimnis barg dieses Antlitz?
    Unterdessen war aus den Vorsälen Bewegung vernehmlich, im Hof schlugen Gewehrkolben auf die Steinplatten, Stimmen drangen durch eine halboffene Tür herein. Der König gab der Königin einen Wink, das Spiel zu beenden. Die Höfl inge

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