Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
in das Europa zehnmal hineinpassen würde, und dass sie als Basis für dieses Wissen nichts anderes benötigen als Daniel Defoes ›Robinson Crusoe‹. Die eine oder andere zusätzliche Lektüre könnte nicht schaden. Ich empfehle Ihnen Robert Louis Stevensons Reisebericht mit dem Titel … «
    Â» Meinen Sie, dies sei der richtige Zeitpunkt für Literaturempfehlungen, mein Kind? Sie sind überreizt. Nun denn, das ist nicht weiter verwunderlich. Wir alle stünden unter Schock, wenn unsere Familie uns verstoßen hätte. Natürlich würde uns so etwas nicht passieren, dennoch haben wir Verständnis. Nicht wahr, Miss Bleulich? «
    Die Angesprochene reagierte nicht schnell genug und kam daher nicht zu Wort.
    Â» Kommen Sie, liebes Kind, eine schöne Tasse Tee wird die Welt für Sie wieder geraderücken « , sagte Myrtle Maloy, ließ allerdings offen, wie die Tasse Tee dies bewerkstelligen wollte.
    Elsa senkte den Kopf. Sie war an die missliche Lage erinnert worden, in der sie sich befand – ein unsensibler Hinweis, der seine Wirkung nicht verfehlte. Vom Wohlwollen der Methodistinnen abhängig, musste sie sich zwangsläufig in Myrtle Maloys krakenhafte Umarmung begeben und verließ mit ihr die Hütte.
    Als sie an Max Richter vorüberging, kam es ihr vor, als passiere sie eine Schranke, und sie blickte mehrmals zurück, während sie vorwärtsschritt. Erst als sie sich an der nächsten Biegung orientierte, fiel ihr auf, wo sich die Behausung des Arztes befand: außerhalb der Stadt an einer ruhigen Stelle nahe am Wasser.
    Beinahe willenlos ließ sie sich führen. Elsas lose Haare dienten dem nie ruhenden Passat als Windfang, einige Schmetterlinge flogen vom Weg auf, im Gebüsch zirpten Zikaden, niedrige Wellen überspülten die glatten Riffe, die wie Walrücken aus dem Wasser ragten, ein Schwarm Delphine tummelte sich in Sichtweite. Die beiden Damen schienen all das nicht wahrzunehmen, sie sahen, hörten und rochen nichts, zumindest nicht auf dieselbe Weise wie Elsa. Zielstrebig steuerten sie auf die Kolonie zu, die bald in Sichtweite kam. Schon von Weitem leuchteten ihnen die kreisrunden roten Tulpeninseln in dem perfekt gemähten grünen Rasen entgegen.
    Â» Ich hoffe « , sagte Elsa, » dass ich schon bald die Unterstützung erhalten werde, die Sie mir freundlicherweise in Aussicht gestellt haben, um nach Europa reisen zu können. Ich muss unbedingt … «
    Â» Wir werden sehen, mein Kind. Bisher waren wir mit dem Spendensammeln nicht sehr erfolgreich. Die Mitglieder unserer Gemeinde zweifeln am Erfolg Ihrer Reise. «
    Â» Aber … «
    Â» Dass Sie unserer Kirche nicht angehören, ist ein weiteres Manko. Außerdem zeigen Sie sich in mancherlei Hinsicht als uneinsichtig gegenüber gut gemeinten Belehrungen. «
    Â» Ich würde Ihnen die gespendete Summe selbstverständlich zurückzahlen, mit Zinsen, die nicht zu knapp … «
    Â» Sie verwechseln unsere Kirche mit einem Bankhaus. Wir investieren in Seelen, nicht in Obligationen und übrigens auch nicht in wilde Träume. Buchstäblich wilde Träume, liebes Kind. «
    Â» Ja « , sagte Fräulein Bleulich, so als hätte sie einen unerhört wichtigen Beitrag zur Diskussion zu leisten.
    Elsa blieb abrupt stehen und sah erst die Bleulich an, dann Myrtle Maloy, die ihr plötzlich vorkam wie die auf Ikonen abgebildeten Frauen: nichtssagend, ungerührt und trotz ihres Heiligenscheins irgendwie leer, ohne Botschaft.
    Â» Mein Name ist nicht ›liebes Kind‹. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich mit ›Frau Matthes‹ anreden würden. «
    Â» Wie bitte? « , rief Myrtle Maloy. » Also wirklich, ich … «
    Â» Alternativ heiße ich auch Prinzessin Elsa Fa’alua. «
    Â» Bitte unterbrechen Sie mich nicht andauernd « , empörte sich Mrs. Maloy. » Sie benehmen sich ganz und gar unmöglich. Und jetzt kommen Sie weiter, Ihr Tee wartet. «
    Â» Falls sich keine hundert Pfund auf dem Tassenboden befinden, lasse ich den Tee ausfallen, wenn Sie gestatten. «
    Die völlig vor den Kopf gestoßene Myrtle Maloy wusste darauf nichts anderes zu erwidern als: » Nein. «
    Elsa, die seit Tagen mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen hatte, kam sich plötzlich sehr undankbar vor. Trotzdem spürte sie, dass der Weg der Missionarswitwe und ihres Anhangs nicht der ihre

Weitere Kostenlose Bücher