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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Brücke gehen.«
    »Am besten ist, wir beachten ihn eine Weile nicht«, schlug ich Vater vor. Der nahm meinen erzieherischen Ratschlag an. Bero legte sich ein wenig auf den Boden und trotzte, dann verzog er sich in einen Winkel, und schließlich kam er, um uns zu helfen.
    Als wir das Haus wieder verließen, waren die Arbeiter schon daran, die Dachteile zu montieren. Und außer den Freundinnen Spinnes waren eine Menge Leute gekommen, die zuschauten.
    Vater sagte nichts, aber er war mächtig stolz. Er hatte sich immer schon ein Haus gewünscht und eisern darauf gespart.
    »Nun?« fragte er den Chefmonteur. »Wie geht’s?« Der schob sich seinen Schutzhelm ins Genick und sagte: »Wir möchten heute noch fertig werden.«
    »Aber wird’s nicht eher dunkel?«
    »Wir haben Lampen und ein Aggregat da«, sagte der Mann. »Wir sehen zu, daß wir vor der Dunkelheit mit dem Dach fertig werden, dann kommen sämtliche Türen und Fenster an die Reihe, und dann gibt’s nur noch ein paar Kleinigkeiten.«
    Vater überlegte, schließlich fand er, daß die Leute zwischendurch doch etwas essen müßten.
    »Ach, wenn Sie uns eine Kleinigkeit bringen wollten. Wir haben einen kleinen Feldherd dabei, und Holz liegt ja genug herum.«
    Vater sah auf die Uhr, schnappte Bero, steckte ihn in den Wagen, ließ mich einsteigen. Es war höchste Zeit, denn die Geschäfte schlossen bald.
    Daheim sagte Mutter, am besten, wir nehmen gleich den Wäschekorb und fahren einkaufen. Bero blieb bei der Großmutter, was ihm gar nicht paßte, und wir fuhren zum Supermarkt und machten einen Großeinkauf. Wurst, Eier, Käse, Speck, Lendenschnitten, saure Gurken, Tomaten, Senf und Kapern, natürlich Salz, dann Partyteller und -becher, ein Partybesteck zum Wegwerfen, Bier, Obst. Es war eine Menge, und die Leute guckten, weil wir so viel gekauft hatten. Draußen, vor unserm Haus, fing dann eine lustige Kocherei und Braterei an, der Duft von gebratenen Steaks feuerte die Arbeiter an. Vater und ich machten aus einer Tür und zwei Holzböcken eine herrliche Tafel, und den Leuten, die uns noch immer zuguckten, auch beim Essen, stand das Wasser im Mund.
    Gestärkt gingen wir nachher wieder an die Arbeit. Vater und ich schleppten Türen ins Haus, brachten sie zu den richtigen Türstöcken, so daß die Arbeiter sie nur noch einsetzen mußten.

    »Du bist ja gut in Form«, lobte mich Vater, »so ein Steak mit Spiegelei und etlichen Beilagen gibt aber auch Kraft. Wo ist eigentlich Don?«
    »Don, glaube ich, muß mächtig büffeln.«
    »Ach so. Nun ja, wenn es sehr spät wird, dann rufe ich den Rektor an, damit du morgen daheim bleiben kannst. Man baut ja nicht alle Tage ein Haus auf der Brücke.«
    »Hoffentlich wird es spät«, sagte ich.
    Als Vater die Tür von unserem neuen Haus von außen abschloß, war es zwei Uhr früh.
    Er würde also ganz bestimmt den Rektor anrufen.

    Zwei Tage später übersiedelten wir. Keiner wird mir glauben, was dabei alles geschah. Das erste war, daß der Möbelwagen beim Einfahren in unseren Garten ein Stück Zaun umlegte. Unser Hausherr begann zu wettern, als hätte man ihn persönlich verletzt. Vater sagte ihm, daß er die Arbeiter arbeiten lassen solle, denn er müsse sie auch dafür zahlen, daß sie dem Hausherrn zuhörten. In diesem Fall arbeiteten die Arbeiter lieber.
    Das nächste war, daß sich einer beim Ausheben der Haustür das Kreuz verriß. Er konnte nur mehr gebückt gehen und nicht einmal mehr tief durchatmen. Dann brach ein Stück Treppengeländer ab. Und schließlich rissen die Gurte, als die beiden stärksten Männer einen schönen, alten Bauernschrank die Treppe hinunterwuchteten. Der Bauernschrank hielt es aus. Der Möbelträger, der unter ihm zu liegen kam, sah schlimmer aus. Vater brachte ihn ins Krankenhaus, wo man einen Bruch des Handwurzelknochens und mehrere Quetschungen und Schürfungen feststellte, die Hand eingipste und ihn in häusliche Pflege entließ. Als Vater mit dem Arbeiter zu seinem Wagen kam, stand ein Polizist da und wollte kassieren. Vater war einen Weg gefahren, den nur Krankenwagen im Einsatz fahren durften.
    »Sie sehen doch, daß ich einen Verletzten hierhergebracht habe!« rief Vater etwas laut.
    Aber das nützte nichts. Er mußte zahlen. Der Polizist hätte höchstens von einer Bestrafung abgesehen, wenn der Arbeiter lebensgefährlich verletzt gewesen wäre. Als Vater heimkam, war Mutter gerade dabei, Don die Hand zu verbinden. Er war beim Abnehmen der Gardinen aus unerfindlichen Gründen in eine

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