Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
und benutzt hatte? Vielleicht sogar über Max, der sich einer anderen Frau zugewandt hatte?
» Schlaf nicht ein « , sagte Paulette. » Such weiter. «
» Was, wenn er es einem seiner Freunde gegeben hat? « , fragte sie.
» Dadurch würde er sich selbst erpressbar machen. Der âºFreundâ¹ könnte mächtig abkassieren. «
» Vielleicht hat er es auf einer Bank deponiert? «
» Leider nicht. Ich habe mich bei allen Banken diskret erkundigt. «
» Sie dürfen dir gar keine Auskunft geben. «
» Dennoch haben sie es getan. Das hängt wohl mit den zig Millionen Pfund zusammen, die wir bei ihnen angelegt haben. «
» Vielleicht hat er das Dokument irgendwo vergraben. «
» Ich habe ihn von dem Abend an beschatten lassen, als er uns den Wisch gezeigt hat. «
» Noch bevor wir irgendetwas beschlossen haben? «
» Chérie, ich konnte den Parlamentsbeschluss nicht abwarten. Tatsache ist, er hat nichts vergraben. Er war auch bei keinem Rechtsanwalt oder Notar. Er muss es in seiner unmittelbaren Nähe versteckt haben. «
Das Gespräch hatten sie sehr leise geführt, damit Henning, der noch halb bei Bewusstsein war, es nicht mit anhören konnte.
Die Schlaftabletten hatten sich inzwischen vollständig aufgelöst. Paulette öffnete sehr leise eine Flasche Champagner, die sie von der Feier mitgebracht hatte, und mischte etwas von ihrem Inhalt in das Wasserglas, ehe sie es an Hennings Lippen führte.
» Hier, trink, mein Lieber. «
Er weigerte sich zunächst, aber als er den Champagnergeschmack wahrnahm, trank er das Glas im Nu aus.
» In ein paar Minuten könnte ihn auch Glenn Millers Big Band nicht mehr wach bekommen « , sagte Paulette und begann Elsa bei der Suche nach dem Dokument zu helfen. » Wo hast du schon überall nachgesehen? «
» In allen Schubladen. «
» Schätzchen, ich habe wirklich eine hohe Meinung von dir. Aber als Komplizin taugst du wenig. In den Schubladen nachzusehen ist so, als würdest du auf der Suche nach einem Piratenschatz die Strände ablaufen. «
Elsa rieb sich die Schläfen. » Es tut mir leid, ich bin ⦠ich bin ⦠«
» Nicht wie ich, schon gut. « Paulette warf einen Rundumblick in das Zimmer. » Hast du schon im Radio nachgesehen? «
» Im Radio? « , fragte Elsa. » Nein. Das ist doch völlig absurd. «
Paulette öffnete das Radio â und zog das Dokument hervor. » Zum Glück führe ich unsere Geschäfte « , sagte sie trocken. » Nun denn, gehen wir über zu Teil zwei. «
Teil zwei â das war der eigentliche Mord.
Elsa hatte später Mühe, ihre Handlungen zu rekonstruieren. In ihrer Erinnerung dauerte das Geschehen nur wenige Minuten, tatsächlich waren es etwas mehr als drei Stunden. Zunächst trugen sie den tief und fest schlafenden Henning die Treppe hinunter ins Café und von dort in die Bootsgarage. Die war ursprünglich für Lieferungen von der Seeseite gebaut worden. Sie war nur vom Meer aus einsehbar, was es den beiden Frauen ermöglichte, Hennings Körper in einem kleinen Boot zu verstauen, ohne bemerkt zu werden. Eine Viertelstunde lang erholten sie sich von der Strapaze, denn auch wenn Henning für einen Mann schlank und leicht war, Elsa und Paulette waren es ebenfalls.
In der Bootsgarage trennten sich die Wege der Freundinnen. Paulette war keine gute Schwimmerin, was jedoch für das Gelingen des Plans unabdingbar war. Während die Französin in Hennings Zimmer alle Spuren ihrer Anwesenheit beseitigte, ruderte Elsa in die Matupi Bay hinaus. Erst als sie ein gutes Stück von der Küste entfernt war, warf sie den AuÃenbordmotor an. Sie fuhr fast bis zur Einmündung der Bucht, stoppte den Motor und â tat erst einmal gar nichts.
Der Plan sah vor, Henning über Bord zu werfen. Binnen Sekunden würde er ertrinken und, da er betäubt war, nichts davon mitbekommen. Elsa würde an Land schwimmen, eine Strecke von ungefähr einem Kilometer. Das war auch schon alles. Die Strömung würde Hennings Leiche nach unten ziehen und in einigen Tagen irgendwo am Strand von Port Rabaul anschwemmen, wohingegen das herrenlose Boot sehr viel früher auffallen würde. Man würde eine leere Champagnerflasche darin finden.
Alles würde auf einen Unfall hindeuten: Der stark angetrunkene Henning Matthes hatte in der Nacht seines Geburtstages noch keine
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