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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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war. In ihrem Bemühen, höflich und zugleich direkt zu sein, was sie Mutter und Vater gleichermaßen verdankte, sagte sie: » Ich spüre, dass ich nicht zur Frommen geboren bin, nicht zur Dienerin, egal für wen. Gott ist mit Ihnen besser dran. «
    Damit gab sie Myrtle Maloy und Fräulein Bleulich, die ausnahmsweise beide gleichermaßen dümmlich aussahen, die Hand und ging den Weg zurück.

Blutiges Zwischenspiel
    Iolana lag mit geschlossenen Augen im Garten und lauschte dem Wind, der über die Hügel rauschte wie ein schwerer Regenschauer. So oft es ging, bevorzugte sie den freien Himmel über ihrem Kopf und den Kontakt zur blanken Erde. Die geschlossenen Räume der Villa mied sie, wann immer möglich. Zwar waren die Räume luftig und angenehm kühl, aber die Einrichtung war völlig überladen. Wo es eine chinesische Vase getan hätte, standen vier. Die Wände waren über und über mit Gemälden bedeckt. Titus kannte kein Maß, in keiner Beziehung. Er musste von allem zu viel haben: Autos, Bilder, Ringe, spontane Ideen, Selbstliebe, Originalität – und Frauen.
    Mit der letztgenannten von Titus’ Maßlosigkeiten ging Iolana nicht anders um als mit den anderen – sie machte möglichst einen Bogen darum, ansonsten fand sie sich damit ab. Wer Iolanas Geschichte kannte, hätte verstehen können, warum sie das Angebot angenommen hatte, in Titus Warwicks Haus zu ziehen, in dem bereits eine andere Frau lebte. Wer ihre Geschichte nicht kannte, musste Iolana entweder für extrem ergeben halten oder für extrem abgebrüht. Sie war sich darüber im Klaren, dass ihr Paulette genau diese Abgebrühtheit unterstellte, allein deshalb, weil Europäer ihre Mitmenschen immer aus dem Gedankengebäude heraus beurteilen, in dem sie selbst leben.
    Für Paulette war Iolana eine polynesische Schlange, und für Iolana war Paulette eine typische Weiße, gierig nach Geld und deswegen zutiefst bemitleidenswert.
    Iolana bemerkte Paulette erst, als die Französin sie mit dem Fuß antippte. Wie ein Koloss ragte sie hinter Iolanas Kopf auf und blickte auf ihren Scheitel hinab.
    Â» Möchtest du einen Kaffee? « , fragte Paulette. » Ich habe frischen gekocht, der von Gung ist ungenießbar. Chinesen behandeln Kaffee wie grünen Tee, veranstalten ein Riesenbrimborium, und am Ende kommt doch bloß ein hellbraunes Süppchen heraus. Der hier ist so stark, dass der Löffel senkrecht darin steckenbleibt, wenn … «
    Â» Nein, danke, ich will keinen Kaffee « , sagte Iolana und schloss die Augen wieder.
    Eine friedliche Minute verstrich, bevor Paulette fragte: » Warum nicht? « Sie saß inzwischen an eine Palme gelehnt da und drehte eine Tasse in ihren Händen. » Zufällig weiß ich nämlich, dass du starken Kaffee magst. «
    Obwohl in ihrer Ruhe gestört, blieb Iolana weiterhin in schlafgleicher Position liegen. » Ja, aber ich mag ihn nicht, wenn er mir mit Hintergedanken serviert wird. «
    Â» Was weißt du schon von meinen Hintergedanken? «
    Â» Dass du bei allem, was du tust, welche hast. «
    Â» Ts « , zischte Paulette. » Da will ich mal nett sein … Titus ist noch eine ganze lange Woche in Singapur, um seine obszönen Machwerke zu veräußern, da dachte ich, wir könnten uns ein bisschen gegenseitig die Zeit vertreiben. Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich könnte dich zum Beispiel mit einer Machete durch den Garten verfolgen, was ich mir abwechslungsreich für uns beide vorstelle, die Zeit würde im Nu verfliegen. Wir können aber auch einfach Kaffee trinken und uns unterhalten. «
    Noch immer hielt Iolana die Augen geschlossen. » Warum legst du nicht eine deiner scheußlichen Josephine-Baker-Platten auf und lässt mich in Ruhe? «
    Â» Siehst du, wir sind beinahe schon Freundinnen. Wundere dich nicht, dass man Freundschaften eher erträgt als genießt, kommt in Europa häufiger vor, als man denkt. Bevor man sich langweilt, quält man sich lieber. Niemand kann in Frankreich einen guten Freund von einem guten Feind unterscheiden. «
    Iolana stieg nicht darauf ein. Sie ließ sich den Wind über das Gesicht wehen, während die Schatten der Palmblätter über ihren Körper tanzten. Von hoch oben drangen die Schreie der Seevögel zu ihnen herab. Dann hörte sie ein Klicken und Zischen, und wenig später stieg ihr ein

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