Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
keinen Menschen mehr geküsst. Zuerst fürchtete sie, sie könnte es verlernt haben, doch seine Lippen waren warm und weich und schmiegten sich an ihre, so dass ihr ganzer Körper zu singen begann.
»Ich habe nichts zu tun«, murmelte sie und löste sich von ihm. »Ich nehme mir den Nachmittag frei.«
Zweiunddreißig
2012
L ibby war froh, dass Juliet wieder in die vordere Wohnung gezogen war; sie hatte ein Wohnzimmer mit Meerblick verdient.
Sie öffnete die Tür mit dem Ersatzschlüssel. Die gewöhnlich so ordentliche Wohnung war voller ungefalteter Wäsche und leerer Teetassen. Alles war ruhig, und sie wollte niemanden stören, doch dann ertönte Juliets Stimme. »Bist du das, Damien?«
»Nein, ich bin‘s. Ich habe für dich eingekauft.« Sie stellte die Tüten auf die Küchenbank.
Juliet tauchte aus dem Schlafzimmer auf, die Haare zerzaust, um elf Uhr morgens noch im Pyjama, aber mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. »Du bist ein Schatz. Sie schläft noch.«
»Darf ich sie anschauen? Ich bin auch ganz leise.«
Juliet nickte. Libby ging ins Schlafzimmer und blickte sehnsüchtig, wie es nur eine stolze Tante sein kann, in das Kinderbettchen. »Sie ist wunderschön. Und sie ist gewachsen, seit ihr aus dem Krankenhaus gekommen seid.«
»Ich weiß. Dabei ist es erst zwei Tage her.«
»Drei.«
»Da habe ich mich wohl verzählt.«
Libby griff in ihre Handtasche. »Ich habe was für dich.«
»Ein Kindermädchen, das rund um die Uhr kommt? Falls nicht, habe ich kein Interesse.«
Libby lachte. »Sieh selbst.« Sie holte das Schmuckkästchen heraus und reichte es Juliet, die es neugierig aufklappte.
»Oh!«, stieß sie hervor.
»Ich habe es reinigen und reparieren lassen. Ist es nicht wunderschön?«
Juliet brach in Tränen aus. Das war zurzeit nicht ungewöhnlich. Seit der Geburt ihrer Tochter lächelte sie entweder oder schluchzte vor Glück. Sie beugte sich über das Päckchen und legte das Armband um das winzige Handgelenk des Babys. Es rührte sich, wachte aber nicht auf.
»Es ist ein bisschen groß.«
»Sie wird schon hineinwachsen«, sagte Juliet. »Ich danke dir so sehr. Möchtest du es wirklich verschenken?«
»Ja. Außerdem hat Damien es gefunden.« Sie berührte Juliets Schulter.
»Er wird begeistert sein.«
»So, ich gehe jetzt, ich muss mich auf den Mittagsansturm vorbereiten.«
»Ich frage mich, ob Scott Lacey auch heute wieder auftaucht«, neckte Juliet ihre Schwester.
»Er kann mich so oft fragen, wie er möchte, ich werde nicht mit ihm ausgehen.«
»Du wirst deine Meinung noch ändern. Ich habe gesehen, wie ihr euch anschaut.«
Libby umarmte sie. »Ich liebe dich, Schwesterherz.«
»Dito.«
Dreiunddreißig
1902
I sabella und Matthew stehen im Sonnenschein an der Anlegestelle, während Isabella sich in der Menge nach ihrer Schwester umschaut. Die Stadt um sie herum entfaltet sich, ist laut und vibriert förmlich vor Verheißung.
»Wo ist sie?«
»Keine Sorge, mein hübsches Vögelchen. Falls sie das Telegramm nicht erhalten hat, werden wir den Weg selbst finden.«
Isabella dreht sich lächelnd zu ihm. Ihr Bauch ist rund geworden, und ihre Wangen sind rosig. Er lächelt auf sie hinunter, seine neue Frau. Der Kapitän hat sie vor der Küste von Hawaii getraut, und sie hat ihren neuen Namen glücklich angenommen und beim Verlassen des Schiffes triumphierend mit Isabella Seaward unterschrieben. »Das beruhigt mich sehr, Liebster.«
»Wir haben nichts zu befürchten, mein hübsches Vögelchen. Jetzt nicht mehr.«
Dann sieht Isabella, wie Victoria sich in einer Jacke mit weiten Ärmeln und blauem Rock durch die Menge drängt. »Isabella!«, ruft sie, die Wintersonne schimmert auf ihrem braunen Haar. »Isabella!«
Isabella stürzt nach vorn, drängt sich durch die Menschenmenge. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals. Trotz der kühlen Luft sind ihr Gesicht und ihr ganzer Körper warm vor Freude. »Victoria!«, ruft sie, und die Menge teilt sich, als wolle sie Platz für das glückliche Wiedersehen machen.
Und dann liegen sie einander in den Armen und weinen vor Freude.
Danksagung
Für Mary-Rose MacColl, deren Humor, Wärme und Großzügigkeit mich beschämen.
Selwa Anthony, die, wie ich nur zu gern zugebe, die besten Ideen zu diesem Buch beigesteuert hat.
Meine »Schwestern« Bek, Char, Fi, Meg, Nic und Sal, die mit mir auf diese Reise gegangen sind, ob sie es wollten oder nicht.
Ollie, Mish und Chad, die meiner Phantasie die Sunshine Coast erschlossen und mir bei der
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