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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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in ihr Zimmer, schrieb eine kurze Liste, steckte den Zettel und etwas Geld ein und verließ das Haus.
    Â» Wohin willst du? « , fragte Paulette. » Ich kann dich hinbringen. Steig in den Bentley. «
    Die Polynesierin wehrte das Angebot mit einer Handbewegung ab, ging die Auffahrt entlang und verließ das Grundstück. Paulette folgte ihr noch eine Weile, rief immer wieder ihren Namen, und erst als Iolana unbeirrt ihren Weg auf der Serpentine in Richtung Rabaul fortsetzte, gab sie auf.
    Angst überkam Iolana, aber das hielt sie nicht von ihrem Entschluss ab. Sie glich jener Angst, mit der die Polynesier vor Jahrhunderten in Boote gestiegen waren und den Pazifik erkundet hatten, unsicher, ob sie die Fahrt überleben würden, und dennoch dem inneren Zwang gehorchend. Auch Iolana begab sich auf eine ungewisse Reise, bei welcher der Tod im Spiel war.
    Sie blickte stur geradeaus. Ab und zu stolperte sie über Geröll, zumeist Bimssteine, eine Mahnung der Götter, der Vulkane und der zerstörerischen Macht, zu der sie fähig waren. Immer wieder stand Iolana auf und ging weiter, wobei sie die Schürfwunden ignorierte.
    Nach einer halben Stunde Fußmarsch erreichte sie die Küste. Mit jedem weiteren Schritt umfing der entsetzliche Gestank sie ein wenig mehr, gegen den die Frische der Meeresbrise und die Düfte des Waldes vergeblich ankämpften. Sie glaubte schon, sie bilde sich den Fäulnisgeruch nur ein, da stieß sie auf einen gestrandeten Wal. Der angefressene Körper diente zahlreichen gefiederten Aasfressern als Futterplatz und Millionen von Fliegen als Brutstätte. Das Tier lebte noch. Mit dem einen Auge, das ihm geblieben war, schien es Iolana anzusehen.
    Ekel überkam sie. Dabei war es gar nicht der Kadaver, der diese Übelkeit verursachte, sie in die Knie zwang und erbrechen ließ. Der sterbende Wal war nur das Vorzeichen für das, was sie zu tun beabsichtigte, daher galt ihr Ekel vielmehr der eigenen Absicht.
    Auf allen vieren schleppte sie sich weiter.
    Endlich gelangte sie zu der auf Stelzen gebauten Hütte des Arztes. Fast alle Matten waren heraufgezogen, das Nachmittagslicht fiel schräg ins Innere. Iolanas Blick folgte ihrem eigenen langen Schatten, der langsam die drei Stufen hinaufkroch und erst ein paar Bodenbretter bedeckte, dann vier Stuhlbeine, Füße, einen Rock, eine Frau …
    Â» Ich will zum Doktor « , hörte Iolana sich sagen.
    Â» Guten Tag. Ich bin Elsa. Und Sie sind Iolana, nicht wahr? Erinnern Sie sich an mich? Ich … ich helfe dem Doktor vorübergehend aus, nur für eine Weile, bis … Aber wollen Sie sich nicht setzen? «
    Â» Nein. Wo ist der Doktor? «
    Â» Tja, er ist gerade … Oh, da kommt er ja. «
    Iolana hielt sich nicht mit einer Begrüßung auf. Sie holte einen Geldschein und den Zettel hervor, den sie geschrieben hatte, und drückte beides Max Richter in die Hand.
    Â» Ich brauche diese Zutaten hier « , sagte sie.
    Er studierte die Liste, sah ihr in die Augen und erwiderte: » Das kann ich nicht machen. «
    Â» Ich tue es so oder so, auch ohne Sie. Nur mit Ihnen wäre es leichter. «
    Â» Lassen Sie uns darüber reden. Falls Sie eine weibliche Gesprächspartnerin bevorzugen, könnte Mrs. Matthes … «
    Â» Nein. Geben Sie mir die Zutaten, sonst gehe ich wieder. « Als er nicht reagierte, schickte sie sich an, die Hütte zu verlassen.
    Â» Warten Sie! « , rief er. » Wenn es Ihnen so ernst damit ist … « Er seufzte. » Ich benötige ein paar Minuten. «
    Erschöpft setzte sich Iolana in den Sand vor der Hütte. Vor ihren Augen brüllte der Pazifik, die Wogen hoben und senkten sich in gewaltiger Dünung, und ihr Weiß schäumte über die Klippen. Der Passat toste. Alle Götter schrien Iolana an.
    Elsa setzte sich neben sie. Sie war so klug zu schweigen, aber als sie nach Iolanas Hand griff, schüttelte diese sie ab.
    Die Polynesierin ließ sich zurückfallen, schloss die Augen und wartete, bis Max Richter ihr ein winziges Baumwollsäckchen überreichte.
    Â» Zerstampfen Sie die Zutaten in einem Stößel « , erklärte er. » Übergießen Sie sie dann … «
    Â» Ich weiß « , sagte sie nur und nickte ihm dankbar zu.
    Mit dem Tod in der Tasche ging sie den beschwerlichen Serpentinenweg zurück und kam nach einer Stunde in der Villa an. In der Küche vermischte sie die Zutaten mit

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