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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zu garantieren. Wenn meine Ermittlungen abgeschlossen sind, werden Ihre Probleme erst anfangen.«
    Mit diesen Worten rauschte er davon, gefolgt von seinen Helfern.
    »Kein Wort verstanden, was er da gesagt hat«, sagte Dalziel fröhlich.
    »Ich glaube, Bruna hätte seine Botschaft folgendermaßen ausgedrückt: Ich werde an eurer ganzen Bande Rache üben«, meinte Ellie.
    »Er kann doch eigentlich nichts unternehmen, oder?« fragte Peter besorgt. »Ich meine, man kann nie wissen, was diese Leute in ihren Akten haben.«
    »Keine Sorge, mein Junge. Wenn mich mein Gefühl nicht trügt, wird der gute alte Gawain bald feststellen, daß es seinen Akten so ähnlich ergeht wie ihm selbst, daß sie nämlich altersbedingt ziemlich stark abbauen. So oder so bin ich sicher, daß er als Gentleman nicht auf die Idee käme, uns arme Sterbliche zu bedrohen. Aber damit du ruhig schlafen kannst, gehe ich auf Nummer Sicher und frage ihn das nächste Mal, wenn er mir über den Weg läuft.«
    »Und wann wird das voraussichtlich sein?« erkundigte sich Pascoe.
    Andy Dalziel zog ein riesiges khakifarbenes Taschentuch heraus und wischte sich die Finger ab, die irgendwie ölverschmiert aussahen.
    »Ich würde sagen, ungefähr in zwei Minuten, wenn er feststellt, daß sein Wagen nicht anspringt«, erwiderte er.

Zweiundzwanzig
    Aus den Sibyllinischen Blättern
    Morgan Meredith …
lost in a dream where she walks and she doesn’t need wheels …
how good it feels …
    Meredith. Ein guter Name. Um ihn noch besser zu machen, deutete ich auf der Uni an, ich sei mit George, dem Schriftsteller, verwandt. Ich deutete es nicht nur an. Nach und nach wob ich ein Netz aus Umständen, Familientraditionen und Anekdoten, aus Erbstücken, Briefen und Manuskripten in Kisten auf unserem Dachboden.
    »Faszinierend«, meinte mein Tutor. »Vielleicht ein gutes Thema für Ihre Doktorarbeit, falls Sie dazu Lust haben.«
    Und ich lächelte, hielt mich für die große Betrügerin, für Morgan le Fay, am Ende der Swinging Sixties den Hintern im Minirock und die Welt zu meinen Füßen, zu einem Beatles-Hit tanzend und fest überzeugt, daß erste und erstklassige Erfahrungen auf allen nur denkbaren Gebieten auf mich warteten.
    Und mein Tutor lächelte auch, tiefer beeindruckt von meiner Begabung für Lug und Trug als von meiner akademischen Befähigung.
    Dann besuchte sein lieber Freund Gawain Sempernel, Absolvent unseres College und hochgeachteter Altphilologe, unsere Universität und hielt eine Vorlesung zu dem Thema
Homer im achtzehnten Jahrhundert.
Und als mein Tutor mich ihm vorstellte, glaubte ich, dies sei eine Würdigung meiner akademischen Brillanz.
    Viel später und viel zu spät begriff ich, daß er in Wirklichkeit nur Gawains Kuppler war, der ihn mit Jungs und Mädels zur genaueren Begutachtung versorgte.
    Natürlich war
Kuppler
in diesem Fall mehr als nur eine Metapher.
    Liebende unter dem singenden Maihimmel waren wir einst
.
    Er formulierte es so gut, George Meredith, mein angeblicher Verwandter. Nur daß unsere Version der modernen Liebe noch weit über das hinausging, was er sich vorstellen konnte, selbst als er seine Illusionen verloren hatte und zum Zyniker geworden war.
    Flinke Falken in der Falle waren wir.
    Nicht ganz verkehrt.
    Gawain bedeutet
Maifalke,
was du vermutlich wissen dürftest. Und du warst ein wahrer Raubvogel, Gaw. Ich habe deine Fänge zu spüren bekommen.
    Und was mich betrifft, habe ich mich eine Zeitlang wie ein Falke verhalten und fühlte mich unter dem singenden Himmel in meinem Element.
    Vielleicht waren die Tage meiner Höhenflüge damals schon gezählt. Vielleicht glaubte ich wie der Zaunkönig auf dem Rücken des Adlers, deine Kraft reiche für zwei. Sicherlich, als die Schmerzen anfingen und die Mattigkeit kam und die Luft so dünn wurde, daß sie mich kaum noch tragen konnte, und ich den Arzt unserer Abteilung aufsuchte und mich untersuchen ließ, da zögerte ich nicht, flügellahm zu dir zu flattern und dir die düstere Diagnose mitzuteilen.
    MS . Multiple Sklerose.
    Wie liebevoll, wie mitfühlend du warst.
    Wie rasch, wie geschickt du vorgingst.
    Ich sagte, wir müssen uns trennen. Du sagtest, für dich verändere sich nichts.
    Keiner von uns beiden meinte es ehrlich. Wenigstens darin waren wir uns einig.
    Und ganz allmählich, beinahe unmerklich, manövriertest du uns auseinander. Und dabei verfuhrst du so, daß ich, als ich es merkte, schon beinahe glaubte, es sei meine eigene Entscheidung gewesen.
    Aber nicht

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