Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
ihm.
Einunddreißig
2011
L ibby hatte den Vertrag immer noch nicht unterzeichnet. Der Anwalt hatte ihr versichert, dass alles in Ordnung sei, aber sie hatte noch immer nicht den Stift in die Hand genommen. Warum, wusste sie selbst nicht genau. In ihrer Phantasie hatte sie das Geld bereits ausgegeben. Sie war absolut bereit, Lighthouse Bay zu verlassen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Doch den Vertrag hatte sie nicht unterzeichnet.
»Sie haben ihn vor einer Woche rausgeschickt«, sagte Tristan, als sie auf der kleinen gepflasterten Terrasse hinter dem Haus saßen. Die Luft hatte nach dem Sonnenuntergang einen zarten Blauton angenommen. Es roch verlockend nach dem Lamm, das im Ofen schmorte, und der Brandy schmeckte süß auf ihrer Zunge.
»Ich dachte, du wolltest nichts mit dem Geschäft zu tun haben?«, erwiderte sie lächelnd.
»Das will ich auch nicht. Aber ich habe gehört, wie Yann darüber sprach. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, alles klar. Ich warte nur darauf, dass sich der Anwalt bei mir meldet. Er hat zu tun.«
»So ist das in Kleinstädten. Ich kann dir die Nummer einer guten Kanzlei in Brisbane geben.«
»Kein Problem. Mach dir keine Sorgen. Ich mache mir auch keine.« Sie lächelte knapp. »Und jetzt bitte ein anderes Thema.«
Tristan lehnte sich auf dem Stuhl nach hinten und streckte die Beine aus. »Hast du dir schon überlegt, was du machen willst, wenn du hier ausziehst?«
»Ich habe daran gedacht, nach Paris zurückzukehren.« Sie beobachtete ihn genau.
»Für immer?«
»Das weiß ich nicht. Kommt drauf an.«
»Worauf?«
»Auf viele Dinge.« Diesmal schaute sie ihn unmittelbar an und hob eine Augenbraue.
Er lächelte langsam. »Nun, falls du dich entscheidest, zu bleiben, würde ich mich gerne weiter mit dir treffen.« Er ergriff ihre Hand und strich sanft über ihre Finger. »Ich finde, du bist sehr schön.«
Sie saßen eine Weile schweigend da. Libby trank von ihrem Brandy und versuchte, die Nackenmuskeln zu entspannen. Den Entwurf für den Katalog hatte sie verschickt. Sie hatte nichts mehr zu tun. Das war jetzt die Atempause, die Zeit zwischen zwei Aufträgen. Sie versuchte, sie zu genießen, konnte aber das unbehagliche Gefühl im Bauch nicht vertreiben und war beschwipst genug, um es anzusprechen. Tristan hatte den ganzen Tag mit ihr verbracht und auch den Vorabend, und sie hatten immer noch nicht über seine »Mitbewohnerin« gesprochen. Also sagte sie unbekümmerter, als sie sich in Wirklichkeit fühlte: »Und, wie geht es deiner Mitbewohnerin?«
Ihre Blicke trafen sich. Er schaute sie lange an, und sie erkannte, dass er ihren Gesichtsausdruck deuten und herausfinden wollte, was sie vermutete und wie sie sich dabei fühlte.
»Schon gut. Ich weiß, dass sie nicht deine Mitbewohnerin ist. Ich habe dir nie von Mark erzählt, oder? Wir waren zwölf Jahre zusammen. Die ganze Zeit über war er mit einer anderen Frau verheiratet.«
Tristan nickte. »Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, ich sei nicht verheiratet. Das bin ich auch nicht. Aber wir haben vier Jahre zusammengelebt. Es funktioniert nicht. Wir schlafen in getrennten Betten. Aber sie hat Probleme mit dem Loslassen. Also ist sie im Grunde genommen nicht mehr als eine Mitbewohnerin. Ich versuche, ihr vor Augen zu führen, dass sie sich eine andere Unterkunft suchen muss.«
Wir schlafen in getrennten Betten. Das hatte Mark auch gesagt. Vielleicht sagte das jeder untreue Ehemann.
»Und was glaubt sie, wo du jetzt bist? Was hat sie letzte Nacht geglaubt?«
»Dass ich in Perth bin«, gestand er.
Libby fiel ein, dass er auch ihr vorgegaukelt hatte, er sei in Perth. War Perth einfach nur ein Deckname für »bei einer anderen Frau«?
»Hasst du mich jetzt?« Er klang verletzlich wie ein kleiner Junge.
»Nein. Ich kann schlecht über dich urteilen. Wenn du sagst, es ist vorbei …«
»Definitiv. Ich nehme an, sie wird bis Ende nächsten Monats ausgezogen sein.«
Libby dachte darüber nach. Sie hatte nicht den Wunsch, weitere zwölf Jahre als Geliebte zu verbringen, aber sie konnte Tristan bis Ende nächsten Monats Zeit geben. Wenn er dann immer noch Ausreden vorschob, würde sie den Flug nach Paris buchen. Dann wäre sie schon eine reiche Frau. Bei dem Gedanken musste sie lächeln.
»Du bist ein gutes Mädchen, Libby.« Er trank sein Glas aus. »Manche Frauen … setzen sich etwas in den Kopf und machen sich das Leben richtig schwer. Beziehungen sind kompliziert. Chaotisch und nicht ideal. Aber mit dir macht
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