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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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verschiedenen Gruppen einher, Oliva unter dem Domino die schmale Taille, den feinen Hals auf eine Weise biegend, daß jeder Kenner bewundernde Blicke nach ihr warf; denn in diesen galanten Zeiten beobachtete man auf dem Opernball den Gang einer Frau ebenso begierig, wie heut-zutage die Liebhaber auf dem Rennplatz den Lauf eines schö-
    nen Pferdes verfolgen.
    »Verstellen Sie jetzt Ihre Stimme, Oliva, halten Sie den Kopf schön gerade und kratzen Sie sich mit Ihrem Fächer den Hals.«
    Oliva gehorchte.
    So näherte sich das Paar einer Gruppe, in deren Mitte ein Mann von eleganter Haltung und schlanker, geschmeidiger Gestalt zu drei Gefährten sprach, die ihm achtungsvoll zu lauschen schienen.
    »Wer ist der schöne perlgraue Domino?« fragte Oliva.
    »Der Graf d’Artois«, antwortete der Blaue, »aber schweigen Sie, um Himmels willen!«
    Tief beeindruckt von dem großen Namen, wollte Oliva stehenbleiben, um besser zu sehen, doch der blaue Domino führte sie weiter, mit einigem Abstand einem Paar nach, das aus einer laut vergnügten Gruppe sich eben gelöst hatte und dem äußeren Wandelgang zustrebte.
    Plötzlich trat ein orangefarbener Domino an den blauen heran und fl üsterte ihm zu: »Er ist es.«
    Der Blaue, der diese Meldung erwartet hatte, wie es schien, raunte seiner Begleiterin ins Ohr: »Und jetzt, kleine Freundin, wollen wir uns einen Spaß machen. Sehen Sie dort den großen schwarzen Domino stehen, der noch eben mit seiner Dame vor uns ging?«
    Da Oliva bejahte, erklärte ihr der blaue Herr, jener Domino sei ein Bekannter von ihm, ein Deutscher, den er ein wenig aufzie-hen wolle. Er werde Oliva für eine Deutsche ausgeben, dennoch solle sie ja nicht den Mund auftun. »Fürs erste deuten Sie mit dem Fächer auf ihn, dann fl üstern Sie mir etwas ins Ohr«, beendete der blaue Domino seine Anweisungen.
    Oliva befolgte seine Worte mit solcher Anmut, daß ihr Begleiter entzückt war.
    Der schwarze Domino bemerkte ihre Geste; er kehrte dem Saal den Rücken und fuhr fort, mit seiner Dame zu plaudern.
    »Monseigneur«, sagte diese, die Olivas Gebärde ebenfalls wahr-genommen hatte, »dort kommen zwei Masken, die sich mit uns beschäftigen.«
    »Oh, fürchten Sie nichts, Gräfi n; man wird uns gewiß nicht erkannt haben.«
    »Da, sie kommen auf uns zu, Eminenz.«
    »Tarnen wir unsere Stimmen, falls man uns zum Sprechen nö-
    tigt«, sagte Herr de Rohan.
    In der Tat wandte sich der blaue Domino an den Kardinal.
    »Maske«, redete er ihn an.
    »Was willst du?«
    »Die Dame, die mich begleitet, hat mich beauftragt, dir einige Fragen zu stellen.«
    »Mach schnell«, sagte Herr de Rohan.
    »Und sei recht indiskret«, fl ötete Madame de La Motte.
    »So indiskret«, war die Antwort, »daß du, Neugierige, nichts verstehst.« Und in tadellosem Deutsch fragte der Blaue, nachdem er mit Oliva gefl üstert hatte: »Eminenz, sind Sie in die Frau verliebt, die Sie begleitet?«
    Der Kardinal fuhr zusammen.
    »Sie irren, ich bin nicht der Mann, für den Sie mich halten«, sagte er.
    »Leugnen Sie nicht, Herr Kardinal, es ist vergebens; denn wür-de ich Sie auch nicht erkennen, die Dame, deren Kavalier ich bin, läßt Ihnen sagen, daß sie Sie genau erkannt hat.«
    »Und wer ist die Dame?«
    »Ich glaubte, Sie hätten es bereits erraten, Monseigneur. Allerdings, die Eifersucht …«
    »Die Dame wäre auf mich eifersüchtig?« rief der Kardinal.
    »Das haben wir nicht gesagt«, versetzte der Fremde hochfah-rend.
    »Was gibt’s denn?« fragte Madame de La Motte, die nicht Deutsch verstand. Aber sie erhielt kaum Antwort. Das Geheimnis der beiden Masken reizte die Neugier des Kardinals zu sehr.
    »Madame«, sagte der Kardinal zu Oliva, »sprechen Sie ein Wort, und ich werde Sie erkennen.«
    »Ich beschwöre Sie, Madame, sprechen Sie nicht«, rief der blaue Domino. Aber Oliva verstand von dem Gespräch ebensowenig wie Jeanne de La Motte, nur ließ sie es sich nicht anmerken.
    Nach neuem Flüstern mit ihr sagte der Blaue, als befolgte er ihre Befehle: »Herr Kardinal, gestatten Sie, daß ich Ihnen Madames Worte übermittle: Wer in Gedanken nicht beständig wacht, den geliebten anderen nicht stets im Sinne hat, der sage nicht, er liebe.«
    Der Kardinal war offensichtlich verblüfft. Seine ganze Haltung bekundete im höchsten Maß Staunen, Achtung und Ergebenheit.
    Dann ließ er die Arme sinken.
    »Das ist doch unmöglich«, murmelte er auf französisch.
    »Was ist unmöglich?« fragte Madame de La Motte, an das erste Verständliche

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