Das Haus am Lake Macquarie

gemacht, als ich nicht wiedergekommen bin.”
    “Das ist zu harmlos ausgedrückt”, mischte Jessica sich ein. “Als der Polizist heute bei uns vor der Tür stand, ist sie fast zusammengebrochen.”
    “Mum, jetzt übertreibst du aber!”, protestierte Celia.
    Luke nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen.
    “Willst du mich heiraten?”, fragte er leise.
    Überwältigt sah Celia ihn an. Ihr Herz schlug heftig, und sie brachte kein Wort heraus.
    “Einen Moment”, sagte Jessica. “Ihr beide kennt euch doch erst seit etwas mehr als einem Tag. Das ist eine viel zu kurze Zeit für eine so wichtige Entscheidung!”
    Luke lächelte. “Diesen Rat hätte ich von
Ihnen
wirklich nicht erwartet, Jessica.” Er versuchte sich aufzurichten. Doch die Schmerzen waren noch zu stark, so dass er sich wieder in die Kissen sinken ließ.
    “Siehst du irgendwo meine schwarze Sporttasche, Celia? Mach sie auf. Ganz oben liegen ein paar zusammengefaltete Briefbögen.”
    Nachdem sie alles gefunden hatte, wandte er sich an Jessica. “Bitte lesen Sie den Brief. Ich hoffe, er wird Sie trösten und Ihnen ein wenig Seelenfrieden verschaffen.”

14. KAPITEL
    M eine geliebte Jess, las Jessica. Ihr Herz begann heftig zu klopfen. “Wo… woher haben Sie den Brief?”, fragte sie mit zittriger Stimme. “Ich habe ihn in einer geheimen Schublade im Schreibtisch meines Vaters gefunden. Bitte lesen Sie ihn ganz bis zum Ende.”
    Jessica blickte wieder auf die Seiten, voller Angst vor dem, was sie erfahren würde. Doch nichts konnte sie davon abhalten, einen Brief von ihrem geliebten Lionel zu lesen.
    Wie merkwürdig, dass ich Dir in all den Jahren nie geschrieben habe. Nein, eigentlich ist es nicht merkwürdig, sondern traurig und unverzeihlich. Vieles von dem, was ich getan habe, ist unverzeihlich. Und ich bereue es sehr, Darling. Ich hätte Kath verlassen sollen, sobald ich Dich kennen lernte. Denn gleich nach unserer ersten Nacht wusste ich, dass Du die Richtige für mich bist. Aber ich war feige. Ich wollte nicht, dass mein Sohn mich hasst – so, wie ich meinen Vater gehasst habe. Aber das ist keine Entschuldigung. Und nun ist es zu spät. Es würde Kath umbringen, wenn ich sie jetzt verlassen würde.
    Vor einigen Nächten habe ich geträumt, ich würde plötzlich sterben. Und seitdem mache ich mir die ganze Zeit Gedanken. Deshalb habe ich gestern meinen Anwalt beauftragt, eine Schenkungsurkunde für das Haus in Pretty Point aufzusetzen. Das hätte ich schon viel eher tun sollen, aber Du wolltest ja nie Geschenke von mir annehmen.
    Wenn ich die Zeit doch nur zurückdrehen könnte! Dann wäre ich genauso mutig und tapfer wie Du und würde nichts von dieser wunderbaren Liebe vergeuden, die Gott uns geschenkt hat. Nur wenige Menschen dürfen eine solche Liebe erleben. Unsere Seelen und Herzen waren eins, auch wenn wir getrennt waren. Mein erster Gedanke, wenn ich morgens aufgewacht bin, und mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen galten immer Dir.
    Ich drücke mich aus, als würde all das schon in der Vergangenheit liegen, vielleicht wegen dieses albernen Traums. Er hat schlimme Vorahnungen in mir geweckt. Deswegen muss ich meine Gefühle für Dich in Worte fassen und sie auf Papier festhalten – für den Fall, dass ich Dich nie wieder in die Arme schließen und Dir sagen kann, wie sehr ich Dich liebe. Habe ich es Dir denn oft genug gesagt, Darling? Habe ich Dich auch ein wenig glücklich gemacht und Dir nicht nur Kummer bereitet?
    Ich muss aufhören, da ich gleich zu einem langweiligen Abendessen eingeladen bin. Viel lieber würde ich bei Dir auf der Terrasse sitzen, ein Glas Wein trinken und mit Dir reden.
    Aus irgendeinem Grund fühle ich mich sehr traurig. Du weißt ja, dass Luke bald heiraten wird. Ich habe immer noch Zweifel daran, dass er mit seiner Verlobten glücklich werden wird. Sie streiten sich nie, küssen und umarmen sich auch nicht. Weißt Du noch, wie temperamentvoll wir uns anfangs immer gestritten haben – nur um uns dann im Bett wieder zu versöhnen? Wir haben uns so leidenschaftlich geliebt. So etwas passiert nur ein einziges Mal im Leben eines Menschen. Wenn mir das doch schon früher klar geworden wäre!
    Ich möchte, dass Du weißt, wie viel mir jede Stunde bedeutet hat, die ich mit Dir verbracht habe. Vergiss mich nicht, Jess! Auch ich werde Dich niemals vergessen – und nie aufhören, Dich zu lieben. Und bitte verzeih mir. Sicher werden wir uns bald wiedersehen. Aber ich werde diesen Brief trotzdem gleich