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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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unpassender Geruch in die Nase. Das brachte sie dazu, die Augen zu öffnen und sich ein wenig aufzurichten.
    Paulette rauchte eine von Titus’ Zigarren, der dicke braune Fremdkörper qualmte in ihrem Mundwinkel. Zu ihrer schlanken Gestalt, der vornehmen Blässe und den kurzen blonden Haaren hätte eine Art-déco-Zigarettenspitze weitaus besser gepasst, aber das schien sie nicht zu stören.
    Â» Du wirst niemals Erfolg bei Titus haben « , sagte Iolana. » Wenn du ihn ansiehst, dann hast du Geldscheine vor Augen, eine Villa, Autos, Ländereien, Porzellan, lukrative Geschäfte … Das merkt er. Sicherlich lässt er sich das gerne gefallen, er kokettiert mit deiner Gier, und er benutzt deinen Körper. «
    Â» Deinen etwa nicht? «
    Â» Zu mir kommt er nur, wenn er Zärtlichkeit sucht, also selten. Er betrachtet mich gerne, aber das ist auch schon alles. Fast alles, um genau zu sein. Wir haben erst zwei- oder dreimal miteinander geschlafen, mehr würde ich auch nicht zulassen. Er respektiert mich. «
    Paulette lachte hell auf, doch Iolana ließ sich davon nicht beirren. » Ob du es glaubst oder nicht: Wenn ich Titus ansehe, erblicke ich einen guten Menschen. Er gibt mir Geborgenheit, redet mit mir von Gleich zu Gleich und heitert mich auf, während du die Menschen mit deinem Zynismus überschüttest und in jedem immer nur das Schlechte weckst. Aber mich steckst du nicht an mit deinem Gift. Und jetzt entschuldige mich bitte. «
    Damit stand sie auf und ging mit schnellen Schritten durch den leicht abschüssigen Garten, vorbei an riesigen Kaskaden kardinalroter Bougainvilleen. Der Streit hatte sie aufgewühlt, und erst der Anblick des Stillen Ozeans beruhigte sie wieder. Leider dauerte die Ruhe nur eine Minute.
    Die Französin war ihr gefolgt und stellte sie neuerlich zur Rede. » Wenn du im Ernst darauf hoffst, dass Titus dich respektiert, bist du noch viel dümmer, als ich dachte, und außerdem schlimmer dran als ich. Wenn Titus mich eines Tages fallen lässt, verliere ich die Hoffnung auf ein Vermögen. Lässt er dich fallen, verlierst du eine Illusion. Das ist hart, Chérie, wirklich hart. Ich will nicht, dass dein süßes kleines Herz in tausend Stücke geschnitten wird. «
    Â» Ich werde dieses Gespräch nicht fortsetzen. Deine passive Aggression ist unerträglich. «
    Â» Oh, das tut mir leid, warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Ab jetzt werde ich mich extra für dich in aktiver Aggression üben. «
    Â» Bitte, geh mir aus dem Weg. «
    Â» Du willst es direkter? Du kannst es direkter haben. Du bist nichts weiter als seine Nutte Nummer zwei. «
    Die Ohrfeige traf Paulette völlig unvorbereitet, und Iolana hatte sie völlig unvorbereitet ausgeteilt. Die Polynesierin war von jeher sanftmütig und nachgiebig, sie hatte noch nie ein anderes Wesen geschlagen. Erschrocken von sich selbst, lief sie davon, diesmal hügelan. Aber Paulette war schneller und riss die Flüchtende zu Boden.
    Die beiden Frauen wälzten sich zwischen den Gardenien. Iolana hatte so gut wie keine Aggressionen mehr in sich, denn ihre Wut hatte sich zuvor in der Ohrfeige entladen. Ihr ganzes Dasein war auf Rückzug ausgerichtet, die Flucht lag ihr im Blut. Paulette gewann daher rasch die Oberhand, und in der Hitze des Gefechts teilte sie einen Schlag aus, der Iolana in den Oberbauch traf.
    Sie krümmte sich.
    Paulette ließ von ihr ab. » Niemand schlägt mich ungestraft, hörst du? Niemand! «
    Der Schmerz im Bauch war dumpf und kurz, aber er klang seltsam nach, so wie man ein stechendes Licht auch bei geschlossenen Augen noch zu sehen meint. Aus diesem abflauenden Schmerz heraus stieg eine Erinnerung in Iolana empor und mit ihr die Übelkeit.
    Sie würgte und hustete, so als müsste sie sich erbrechen, ohne dass es geschah.
    Â» Iolana, was hast du? « , fragte Paulette erschrocken. » Ich fahre dich zum Arzt. «
    Sie wies Paulettes Hilfe ab.
    Â» He, sei nicht albern. Es … es tut mir ja leid. Ich wollte nicht … Na, das jedenfalls wollte ich nicht. Steh auf, komm jetzt, ich werde … «
    Â» Nein, es ist schon gut, Paulette. Ich mache dir keinen Vorwurf. Es geht gleich wieder. «
    Â» Ich werde Gung nach dem Arzt schicken. «
    Â» Nein. Lass mich einfach in Ruhe. «
    Iolana stand auf schwachen Beinen, die jedoch mit jedem Schritt ein wenig kräftiger wurden. Sie ging

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