Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
der Hand vor den Mund. “Ach herrje, das hätte ich vielleicht jetzt nicht sagen sollen, was? Daran erinnerst du dich ja gar nicht, Stina. Ich bin so sehr daran gewöhnt, über alles mit dir reden zu können, dass ich das völlig vergessen habe.”
Stina runzelte die Stirn. “Du meinst also, Patrick hätte mich gezwungen, meinen Beruf aufzugeben?” Sie schüttelte den Kopf. “Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Er würde mich doch niemals zu etwas drängen!”
“Da kennst du meinen feinen Cousin aber schlecht. Er kann mitunter ziemlich herrschsüchtig sein. Aber ich will dich nicht beeinflussen, Stina. Du solltest versuchen, möglichst völlig unvoreingenommen an alles heranzugehen.” Sie gähnte. “Entschuldige, ich bin total fertig. Wärst du mir böse, wenn ich jetzt schlafen ginge?”
“Nein, überhaupt nicht. Margrit und ich richten dir rasch eines der Gästezimmer her. Und dann wünsche ich dir eine gute Nacht.”
“Die werde ich ganz sicher haben. Weißt du, ich habe mich in diesem Haus immer schon sehr wohlgefühlt. Als Kind war ich beinahe jeden Sommer hier zu Besuch, und nach deiner Hochzeit mit Patrick habe ich auch viel Zeit hier verbracht.” Demi strahlte. “Wie ich schon sagte, wir waren die besten Freundinnen. Und ich hoffe sehr, dass wir das in Zukunft auch wieder sein werden.”
6. KAPITEL
P atrick konnte es kaum erwarten, Stina endlich wiederzusehen. Das Meeting in Stockholm mit einem potenziellen Investor war nicht besonders gut verlaufen. Eine Menge heiße Luft, sonst nichts. Hätte er vor seiner Abreise bereits gewusst, um wen es sich bei dem ominösen Geldgeber handelte, wäre er gar nicht erst abgefahren. Umso mehr freute er sich darauf, nach Hause zu kommen.
Mit leicht überhöhtem Tempo jagte er die schlecht befestigte Straße entlang, die den einzigen Zufahrtsweg zum Tal darstellte. Stina würde Augen machen. Er hatte seine Rückkehr nicht angekündigt, um sie zu überraschen. Positiv, wie er hoffte. Das Telefongespräch des vergangenen Abends ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte so ausgelassen geklungen, so fröhlich – vielleicht auch ein kleines bisschen verliebt. Es mochte Wunschdenken sein, doch sie hatte immerhin gesagt, dass sie sich auf ihn freute. Das war doch ein guter Anfang.
Als er von Weitem den See erblickte, der im letzten Licht des Tages golden schimmerte, atmete er hörbar auf. Dann kam das Haus in Sicht, und Patrick runzelte die Stirn. Er wusste selbst nicht so genau, woran es lag, doch irgendetwas kam ihm merkwürdig vor. Den Grund hierfür erkannte er erst, als er die Auffahrt zum Haus hinauffuhr. Wem gehörte bloß der knallrote Sportwagen, der vor der Gartenpforte abgestellt war? Hatte Stina Besuch? Und wenn ja, wen? Sie kannte doch außer Margrit, Harald und ihm niemanden.
Patrick konnte ein mulmiges Gefühl nicht unterdrücken, als er die Haustür öffnete und in den Korridor trat. Der sonst so allgegenwärtige Geruch von Lavendelduftsäckchen, die Margrit im ganzen Haus verteilte, wurde von einem penetrant süßlichen Duft überlagert, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Stinas Parfum war es gewiss nicht, das war einfach nicht ihr Stil.
Und dann hörte er die Stimmen aus dem Wohnzimmer. Es waren zwei weibliche Stimmen. Die eine gehörte zu Stina, und die andere …
Patrick runzelte argwöhnisch die Stirn. Automatisch beschleunigte er seine Schritte und verharrte dann wie angewurzelt im Türrahmen, als er seine Cousine erblickte.
“Demi? Was zur Hölle hast du hier zu suchen?”
Stina und Demi, die ihn bisher noch nicht bemerkt hatten, zuckten erschrocken zusammen. Patricks Cousine erholte sich zuerst. Sie setzte ein süßliches Lächeln auf, das so falsch war wie alles andere an ihr. “Patrick! Du lässt dich auch mal blicken? Und ich dachte schon, ich bekomme dich gar nicht mehr zu Gesicht.”
“Was willst du denn hier?”, wiederholte er seine Frage, ohne auf Demis stichelnde Bemerkung einzugehen. Abgesehen davon, dass sie miteinander verwandt waren, verband sie nichts miteinander. In seinen Augen war seine Cousine noch immer die oberflächliche, verzogene Göre, die sie als Teenager gewesen war.
“Ich bin hier, um mich um Stina zu kümmern.” Unschuldig klimperte Demi mit den langen tiefschwarz getuschten Wimpern. “Und ich bin ganz offensichtlich genau im richtigen Moment gekommen. Ich weiß ja nicht, ob du dir dessen bewusst bist, aber deine Ehefrau braucht dich.”
“Na, da muss ich dir wohl danken, dass du
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