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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Gedanke hielt sie minutenlang davon ab, sich ins Wasser gleiten zu lassen. Irgendwann überwand sie sich doch.
    Das Schwimmen bereitete ihr keinerlei Probleme. Sie spürte weder ihren Körper noch die Anstrengung. Ziemlich weit entfernt von der ursprünglich dafür vorgesehenen Stelle erreichte sie das Land. Ohne sich zu erholen, ohne in der Dunkelheit nach dem bestmöglichen Weg zu forschen, ging sie kilometerweit bis zum vereinbarten Treffpunkt, wo Paulette mit dem Auto auf sie wartete.
    Â» Warum hat es so lange gedauert? « , fragte sie. » Chérie, ist alles in Ordnung? Wie ist es gelaufen? Gab es Probleme? So sag doch! «
    Â» Bitte « , antwortete Elsa mit unendlicher Müdigkeit, die nicht von ihrer Erschöpfung herrührte, » fahr mich einfach nur nach Hause. «

Schwerer Verdacht
    Im Halbschlaf wälzte Elsa sich schweißüberströmt im Bett. Sie sah Hennings jungenhaftes Gesicht, die vom Bootsrumpf abrutschende Hand, hörte seinen Schrei, dann sein Röcheln. Sie war eine Mörderin. Als sie erwachte, versuchte sie alles, um das Bild des Sterbenden loszuwerden. Sie sagte sich, sie habe nicht Florence Nightingale ermordet, sondern ihren Erpresser und Peiniger.
    Die Identität der Mörderin war die erste, gegen die Elsa sich wehrte. Sie war Prinzessin, Kurtisane, lustige Witwe, Millionärin und Kaiserin gewesen, und alle diese Identitäten waren noch immer ein Teil von ihr – das nach Zuwendung hungernde Kind, die nach Bestätigung suchende Frau, die Lebenslustige, die Liebende … Niemals hatte sie andere Menschen absichtlich verletzt, allenfalls aus einer Lebenskrise heraus. Andere waren auf ihren Gefühlen herumgetrampelt, von Kindheit an, trotzdem hatte sie die Schuld immer zunächst und für lange Zeit bei sich selbst gesucht. Daran wäre sie beinahe zugrunde gegangen.
    Zum ersten Mal war sie nicht das Opfer, sondern die Täterin.
    Sie schlief wieder ein, fieberte.
    Gegen zwölf Uhr mittags rüttelte Paulette sie wach.
    Â» Elsa, es ist etwas Schreckliches passiert « , sagte sie. » Eben war ein Leutnant von der Polizei hier. Sie haben Hennings Leichnam gefunden … jetzt schon! Ein Fischerjunge hat ihn im Morgengrauen entdeckt. «
    Â» So? « , fragte Elsa. Sie hatte Kopfschmerzen und fühlte sich krank. Obwohl sie am Abend zuvor keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte, hatte sie einen Filmriss. Sie erinnerte sich an alles bis zu dem Punkt, als sie die Bootsgarage verlassen hatte, und dann erst wieder an den Schlag mit der Flasche auf Hennings Hand.
    Die Rückkehr in die Villa war ihr ebenfalls nur bruchstückhaft in Erinnerung. » Ich will noch ein wenig schlafen « , sagte sie.
    Â» Elsa, du scheinst den Ernst der Lage nicht zu erfassen. « Paulette packte sie an der Schulter. » Sieh mich an. Du musst wieder einen klaren Kopf bekommen. Dieser Leutnant will dir Fragen stellen. Ich habe ihn auf später vertröstet mit der Ausrede, dass du von der gestrigen Party einen Kater hast. Das hat er widerstrebend geschluckt. Ich sage dir, das ist ein ganz harter Hund. Wir müssen dich vorbereiten. «
    Â» Vorbereiten? « , fragte sie verwirrt.
    Paulette kippte die halb gefüllte Waschschüssel über Elsas Gesicht aus.
    Elsa sprang auf. » Paulette! Bist du nicht mehr ganz richtig im Kopf? «
    Â» Das fragst ausgerechnet du? Ich bin mir vorgekommen, als würde ich mit einer geistig Umnachteten diskutieren. Elsa, laut unserem Plan sollte Hennings Leiche erst in einigen Tagen auftauchen. Die Strömung hätte ihn … Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte und warum der Körper an einer ganz anderen Stelle als der von mir berechneten angeschwemmt worden ist, nämlich auf der Vulkaninsel. «
    Inmitten der Matupi Bay ragte eine kleine Insel aus Vulkangestein aus dem Meer.
    Paulette fragte: » Hast du Henning … hast du ihn … du weißt schon, an der vereinbarten Stelle … ins Meer geworfen? «
    Â» Ich glaube schon. « Sowohl die vergebliche Suche nach der Wahrheit als auch das Gespräch mit Paulette verlangten ihr einiges an Anstrengung ab. » Ich weiß es nicht mehr genau. Es verging eine Weile, bis ich … «
    Â» Wie lange war die Weile? Fünf Minuten? Zehn? Elsa, du bist mehr als eine Stunde später als geplant am Auto angekommen. Wenn du das Boot so lange auf dem Meer hast treiben lassen, bevor du … du weißt schon …

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