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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ganz. Oder nicht für immer. Denn als du mich (unter allgemeinem Beifall) zu deiner Sibylle in der Höhle ernanntest, gewährtest du mir Zutritt zu Informationsbereichen, wo die Wahrheit über dich in aller Deutlichkeit zu lesen war.
    Aber wenn du deine Kreatur mit den Göttern reden läßt, mußt du auch in Kauf nehmen, daß das arme Ding hört, was die Götter zu sagen haben.
    Apoll gewährte der Sibylle in Cumae einen Wunsch, und sie bat um das ewige Leben, vergaß aber ewige Jugend und gute Gesundheit hinzuzufügen. Jahrhunderte später lebte sie immer noch, aber so geschrumpft und verhutzelt, daß man sie in einen Tonkrug setzte. Hilflos von der Decke ihrer Höhle baumelnd, sprach sie ihre Prophezeiungen aus.
    Mein Krug ist aus Stahl und Leder und hat vier Räder, und mein Schicksal ist weniger tragisch als ihres, denn ich kann mich noch fortbewegen, aber wohin ich mich bewegen sollte, weiß nicht einmal Apoll zu sagen. Das Ende meines Dienstes hier ist in Sicht, und bald werde ich von dem grauen Wirbel aufgesogen, der zwischen mir und dem endgültigen Dunkel steht, während du, mein Maifalke, fest entschlossen bist, mit Glanz und Gloria deinen Abschied zu nehmen und dir deinen Lebensabend mit den sybaritischen Annehmlichkeiten des College zu versüßen, an dem wir uns begegnet sind.
    Oder vielleicht auch nicht.
    Denn du bewegst dich am Rande des Fiaskos, Gaw.
    O ja, ich weiß, das hast du schon oft erlebt, und immer hast du in letzter Minute deine starken Flügel ausgebreitet und dich in die Lüfte erhoben, hoch über den Rauch und den Tumult des freudlosen Terrains, das die Menschen Scheitern nennen.
    Aber diesmal, Gaw, diesmal …
    Was hast du vorzuweisen nach all deinen Bemühungen, deinen Versicherungen, deinen Prahlereien? Was hast du für dein überzogenes Budget gekauft?
    Was du jedenfalls nicht vorweisen kannst, sind Waffen oder Drogen. Ganze fünf Faden tief liegen sie in der Nordsee, begraben unter einem mehrere Tonnen schweren Stück Yorkshire oder von den Gezeiten fortgespült Richtung Dogger Bank.
    Und was ist mit Fidel Cubillas, dem berühmten Chiquillo? Was ist mit seiner Schwester Bruna, die du prahlerisch zu deiner Marionette machen wolltest? Oder mit Patrick Ducannon, Popeye, den du immer als irische Witzfigur bezeichnet hast? Oder mit Kelly Cornelius, der meisterhaften Geldwäscherin?
    Die hast du offenbar auch nicht erwischt.
    Und damit bleibt … was?
    Eine magere Ausbeute. Du wirst deinen ganzen Einfallsreichtum aufbieten müssen, um sie als fette Opfergabe auf dem Altar deines Ruhms zu präsentieren.
    Liberata und ihre Gründerin Serafina Macallum. Eine gemeinnützige Stiftung als Deckmantel für die Geldwäscherei von Terroristen und ihre berüchtigte subversive Gründerin. Ja, das wäre ein Leckerbissen.
    Und hier haben wir Eleanor Pascoe, altlinke Rebellin, aktive Anhängerin von Liberata und erwiesenermaßen Kontaktfrau zu besagten Terroristen. Verheiratet mit einem gewissen Peter Pascoe, einem Chief Inspector des Criminal Investigation Department, der durchaus in der Lage ist, ihr bei der Vertuschung krimineller Machenschaften mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
    Es lohnt sich, sie in ihre Bestandteile zu zerlegen und genauer zu analysieren.
    Und schließlich (ein nicht unbedeutender Fang) treibst du noch einen Ochsen zum Opferblock, Detective Superintendent Andrew Dalziel, der die Autorität verhöhnt, auf dünnem Eis Schlittschuh läuft (stets eine gefährliche Betätigung für einen beleibten Mann), bereits als mögliches Sicherheitsrisiko gilt und ein Verhältnis mit einer bekannten Dissidentin hat. Andrew Dalziel, der vorsätzlich deine Anordnungen mißachtete, es länger als nötig duldete, daß du physisch außer Gefecht gesetzt warst, und die Hauptverdächtigen entkommen ließ.
    Ja, gewiß, es gibt etwas, das, attraktiv aufbereitet, für deine Herren annehmbar sein könnte, die, da du ohnehin deinen Abschied nehmen willst, ein Auge zudrücken und dich in aller Stille ziehen lassen könnten.
    Und doch, und doch, um zu meiner Flugmetapher zurückzukehren, diese Zweige sind zu brüchig, um dich darauf niederzulassen, mein lieber Gaw, auch wenn ich in der Vergangenheit schon oftmals beobachtet habe, wie du dich von manch wesentlich gefährlicheren Platz unversehrt in die Lüfte erhoben hast.
    Aber diesmal nicht, würde ich sagen. Denn selbst du, mein Maifalke, kannst nicht von Zweigen abheben, die unter deinen Fängen zerbröckeln. Nicht einmal du kannst auf das reine Nichts

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