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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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dem ruhigeren Platz unter der Loge der Königin. Der schwarze fuchtelte wild mit den Armen und redete auf den weißen ein.
    »Gib’s zu, Oliva, du wartest hier auf jemand. Dein Kopf ist eine Wetterfahne, die sich in jede Richtung dreht.«
    »Na und?«
    »Was heißt, na und?«
    »Kann ich meinen Kopf nicht drehen, wohin ich will? Dazu geht man doch hierher, oder? Also gib Ruhe.«
    »Oliva!«
    »Schrei hier nicht und nenn mich nicht beim Namen.«
    In dem Augenblick näherte sich den beiden ein blauer Domino, ziemlich groß, ziemlich dick, und raunte dem schwarzen Worte zu, die ihn veranlaßten, nicht ohne Zögern und dennoch mit sichtlicher Hast davonzueilen.
    Der blaue Domino nahm Mademoiselle Olivas Arm, nachdem der schwarze verschwunden war, und führte sie durch das Gedränge.
    »Was müssen Sie dem armen Beausire erzählt haben, daß er so aufgeregt weggelaufen ist? Ich hoffe, Sie haben zu meiner Unterhaltung eine hübschere Geschichte bereit.«
    »Ich kenne keine hübschere Geschichte als Ihre eigene, liebes Fräulein Nicole«, erwiderte der Blaue, indem er vertraulich den runden Arm der jungen Frau drückte, die bei dem Namen, den die Maske genannt, leise aufschrie.
    »Mein Gott!« sagte sie, sofort zur Abwehr ausholend. »Was soll der Name? Wenn Sie mich damit meinen, irren Sie gewaltig; ich heiße nicht Nicole.«
    »Jetzt nicht mehr, ich weiß. Jetzt heißen Sie Oliva. Nicole roch zu sehr nach Provinz, nicht wahr? Meine Beste, in Ihnen stek-ken zwei Frauen: Oliva und Nicole. Von Oliva werden wir noch sprechen, bleiben wir zuerst bei Nicole. Haben Sie etwa die Zeit vergessen, als Sie auf den Namen hörten? Mein liebes Kind, der Name, den man als junges Mädchen geführt hat, bleibt zumindest im Herzen immer der richtige. Arme Oliva, glückliche Nicole!«
    »Arme Oliva, sagen Sie; Sie meinen also, ich bin nicht glücklich?«
    »Es ist schwer vorstellbar, daß Sie mit einem Mann wie Beausire glücklich sein könnten.«
    Oliva seufzte.
    »Trotzdem«, sagte sie, »wenn ich ihm den Laufpaß gäbe, ich würde ihn vermissen.«
    »Einen Säufer, einen Spieler, einen Mann, der Sie schlägt, einen Gauner, den man eines Tages auf dem Grèveplatz rädern wird?«
    »Sie verstehen das wahrscheinlich nicht, aber ich würde den Lärm vermissen, den er um mich macht.«
    »Das kommt davon, wenn man seine Jugend unter schweigsa-men Leuten verbracht hat.«
    »Wollen Sie vielleicht ernsthaft behaupten, daß Sie meine Jugend kennen?« fragte Oliva spöttisch.
    »Erinnern Sie sich der Zeit auf Taverney, als Sie Gilbert liebten?«
    »Oh, mein Gott! Woher wissen Sie das?« fragte die junge Frau erschauernd, und mit tiefer Erregung suchte sie, dem blauen Domino durch seine Maske in die Augen zu blicken. Aber der Blaue blieb stumm.
    »Was sind Sie für ein rätselhafter Mensch! Als Sie heute abend in meiner Wohnung auf dem Sofa saßen, hatte ich weniger Furcht vor Ihnen. Wissen Sie auch, was aus Gilbert geworden ist? So reden Sie doch! Zehn Jahre sind es, seit ich ihn nicht gesehen habe.«
    »Ziemlich abenteuerliche Jahre für die unschuldige Nicole von damals.«
    »Auch das wissen Sie? Nun ja, meine Liebe zu Gilbert hat mich zugrunde gerichtet. Seine Liebe ging über die arme Nicole hinaus. Aber Fräulein Andrée de Ta…«
    »Psst«, warnte der blaue Herr Oliva, »sprechen Sie die Namen leiser.«
    »Er war so verliebt in sie. Jeder Baum in Trianon war ein Zeuge seiner Liebe. Ich habe es nicht ausgehalten. Darum bin ich damals von Trianon gefl ohen.«
    »Um schließlich bei einem Beausire zu landen.«
    »Ach«, seufzte Oliva, »wenn Gilbert wiederkäme – es gäbe keinen Beausire mehr.«
    »Seufzen Sie nicht mehr nach Gilbert. Sie wissen so gut wie ich, daß er tot ist, Oliva. Glauben Sie es endlich. Und da es nicht zwei Gilberts auf der Welt gibt, freuen Sie sich auf die glänzende Zukunft, die heute für Sie begonnen hat.«
    »Als Sie mich für fünfzig Louisdors gekauft haben?«
    »Ich weiß, meine Teure, das ist allzu wenig«, sagte der Fremde galant.
    »Im Gegenteil, Monsieur, es ist zuviel. Ich gestehe Ihnen, ich war ziemlich verblüfft, daß eine Frau wie ich noch so viel wert ist.«
    »Sie sind noch viel mehr wert; ich werde es Ihnen beweisen. Tun Sie nur hübsch, was ich Ihnen sage. Jetzt zum Beispiel …«
    »Was?«
    »… brauche ich meine ganze Aufmerksamkeit. Reden Sie weiter, egal, was; wir müssen nur völlig vertieft erscheinen.«
    »Gut; aber Sie sind ein seltsamer Mensch.«
    Und sie wandelten zwischen den

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