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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ist nun wirklich dekadent « , sagte Elsa im Flüsterton, als sie mit Paulette vor dem riesigen Ding stand. » War das deine Idee? Ganz untypisch für dich. «
    Â» Ich finde, Henning sollte an seinem letzten Abend etwas geboten bekommen. Man könnte es eine Henkersparty nennen. Die Geburtstagsfeier für das ewige Leben. «
    Hennings neue Freunde waren ungefähr vom gleichen Schlag wie seine früheren: Sie nutzten ihn aus. Solange er ihnen sein Geld in Form von Kaviar, Drinks und Pech im Spiel in den Rachen warf, würden sie ihm treu bleiben. Allerdings kamen sie aus anderen Ländern als damals im Jahr 1932. Es gab keine jungen Deutschen mehr in Port Rabaul, und die Holländer, Briten und Australier mieden den Umgang mit dem Bürger eines verfeindeten Staates. An ihre Stelle waren Chinesen, Filipinos und Inder getreten, außerdem einige Iren, die es ganz toll fanden, dass die Deutschen London bombardierten. Sie alle waren in Begleitung exotischer Frauen, die sonst im Hafenviertel anzutreffen waren. Auch ein Japaner war unter den Gästen, der sich allerdings die meiste Zeit im Garten der Villa herumtrieb und irgendetwas in ein Notizbuch kritzelte.
    Â» Ich bin begeistert « , lobte Henning die Feier. » Paulette, ich habe gehört, dass du die Organisatorin warst. Da muss ich dir wohl danken. «
    Â» Es hat mir großes Vergnügen bereitet. «
    Â» Übrigens hast du eine schnuckelige Tochter. «
    Â» Schnuckelige siebzehn « , sagte sie mit ernster Miene, und zündete sich eine Zigarre an.
    Â» Jungfrau, wie? « , fragte er.
    Â» Nein, Waage. «
    Henning lachte. » Der war gut. Ehrlich, sehr gut. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich sie mal ausführe? Dachte ich mir. Und sie muss auch nicht um zehn im Bett liegen, oder? Jedenfalls nicht allein. « Er lachte erneut, diesmal über seinen eigenen Witz.
    Â» Ich habe keine Einwände « , sagte Paulette, immer noch mit ernster Miene. » Ich werde sie sogar persönlich bitten, deiner Einladung nachzukommen. «
    Â» So mag ich das. Mit dir kann man wenigstens reden, Paulette. Hurenmütter sind eben die umgänglichsten. «
    Er wandte sich wieder seinen Freunden zu, die den Champagnerbrunnen umlagerten wie einen Ofen in eiskalter Nacht. Die Asiaten unter ihnen vertrugen den Alkohol schlechter als Henning und waren schneller betrunken. Nur eine Stunde später stand er ihnen in nichts mehr nach und musste von zwei Iren gestützt werden. Gegen Mitternacht löste sich die Party auf.
    Elsa hatte für die Gäste zahlreiche von Inselponys gezogene Rikschas zur Villa beordert. Nur um Henning kümmerte sie sich selbst, zusammen mit Paulette. Sie fuhren ihn zum » Café Pacifico « . Das Haus schlief bereits, auch im Zimmer von Max und Iolana brannte kein Licht mehr. Die beiden waren nicht eingeweiht, und so sollte es auch bleiben.
    Elsa und Paulette brachten den Betrunkenen in sein Zimmer im Obergeschoss. Er musste zwar von ihnen geführt werden, konnte aber noch alleine laufen. Alles in allem verhielt er sich still, brabbelte nur einige Zeilen aus einem Lied von Lale Andersen vor sich hin, irgendetwas von einer Frau und einer Laterne.
    Sie legten ihn aufs Bett, zogen ihn jedoch nicht aus. Während Elsa seine Taschen durchsuchte, löste Paulette vier Schlaftabletten in einem Wasserglas auf.
    Â» Er trägt es nicht bei sich « , sagte Elsa.
    Â» Das habe ich auch nicht erwartet « , erwiderte Paulette. » Wer läuft schon mit der Garantie für eine Apanage von zehntausend Pfund in der Tasche herum? Er wird es irgendwo versteckt haben. Wenn wir es nicht finden, müssen wir unser Vorhaben abbrechen. «
    Â» Vorhaben … «, murmelte Elsa. Sie fand, das war ein viel zu nüchternes Wort für einen so ungeheuerlichen Plan, und wurde prompt wieder von Zweifeln erfasst.
    Waren Hennings Erpressung und sein bösartiges Verhalten wirklich die einzigen Gründe für das, was sie zu tun im Begriff war? Oder hatte nicht auch eine maßlose Enttäuschung ihre Finger im Spiel, ebenso eine Verbitterung über die Männer, die ihr auf die eine oder andere Weise wehgetan hatten? Oder die Enttäuschung über ihren Vater, der lieber in den Krieg gezogen war, statt bei ihr zu bleiben, über ihre Onkel, die sie verachtet, über Henning, der sie verlassen, über ihren Schwiegervater, der sie gedemütigt, über Titus, der sie süchtig gemacht

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