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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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auf ihn achteten, das meiste wieder heraus.
    Zwischendurch rannten oder fuhren wir zu unserer Brücke, um zu sehen, ob sie noch da war. Dann liefen wir das Stück am Ufer bachabwärts, wo der neue Weg und die neue Brücke gebaut werden sollten. Und auch da klappte alles, die Arbeiter arbeiteten, die Betonierer betonierten und der Ingenieur schaffte an. Nur die Teile für die Brücke waren noch nicht alle da. Lediglich das Geländer war schon vollzählig.
    Wieder daheim, klingelte das Telefon, und der Mann vom skandinavischen Fertighaus meldete, daß wir das Fußbodenfenster bekämen, und zwar ganz umsonst, wenn er für die Werbung einige Fotos von dem Haus machen dürfe. Und dann sagte er, daß das Haus schon unterwegs sei. Und er rief an, als es in Hamburg mit dem Schiff ankam, und er sagte uns den Tag, an dem es auf die Eisenbahn verladen wurde.
    Das war eine feierliche Sache.
    Unser Haus kam auf der Eisenbahn zu uns angerollt. »Mensch«, riefen sie in der Schule, »auf der Eisenbahn!«
    »Ja«, bestätigte ich, »auf jedem Wagen ein Zimmer. Nur für das Wohnzimmer brauchen sie zwei. Und zwischen Haßfurth und Wankelsbühl mußten sie eigens einen Tunnel erweitern, damit sie das Wohnzimmer durchbekamen.«
    »War es zu hoch?« fragte der lange Max.
    »Nein, zu breit.«
    Da wollten sie alle zum Bahnhof, um zu sehen, wann unser Haus ankam.
    Nun war guter Rat teuer, denn ich wußte genau, daß natürlich nur die fertigen Wände und Deckenteile ankamen, und daß die Zimmer und das ganze Haus erst an Ort und Stelle zusammengesetzt wurden.
    »Soviel ich weiß, kommt es zwischen Mitternacht und drei Uhr früh«, sagte ich. »Und dann wird in der Nacht gleich alles zur Brücke gebracht. Dort steht schon ein mächtiger Kran und hebt alles an seinen Platz. Und im Wohnzimmer haben wir ein Fenster im Fußboden.«
    »Wozu?« fragte der neugierige Egon.
    »Damit wir erforschen können, wohin die Forellen schlafen gehen«, antwortete ich. »Ich möchte mich ein bißchen wissenschaftlich betätigen, versteht ihr? Außerdem können dann die Forellen auch zu uns hineinschauen. Wir stellen den Fernsehapparat so hin, daß sie zuschauen können, da werde ich dann feststellen, was sie am meisten interessiert.«
    »Du bist verrückt«, sagte Hänschen.
    »Alles wahr«, sagte ich. »Ich werde dir das Fenster im Fußboden zeigen.«
    Daheim war dann wieder große Aufregung. Bero wollte zu Mittag nicht schlafen, er stand in seinem Bettchen und heulte, daß die Wände wackelten. Wir alle versuchten zuerst nacheinander, ihn zu beruhigen, dann versuchten wir es gemeinsam, aber er brüllte nur »Raus!« Und das hieß nicht, daß wir hinausgehen sollten, sondern daß er aus dem Bett wollte.
    »Es ist so heiß«, sagte Mutti, »vielleicht kommt ein Gewitter. Er spürt immer das Wetter.«
    Also mußten wir uns opfern, irgendeiner mußte mit ihm zum Garten-Center gehen, denn das beruhigte ihn. Dort war ein kleiner Spielplatz mit Rutsche, Schaukel, Wippe und Kletterwand, außerdem konnte er im Freien, wenn uns niemand sah, Blumen füttern. Seit wir nämlich einmal im Stadtpark Tauben gefüttert hatten, ließ er sich nicht davon abbringen, daß auch Blumen gefüttert werden mußten. Und wenn wir nicht auf ihn aufpaßten, fütterte er die Balkon- und Zimmerpflanzen immer mit winzigen kleinen Semmelkrümelchen.
    Spinne und Don sagten gleich, daß sie heute nicht mit Bero Spazierengehen könnten, und so mußte ich mich opfern. Ich hatte ja keine Ahnung, was mir blühen würde.
    Wir trabten also los, und Bero freute sich schon mächtig auf die »Zaubertüren« im Garten-Center, denn die öffnen und schließen sich automatisch. Tritt man auf die Gummimatte vor der Tür, gleiten die beiden Glastüren auseinander. Das macht Bero natürlich Riesenspaß, vor allem glaubt er, daß er zaubern kann.
    Wir zauberten also zunächst die Eingangstür auf, dann mußten wir gleich von innen die Ausgangstür aufzaubern, und das ging ein paarmal so. Zum Glück nahmen es die Verkäuferinnen nicht übel, denn erstens waren wir gute Kunden, und zweitens hatten sie auch kleine Kinder daheim.
    Als wir genug mit den Türen gezaubert hatten, gingen wir durch die Baum- und Strauchreihen zum Spielplatz. Wir trafen’s gut, niemand war da. Bero konnte nach Herzenslust rutschen, schaukeln, klettern oder wippen. Es dauerte lange, bis er glaubte, daß er nun die Blumen füttern müsse.
    Das ist mir immer besonders peinlich, denn ich denke, der Gärtnergeselle hat das nicht gern, wenn

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